SpaceX-Kapsel dockt an ISS an
17. November 2020Eine Raumkapsel des US-Unternehmens SpaceX hat nach 27-stündigem Flug an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Wie auf Live-Bildern zu sehen war, verlief der Andockvorgang der "Crew Dragon" planmäßig. Sechs Monate nach ihrem historischen Testflug hatte die Firma von Tesla-Chef Elon Musk am Sonntag vier Astronauten für die erste Langzeitmission zur ISS geschickt. Sowohl der gewählte US-Präsident Joe Biden als auch der noch amtierende Präsident Donald Trump gratulierten via Twitter.
Drei US-Amerikaner und ein Japaner
An Bord der Raumkapsel "Crew Dragon" sind die drei NASA-Astronauten Shannon Walker, Michael Hopkins und Victor Glover sowie der japanische Astronaut Soichi Noguchi. Die vier Insassen stießen für ihre sechsmonatige Mission zu den drei ISS-Insassen Sergej Ryschikow, Sergej Kud-Swertschkow und Kathleen Rubins.
In den vergangenen Jahren waren US-Astronauten vollständig auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die NASA hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken 2011 eingestellt. Um wieder unabhängiger von Russland zu werden, beauftragte die US-Regierung SpaceX sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren. Die "Starliner"-Kapsel von Boeing befindet sich aber noch in der Testphase und wird erwartungsgemäß nicht vor kommendem Jahr fertig.
SpaceX wird zum Marktführer
Mit der der ersten Langzeitmission bringt sich SpaceX nun als US-Marktführer in der Raumfahrt in Stellung. Ende Mai hatte das Unternehmen zum ersten Mal zwei US-Astronauten zu einer zweimonatigen Mission zur ISS geschickt. Für kommendes Jahr sind zwei weitere bemannte Flüge für die NASA geplant, darunter im Frühjahr mit dem französischen ESA-Astronauten Thomas Pesquet, sowie vier unbemannte Versorgungsflüge zur ISS in den kommenden 15 Monaten.
Trägerrakete Vega kommt von der Bahn ab
Die europäische Raumfahrt musste dagegen einen Rückschlag hinnehmen. Die Trägerrakete Vega scheiterte bei ihrem Versuch, zwei Satelliten ins All zu bringen. Acht Minuten nach dem Start vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana wurde eine Verschlechterung der Flugbahn festgestellt, die zum Scheitern der Mission führte, wie das europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace mitteilte.
Kein Fehler im Design der Rakete
Der Betreiber betont, dass es sich nicht um einen Designfehler der Rakete handele, sondern um menschliche Fehler. Arianespace-Chef Stéphane Israel kündigte eine Untersuchungskommission an. "Wir sind in einer Situation, die nichts mit dem vorigen Fehlstart zu tun hat", betonte er in einer Telefonschalte mit Journalistinnen und Journalisten. Im vergangenen Jahr hatte es auch einen Fehlstart einer Vega gegeben, wobei der Flugkörper in zwei große Teile zerbrochen war. "Der vorige Fehlstart geht auf einen Designfehler zurück", erläuterte Israel. Dieses Mal sei die Situation eine andere.
Kabel falsch montiert?
Der Technikchef von Arianespace, Roland Lagier, sprach von einem Problem der Produktionsqualität. Man habe nach der ersten Zündung des Triebwerks der Oberstufe eine Abweichung der Flugbahn festgestellt. Dieser Kontrollverlust sei dauerhaft gewesen. Nach ersten Erkenntnissen seien Kabel falsch angeschlossen gewesen. Laut einer Mitteilung stürzte die Rakete in völlig unbewohntes Gebiet ab.
Vega sollte den ersten spanischen Erdbeobachtungssatelliten für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ins All bringen. Außerdem an Bord war der Satellit Taranis, der zur Beobachtung elektromagnetischer Strahlungs- und Lichtphänomene eingesetzt werden sollte.
Es war der zweite Start einer Vega-Rakete in diesem Jahr. Zuletzt war eine Vega-Rakete im September mit monatelanger Verspätung ins All gestartet. Mit 30 Metern Höhe ist die Vega der kleinste Lastenträger im Arsenal von Arianespace.
sti/uh/ww (afp, dpa)