Spuren sichern in Nairobi
25. September 2013Priorität habe die schnelle Identifizierung der Todesopfer, unterstrich der kenianische Kabinettsminister Francis Kimemia. Daran seien auch Forensikteams aus Israel, Großbritannien und den USA beteiligt, sagte Kimemia der Zeitung "Daily Nation". Anscheinend waren mehrere Menschen unter dem teilweise eingestürzten Gebäude verschüttet worden. Es werde auch "nach jeglichen möglicherweise zurückgebliebenen Sprengsätzen gesucht", teilte die Polizei mit. Durch das teilweise zerstörte Einkaufszentrum wurden auch Spürhunde geführt.
Staatspräsident Uhuru Kenyatta hatte am Dienstagabend das Ende der Belagerung bekanntgegeben. Er sprach von einem Triumph über den Terror. "Wir haben unsere Angreifer beschämt und besiegt. Diese Feiglinge werden Gerechtigkeit erfahren, ebenso wie ihre Hintermänner, wer immer sie sind." Kenyatta rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Nach seinen Angaben kamen insgesamt 72 Menschen zu Tode, seit am Samstag muslimische Extremisten die beliebte Westgate-Wall stürmten. Bei der Befreiung seien fünf mutmaßliche Terroristen getötet und elf festgenommen worden, sagte er. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden etwa 200 Menschen verletzt. Zudem werden noch etwa 60 Menschen vermisst.
Terroristen drohen mit neuen Anschlägen
Zu dem Anschlag bekannte sich die islamistische Al-Schabaab aus dem Nachbarland Somalia. Am Mittwoch erklärte sie über Twitter, insgesamt seien 137 Geiseln getötet worden. Für ihren Tod seien Kenias Präsident Kenyatta und seine Regierung verantwortlich. Die Gruppe warf der kenianischen Armee vor, zur Beendigung des Geiseldramas in der Shopping Mall "mit Chemikalien gefüllte Geschosse" abgefeuert und den Teileinsturzes des Gebäudedachs verursacht zu haben.
Als Grund für den Angriff nannte sie Kenias Militärintervention gegen die Shebaab in Somalia. Die Miliz drohte mit weiteren Anschlägen und Attacken, sollte Kenia seine Soldaten nicht von dort abziehen. Das Westgate-Zentrum galt - auch wegen seiner israelischen Eigentümer - als mögliches Terrorziel und war mit privaten Sicherheitskräften vergleichsweise gut gesichert.
Merkel verurteilt Anschlag
Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den terroristischen Überfall. "Das ist eine entsetzliche terroristische Tat", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Angriff habe nicht Kenia alleine gegolten. Bei dem Angriff sollen auch Franzosen, Briten, Kanadier, Südafrikaner und US-Amerikaner getötet worden sein. "Das zeigt, fundamentalistischer Terror ist eine internationale Gefahr", fügte Seibert hinzu. Deutschland werde bei der Bekämpfung des Terrors helfen, wo immer das möglich sei.
Der somalische Ministerpräsident Abdi Farah Shirdon forderte inzwischen in Genf mehr internationale Unterstützung zur Bekämpfung der Al-Shabaab. Der UN-Sondergesandte für Somalia, Nicholas Kay, sagte, die Soldaten der Afrikanischen Union benötigten dringend zusätzliche Ausrüstung. Derzeit hätten sie zum Beispiel keinen einzigen Militärhubschrauber zur Verfügung, und das in einem Land, das so groß sei wie Afghanistan.
kle/det (epd, afp, dpa, rtr)