Studentenproteste in Südafrika
21. Oktober 2015Chaos auf dem Gelände des südafrikanischen Parlaments in Kapstadt: Hunderte Studierende durchbrachen Medienberichten zufolge die massiven Polizeisperren, um direkt in der Volksvertretung gegen die geplante Studiengebührenerhöhung zu protestieren. Die Polizei setzte Blendgranaten und Gummigeschosse ein und drängte viele der Demonstranten zurück. Mehr als zwanzig von ihnen wurden festgenommen und sollen am Freitag vor Gericht vernommen werden.
Im Parlament spielten sich laut Beobachtern tumultartige Szenen ab: Finanzminister Nhlanhla Nene war gerade dabei, den Abgeordneten die eher düsteren Aussichten für die südafrikanische Wirtschaft zu erläutern, als einige Studierende den Saal zu stürmen versuchten. Nene habe mit stoischer Ruhe am Rednerpult verweilt und das Chaos betrachtet, das um ihn herum ausbrach.
Abgeordnete verbünden sich mit Studenten
Delegierte der linksgerichteten Partei "Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit" von Julius Malema solidarisierten sich daraufhin mit den Studierenden, griffen ihre Sprechchöre auf und verlangten, das Thema Studiengebühren auf die Tagesordnung zu setzen. Saalwächter drängten sie gewaltsam aus der Plenarsitzung, an der auch Staatschef Jacob Zuma teilnahm.
Grund für die heftigen Proteste sind die Pläne der Regierung, die Studiengebühren um zehn Prozent anzuheben. Als sie vor einigen Tagen bekannt wurden, regten sich erste Proteste, die sich immer mehr ausweiteten. Der Vorschlag von Bildungsminister Blade Nzimande von der Kommunistischen Partei, die Gebühren nur um sechs Prozent zu erhöhen, konnte den Unmut der Studenten nicht besänftigen. An insgesamt 17 Universitäten kam es zu Protesten, an Hochschulen in Johannesburg und Pretoria kam der Lehrbetrieb zum Erliegen.
Höhere Gebühren benachteiligen Schwarze
Der südafrikanische Studenten-Kongress warnte, höhere Gebühren würden viele ärmere junge Menschen vom Studium ausschließen. Besonders betroffen seien Schwarze, die schon jetzt an den Universitäten unterrepräsentiert seien.
Die Hochschulen argumentieren dagegen, nur mit höheren Gebühren seien die Standards zu halten. Von der Regierung fordern sie zusätzliche Mittel, was die Regierung jedoch ablehnte.
mak/qu (epd, kna, rtr, afp)