Sophia Huang: Hongkong war dann doch zu viel
25. Oktober 2019Sophia Huang (Archivbild) sei vor einer Woche in der südchinesischen Metropole Guangzhou festgenommen worden, berichteten zwei Freunde der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Peking. In der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" heißt es, der Aktivistin werde vorgeworfen, "Streit angefangen und Ärger provoziert" zu haben. Mit solchen Vorwürfen werden in China politisch unliebsame Personen oder Bürgerrechtler häufig inhaftiert und zum Schweigen gebracht. Huang drohen damit bis zu fünf Jahre Haft.
Die Aktivistin hat vermutlich die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil sie während des Studiums in Hongkong einen Aufsatz über die prodemokratische Protestbewegung in der chinesischen Sonderverwaltungsregion geschrieben hatte. Die Journalistin, die auf Chinesisch Huang Xueqin heißt, ist eine zentrale Figur der #MeToo-Bewegung in China. Im Zuge der weltweiten Debatte im vergangenen Jahr über sexuelle Übergriffe von Männern hatte sie chinesische Frauen ermutigt, ihr Schweigen zu brechen. Die Bewegung löste Diskussionen an Universitäten, in Medien und Unternehmen aus.
"Wo ist die Grenze? Ich weiß es nicht"
Huang wurde eine begehrte Interviewpartnerin internationaler Medien. Sie suchte Mittel und Wege, um Veränderungen zu bewirken, ohne den Staat zu provozieren. "Wir versuchten, das Problem freundlich und angemessen anzusprechen, um die Regierung nicht zu verärgern und sie nicht allzu sehr herauszufordern", sagte Huang damals der dpa. "Manchmal ist es in Ordnung, etwas Kritik zu üben, aber nicht zu viel. Wo ist die Grenze? Ich weiß es nicht. Du weißt es erst, wenn du sie berührst."
Zuletzt studierte Huang in Hongkong Rechtswissenschaften. Nur um die notwendigen Papiere für ein Stipendium zu bekommen, war sie vorübergehend zu ihrer Familie nach Guangzhou zurückgekehrt, wo sie dann von der Polizei abgeholt wurde.
Ihre Festnahme spiegelt die verstärkte Verfolgung von Chinesen wider, die Unterstützung für die Demonstrationen in Hongkong zeigen. "In den vergangenen Wochen sind mehr und mehr Aktivisten, Autoren und einfache Bürger in China festgenommen oder von den Behörden belästigt worden, weil sie friedlich ihre Unterstützung für die Hongkonger Proteste geäußert haben", sagt Wang Yaqiu, Forscherin der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch in Hongkong. Die chinesische Regierung befürchte, dass die Proteste in Hongkong auch die Menschen in China inspirieren könnten. "Jeder Ausdruck von freiheitlichen oder demokratische Ideen ist eine Gefahr für deren Macht", betont Wang.
rb/jj (dpa, rtr)