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Irans afghanisches Interesse

Peter Philipp 15. August 2007

Seit sechs Jahren versuchen internationale Truppen, die Sicherheitslage in Afghanistan in den Griff zu kriegen. Bislang ohne Erfolg. Die USA machen den Iran dafür mitverantwortlich - zu unrecht, meint Peter Philipp.

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Bild: DW

Nicht nur in den Süd-Provinzen Afghanistans rufen sich die Taliban mit Angriffen fast täglich in Erinnerung. Auch in der vergleichsweise sicheren Hauptstadt. Am Mittwoch (15.8.07) starben dort drei Deutsche bei einem Anschlag auf einen Konvoi. Ob Minen, Sprengfallen oder größere Waffen - als Exporteur dieser Waffen hat US-Präsident George W. Bush Iran ausgemacht. Doch bei seinem ersten Besuch in Afghanistan versuchte Präsident Ahmadinedschad am Dienstag diese Vorwürfe zu entkräften.

Peter Philipp
Peter Philipp, DW-Chefkorrespondent

Er habe ernste Zweifel an Berichten aus den USA, nach denen der Iran Waffen an die Taliban in Afghanistan liefere. Eine merkwürdig anmutende Erklärung des iranischen Präsidenten während seines ersten kurzen Besuches in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Man sollte meinen – und Washington tut dies – dass Waffenlieferungen dieser Art nicht an der iranischen Staatsgewalt vorbei geleistet werden können. Nur: Die USA hätten schon längst Beweise für ihre Behauptungen vorlegen müssen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren und die Vorwürfe gegenüber Teheran als Teil ihrer Anti-Iran-Kampagne erscheinen zu lassen.

Iranische Unterstützung für Taliban unlogisch

Beweise hat man bisher aber nicht gesehen. Wie es auch unlogisch und fast undenkbar erscheint, dass Teheran die Taliban unterstützen sollte. Bis zum amerikanischen Angriff 2001 hatte es die Gegner der Taliban unterstützt. Besonders die so genannte Nordallianz, einer der wichtigsten damaligen Verbündeten der USA im Kampf gegen die Taliban. So radikal zumindest Teile des Teheraner Regimes auch sein mögen, die Taliban wurden immer schon abgelehnt. Nicht nur, weil es sich bei ihnen um Sunniten – im Gegensatz zu den Schiiten im Iran – handelt, sondern grundsätzlich, weil das mittelalterliche Taliban-Regime auch dem konservativsten Mullah in Teheran suspekt und bedrohlich erschien.

Auch die These "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" taugt nicht. Zumindest nicht im Fall Afghanistans, so sehr das wegen der amerikanischen Präsenz dort auch verständlich wäre. Präsident Karzai gehört ja nun wirklich zu den engsten Verbündeten der USA. Und dennoch bezeichnet er das Verhältnis zum Iran als brüderlich, lobt USA und Iran in einem Atemzug als wichtigste Helfer seines Landes und verbittet sich, wie kürzlich in Camp David, amerikanische Versuche, einen Keil zwischen Kabul und Teheran zu treiben.

Regionales Bündnis gegen US-Einfluss

Als der Vorgänger von Präsident Ahmadinedschad, Khatami, Kabul besuchte, wurden er und Karzai gemeinsam von amerikanischen Marines geschützt. Das ist die Realität in Afghanistan. Nicht, was man sich im Weißen Haus ausdenkt, wo man den Iran weiterhin unbeirrt in die Enge treiben will und jetzt sogar überlegt, seine Revolutionäre Garden, den größten Zweig der iranischen Streitkräfte, auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen.

Teheran kontert eine solche Bedrohung eher mit Kooperation als mit Waffen: Regionale Zusammenarbeit und Bündnisse seien das beste Mittel gegen fremden – sprich: amerikanischen – Einfluss. Ahmadinedschad vereinbarte deswegen in Kabul eine Ausweitung der bilateralen Beziehungen und der iranischen Aufbauhilfe in Afghanistan. Dieses Nachbarland ist ein wichtiger Absatzmarkt für iranische Waren, mehr aber noch. Erst wenn die Lage sich dort normalisiert, werden mehr der gegenwärtig noch rund zwei Millionen afghanischen Flüchtlinge aus dem Iran in ihre Heimat zurückkehren. Je mehr die Lage sich dort normalisiert, desto größer sind auch die Aussichten, das von Afghanistan ausgehende Drogen-Problem in den Griff zu bekommen – das auch dem Iran sehr zu schaffen macht.