Attacke auf Hongkonger Demokratieaktivist
16. Oktober 2019Die Videoaufnahmen und Fotos auf Twitter sprechen eine deutliche Sprache: Jimmy Sham, einer der Anführer der Hongkonger Demokratiebewegung, ist in einer Blutlache auf der Straße liegend zu sehen. Weitere Fotos zeigen, wie der 32-Jährige mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wird.
Sham gehört der Protestgruppe Civil Human Rights Front (CHRF) an. Diese berichtet, ihr Chef sei von vier bis fünf nicht identifizierten Schlägern im Viertel Mongkok angegriffen und verletzt worden. Dabei sollen auch mehrere Hämmer zum Einsatz gekommen sein.
Sham wurde bereits Ende August zum Ziel einer Attacke. Damals wurden er und ein Begleiter von zwei Männern in einem Restaurant angegriffen. Laut CHRF seien beide Anschläge politisch motiviert gewesen. Ohne mögliche Drahtzieher zu nennen, verurteilte die Gruppe den "politischen Terror" und die "Einschränkungen" bei der Ausübung der demokratischen Rechte. CHRF setzt sich für gewaltfreie Proteste ein und organisierte im Sommer einige der größten Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone.
Die frühere britische Kronkolonie wird seit Monaten immer wieder von Protesten erschüttert, die vereinzelt auch in Gewalt umschlagen. Zu Beginn sorgte ein geplantes Gesetz für Unmut, das die Auslieferung von Straftätern, darunter auch Dissidenten, an Festland-China vorsah. Mittlerweile richtet sich der Protest aber generell gegen die prochinesische Führung in Hongkong.
Auch innerhalb des Parlaments stößt die Regierung von Carrie Lam zunehmend auf Widerstand. Bei der ersten Sitzung nach der Sommerpause an diesem Mittwoch konnte die Premierministerin ihre Regierungserklärung wegen Protestaktionen einiger demokratischer Abgeordneter nicht ausführen. Lam zog sich nach einem kurzen Auftritt zurück und ließ die Rede per Video in den Sitzungssaal übertragen.
djo/kle (afp, dpa, rtr)