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Politik

Längerer Lockdown in Deutschland?

29. Dezember 2020

Noch ist das alte Jahr nicht zu Ende, da mehren sich bereits die Anzeichen, dass die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus in Deutschland im neuen Jahr verlängert werden könnten. Oder sogar: müssten.

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Coronavirus - Lockdown Berlin
Es geht um mehr als um die Wurst: Der Imbiss hier in Berlin am Reichstag bleibt erst einmal zuBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Angesichts von mittlerweile mehr als 30.000 Corona-Toten in Deutschland und der weiterhin angespannten Lage in vielen Kliniken wird eine Verlängerung des Lockdowns über Anfang Januar hinaus immer wahrscheinlicher. "Ich rechne damit, dass wir zunächst am 5. Januar, wenn wir uns das nächste Mal treffen, das Ganze noch nicht genau beurteilen können und deswegen den Lockdown noch fortsetzen müssen", sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) den TV-Sendern RTL und n-tv. Saarlands Regierungschef Tobias Hans äußert sich ähnlich. Der Lockdown müsse aus seiner Sicht "auch Anfang Januar verlängert werden", so der CDU-Politiker. Kanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten hatten sich Mitte Dezember auf die Schließung der meisten Geschäfte bis zum 10. Januar verständigt.

Hoffnung per Impfung

Die nach Weihnachten angelaufene Impfaktion bringt da zunächst nur einen Hoffnungsschimmer. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warb um Geduld. Eine Impfstoffproduktion sei hoch komplex und könne nicht beliebig in drei, vier Wochen hochgefahren werden. Die Bundesregierung tue gemeinsam mit den Herstellern BioNTech und Pfizer alles, damit es zusätzliche Fertigungsstätten wie etwa im hessischen Marburg geben könne. "Ziel ist, noch im Februar/März dort auch Produktion möglich zu machen. Das würde die Menge enorm erhöhen", sagte Spahn. Es werde am Anfang nicht genügend Impfstoff für alle geben, bekräftigte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Berlin | Pressekonferenz: Jens Spahn
Krisenmanager: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)Bild: Hannibal Hanschke/REUTERS

Für die Impfaktion in Deutschland sollen noch bis Ende des laufenden Jahres 1,3 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech ausgeliefert werden. Laut Bundesgesundheitsministerium sollen es sukzessive im ersten Quartal elf bis 13 Millionen Dosen werden. Somit kämen pro Woche rund 670.000 Einheiten zusammen, wobei zwei Dosen pro Person benötigt werden. Weitere Kapazitäten könnte der Impfstoff des Herstellers Moderna bieten, der jedoch noch keine Zulassung hat. 

Unterdessen hat der Chef der Intensivmediziner-Vereinigung DIVI, Uwe Janssens, für mehr Geduld bei der Umsetzung der Impfungen geworben. "Wir können jetzt nichts vom Zaun brechen. Wir haben jetzt wirklich in Windeseile einen Impfstoff auf dem Markt, der sogar wirkt. Das ist sensationell", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) dem RTL-"Nachtjournal". Und:  "Lassen wir uns das jetzt doch nicht kaputtreden von der Politik, die meint, es müsste jetzt noch schneller gehen." 

Weiterhin hohe Zahlen des RKI 

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete an diesem Dienstag auf seiner Internetseite 12.892 neue Positiv-Tests und 852 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus in Deutschland. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz betrug 149,2. Insgesamt wurden in Deutschland inzwischen in mehr als 1,66 Millionen Fällen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. 30.978 Patienten starben.

Aachen Coronavirus - Intensivstation Coronapatient
Die Intensivstation des Luisenhospitals in Aachen Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Kliniken bald ohne Geld?

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt derweil angesichts der coronabedingten Situation in den Häusern Alarm. "Wenn die Bundesregierung die Hilfen nicht deutlich erhöht, werden flächendeckend Kliniken bereits im ersten Quartal 2021 nicht mehr die Gehälter ihrer Mitarbeiter zahlen können", sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das Geld aus der Regelversorgung fehlt." Die Krankenhäuser verfügten nur noch begrenzt über finanzielle Mittel. Seit Monaten müssen etwa Eingriffe wegen anderer Erkrankungen verschoben werden.

ml/pgr (rtr, dpa)