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GesellschaftEuropa

Sorge vor "diffuser Verbreitung"

7. Oktober 2020

Die deutsche Bundesregierung fürchtet, dass die Ausbreitung des Coronavirus nicht mehr nachverfolgt werden kann. Die Bundesländer einigen sich auf ein Beherbergungsverbot für Reisende aus inländischen Risikogebieten.

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Deutschland Köln Symbolfoto Maskenpflicht
In Bussen, Bahnen und Zügen herrscht vielerorts Maskenpflicht - Nicht alle halten sich daranBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture-alliance

"Wir haben sprunghaft ansteigende Zahlen, insbesondere in einigen deutschen Großstädten, auch in der Hauptstadt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Fälle seien nicht mehr "einem einzelnen Ausbruchsgeschehen" zuzuordnen. Das lasse befürchten, "dass es zu einer weiteren diffusen Verbreitung des Virus kommen kann".

Müssen wir "durchbrechen"

Die Gesundheitsämter müssten weiterhin in der Lage bleiben, Infektionsketten zu verfolgen und zügig zu unterbrechen. "Und mit steigenden Zahlen ist einfach zu befürchten, dass Gesundheitsämter an den Rand oder über den Rand ihrer Fähigkeiten hinaus kommen", sagte Seibert. "Die Pandemie werden wir nur eindämmen können, wenn wir die Infektionsketten erkennen und durchbrechen."

Deutschland Regierungssprecher Steffen Seibert
Nicht nur Regierungssprecher Steffen Seibert macht sich angesichts steigender Corona-Zahlen SorgenBild: Andreas Gora/Getty Images

Seibert erinnerte an eine Absprache zwischen Bund und Ländern vom Mai, wonach dort verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen werden sollten, wo binnen sieben Tage mehr als 50 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohnern auftreten. Einige Landkreise und Städte wie Gütersloh oder München hätten dies erfolgreich getan.

Ohne negativen Test keine Unterkunft

Etliche Bundesländer wollen künftig negative Corona-Tests von Urlaubern aus innerdeutschen Risikogebieten verlangen. Das sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach einer Schaltkonferenz von Bund und Ländern. Demnach wollen sich mindestens elf Länder an die Regelung halten.

Nach Angaben Günthers einigten sie sich darauf, dass Reisende aus innerdeutschen sogenannten Corona-Hotspots bei Ankunft in Hotels oder anderen Unterkünften einen negativen Corona-Test vorlegen müssen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Andernfalls greift ein Beherbergungsverbot. Im Gegenzug für diese Änderung entfällt für Reisende zugleich die obligatorische zweiwöchige Quarantäne.

Die Regelung gilt nur für Reisen zu touristischen Zwecken in gewerblichen Beherbergungsbetrieben. Familienbesuche sind ausdrücklich ausgenommen, ebenso Pendelverkehre. Schleswig-Holstein wird die veränderten Vorgaben nach Angaben des Regierungschefs ab Freitag umsetzen. Zuvor hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mitgeteilt, dass auch sein Bundesland eine Testpflicht für Reisende aus Hotspots einführt.

Corona-Ampeln überall in der EU?

Unterdessen streben die EU-Staaten angesichts steigender Corona-Neuinfektionen eine einheitliche Bewertung von Risikogebieten in Europa an. Nach den Beratungen der EU-Botschafter über einen deutschen Kompromissvorschlag mit einer Ampellösung sprachen EU-Diplomaten am Mittwoch von einer "konstruktiven Debatte".

Italien Rom Touristen mit Maske
In Italien gilt landesweit eine Maskenpflicht auch im FreienBild: Gregorio Borgia/AP Photo/picture-alliance

Die Ampellösung sieht vor, dass die EU-Staaten Quarantäne- oder Test-Auflagen gegen Einreisende nur dann verhängen können, wenn die Zahl der Neuinfektionen in einem 14-Tage-Zeitraum über 25 Fälle pro 100.000 Einwohner steigt und der Anteil an Positivtests über vier Prozent liegt.

Angesichts der europaweit steigenden Zahlen verlängerte Italien den Ausnahmezustand bis Ende Januar 2021. Zudem gilt nach Angaben des Gesundheitsministeriums landesweit im Freien nun eine Maskenpflicht. In den Niederlanden stieg die Zahl der Corona-Infektionen auf ein Rekordhoch. Binnen eines Tages zählten die Gesundheitsbehörden dort fast neue 5000 Fälle.

haz/uh (rtr, dpa, afp)