Starke deutsche Präsenz beim Sundance Film Festival
26. Januar 2016"Lo and Behold: Reveries of the Connected World" heißt Werner Herzogs neuer Film, der jetzt beim Sundance Filmfestival im US-amerikanischen Bundesstaat Utah in Welturaufführung gezeigt wurde. Er beschäftigt sich mit dem digitalen Wandel und der globalen Vernetzung der Welt. Der deutsche Filmregisseur, der nach eigener Aussage selbst kein Handy besitzt und seinen Computer nur zum Schreiben von E-Mails und für Google-Maps nutzt, bezeichnet den digitalen Wandel "als eine der größten Revolutionen der Menschheit".
Weil seine Erfahrungen mit dem Internet begrenzt seien, habe er sich mit der Thematik als Außenseiter annehmen können, hatte Herzog im Vorfeld der Premiere gesagt: "Ich folgte meiner Neugierde und denke, dass die Ehrfurcht und Aufregung dabei zum Ausdruck kommen." Gegenüber Reportern sagte er in Sundance: "Ich habe bisher kein einzigen Tweet gelesen, der mich interessiert hat." Seine "social media"-Aktivitäten würden bei ihm zu Hause rund um den Küchentisch mit seinen Gästen stattfinden.
Ausbruch aus dem normalen Leben: "Wild" von Nicolette Krebitz
Ebenfalls in Welturaufführung wurde Nicolette Krebitz' Spielfilm "Wild" in Sundance gezeigt. "Wild" ist einer von zwölf Beiträgen in der Sundance-Reihe mit ausländischen Spielfilmen und schildert das Leben einer jungen Frau, die aus dem bürgerlichen Dasein ausbricht, nachdem sie einem Wolf in freier Wildbahn begegnet ist.
In diesem Jahr laufen in Sundance noch ein weiteres halbes Dutzend Co-Produktionen mit deutscher Beteiligung. Im internationalen Doku-Wettbewerb wird "Sonita" der iranischen Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami gezeigt. Sie stellt eine Rapperin in den Mittelpunkt ihrer Dokumentation, die mit ihrem Auftreten gegen die konservativen Vorgaben in dem religiös geprägten Land verstößt.
Einblick in die arabische Gesellschaft: Liebe und Sex in Beirut
Der Libanese Assad Fouladkars "Halal Love (and Sex)" blickt auf Beziehungen von Frauen und Männern im Beirut von Heute und thematisiert Liebe und Sex vor dem Hintergrund einer muslimisch geprägten Gesellschaft. Der israelische Filmemacher Shimon Dotan beschäftigt sich in seiner Dokumenation "The Settlers" mit der Siedlungspolitik in Israel.
Künstler-Porträts auf großer Leinwand: Frank Zappa und Mike Nichols
"Morris from America" von Regisseur Chad Hartigan erzählt von einem 13-jährigen afro-amerikanischen Jungen aus den USA, der mit seinem Vater nach Heidelberg zieht. Schließlich handeln zwei weitere deutsche Co-Produktionen von großen Persönlichkeiten. Der deutsche Regisseur Thorsten Schütte porträtiert in "Eat That Question - Frank Zappa in His Own Words" den US-amerikanischen Musiker Frank Zappa. Und Douglas McGrath erinnert in "Becoming Mike Nichols" an das Leben und Werk des Regisseurs Mike Nichols, der mit seinem Film "Die Reifeprüfung" unsterblich wurde.
Das Sundance-Festival im US-Bundesstaat Utah, das 1981 von Robert Redford aus der Taufe gehoben wurde, läuft noch bis zum 31.01.2016. Gezeigt werden insgesamt 123 Spiel- und Dokumentarfilme aus 37 Ländern. Ziel der Veranstaltung ist es vor allem, unabhängig von den großen Filmstudios entstandene Produktionen zu zeigen.