Polizei registriert mehr Kinderpornografie
24. März 2020Von einer dramatischen Entwicklung spricht Bundesinnenminister Horst Seehofer: 2019 registrierte die Polizei in Deutschland deutlich mehr Fälle sexuellen Missbrauchs. Auch bei der Verbreitung kinderpornographischen Materials gab einen Zuwachs. So stieg die Zahl der Verstöße gegen das Verbot der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Vergleich zum Vorjahr um rund 65 Prozent, wie aus der jetzt veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PSK) für 2019 hervorgeht. Die Behörden registrierten demnach 12.262 Fälle. In Sachen Kindesmissbrauch summierte sich die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch im vergangenen Jahr auf 13.670. Das entspricht einem Anstieg um elf Prozent. Das Bundeskriminalamt sprach von einer "bedenklichen Entwicklung".
Seehofer bezeichnete die Zunahme der Fälle im Bereich Kinderpornografie als „dramatisch", hob aber zugleich hervor, dass dies auch mit umfangreicheren Ermittlungen in Zusammenhang stehe. Durch die verstärkten Aktivitäten der Sicherheitsbehörden seien mehr Straftaten vom Dunkelfeld ins Hellfeld gerückt worden. Die Zusammenarbeit mit der US-Organisation "NCMEC" und den deutschen Internetbeschwerdestellen habe zu deutlich mehr Hinweisen und Ermittlungsansätzen geführt.
Straftaten gehen weiter zurück
Dennoch müssten Kinder und Jugendliche besser geschützt und über die möglichen Gefahren aufgeklärt werden, betonte der Minister. "Wenn in Sozialen Medien oder in Klassenchatgruppen pornographische Bilder geteilt werden, sind Opfer und Täter oft selbst noch Kinder oder Jugendliche. In vielen Fällen wissen sie gar nicht, dass sie eine Straftat begehen", so Seehofer.
Insgesamt verzeichnet die PKS trotz Bevölkerungszunahme für das Jahr 2019 einen Rückgang der Kriminalität um 2,3 Prozent auf 5,3 Millionen Straftaten. Ein Trend, der sich nach Angaben von Seehofer zum dritten Mal in Folge fortsetzt. Noch zehn Jahre zuvor seien es sechs Millionen Verstöße gewesen. Laut Statistik sank die Zahl der Diebstahlsdelikte um sechs Prozent auf knapp 1,8 Millionen Fälle und damit den niedrigsten Stand seit 1987. Nicht berücksichtigt in der PKS sind rein ausländerrechtliche Verstöße wie etwa der Aufenthalt ohne entsprechende Erlaubnis.
Kampf gegen Rechtsextremismus als zweiter Schwerpunkt
Seehofer beklagte zudem eine "zunehmende Verrohung in unserer Gesellschaft", auch wenn sie sich nicht in den Zahlen der PKS widerspiegele. Diese beginne bei der Verrohung der Sprache und ende in konkreten Straftaten. "Eine aggressive Sprache ist die Saat, aus der bewusst und gewollt oder ungewollt letztlich Gewalt entsteht." Seehofer betonte, dass man dem Extremismus in jeder Form entgegentreten müsse. "Dabei ist Rechtsextremismus die derzeit größte Bedrohung in unserem Land", so der CSU-Politiker.
Der Kampf gegen Rechtsextremismus sei der zweite Schwerpunkt im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung, stellten Seehofer und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der Thüringener Ressortchef Georg Maier (SPD), klar. Die Kriminalitätsstatistik enthält jedoch keine aufgeschlüsselten Daten zu politisch motivierter Kriminalität, sogenannten Staatsschutzdelikten. Diese werden in aller Regel gesondert vorgestellt.
Wegen der Corona-Pandemie wurde die PKS-Statistik in diesem Jahr nicht wie üblich bei einer Pressekonferenz erläutert, sondern mit Bewertungen im Internet veröffentlicht.
ww/AR/kle (kna, epd, dpa)