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Musik

Der Einsatz von Songs im US-Wahlkampf

Gaby Reucher
1. Juli 2020

Die Rolling Stones haben genug. Sie drohen dem Präsidenten der USA mit einer Klage, weil er ihre Songs für den Wahlkampf einsetzt. Trump ist nicht der einzige Politiker, der Pop-Größen für seine Zwecke nutzt.

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Rolling Stones britische Rockband
Bild: Reuters/M. Anzuoni

"You Can't Always Get What You Want", heißt der Refrain im gleichnamigen Hit der Rolling Stones von 1968. Donald Trump hatte den Titel schon 2016 bei seinen Wahlkampfauftritten ohne das Einverständnis der Rockband spielen lassen. Bislang wehrten sich die Rolling Stones allerdings ohne Erfolg gegen die Wahlkampfnutzung ihrer Musik.

Jetzt könnte der Refrain "Sie können nicht immer bekommen was sie wollen" zum Eigentor für den Präsidenten werden. In einer Zeit, wo Trumps Umfragewerte sinken, droht die Band über die Urheberrechtsgesellschaft BMI mit einer Unterlassungsklage, sollte Trump noch einmal ihre Songs für seine Zwecke nutzen.

Was Präsidenten mit Musik sagen wollen

Auch Donald Trumps Vorgänger haben Lieder von Pop-Größen instrumentalisiert, um in ihrem jeweiligen Wahlkampf zu punkten. Dabei ging es nicht immer um den Inhalt der Lieder, sondern eher darum, wie gut der Titel oder der Refrain zu den Wahlkampfzielen passte und wie sehr die Musik die Massen bewegte.

Stevie Wonder bekommt von Barack Obama eine Medaille umgehängt
Stevie Wonder bekommt von Barack Obame die Auszeichnung "Presidential Medal of Freedom"Bild: picture-alliance/dpa

Beliebt sind allgemeine Songs wie "We Are The Champions" (Wir sind die Gewinner) von Queen oder "I Won't Back Down" (Ich werde nicht zurückweichen) von Tom Petty, der sowohl George W. Bush 2000 im Wahlkampf dienen sollte, als auch 2008 Hillary Clinton. Jetzt steht er auch bei Donald Trump auf der Playlist.

Manchmal lässt sich aber auch eine Regierungsabsicht erahnen, etwa als Barack Obama Stevie Wonders Hit "Signed, Sealed, Delivered, I'm Yours" für seinen Wahlkampf 2008 einsetzte. Der Satz "I'm Yours", "Ich gehöre euch", steht für einen Präsidenten, der seinem Volk dienen will.

Für John F. Kennedy alias "Jack" variierte Frank Sinatra 1960 seinen Hit "High Hopes", große Hoffnungen, mit der Eingangszeile "Everyone Is Voting For Jack", "Jeder wählt Jack, weil er das hat, was anderen fehlt." Ein Hoffnungsträger für das Volk, auch wenn Sinatra nicht weiter benennt, worin Kennedys Qualitäten genau liegen.

Vorsicht Fettnapf!

Publikum beim Roskilde-Festival 2014
Die Rolling Stones begeistern die Massen. Ihre Musik ist deshalb auch im Wahlkampf gefragt.Bild: picture-alliance/dpa/D. Leth Williams

"You Can't Always Get What You Want", das Lied der Stones, das Donald Trump gerne für seinen Wahlkampf verwendet, handelt eigentlich von freier Liebe, Frieden und Drogen. Es ist nicht anzunehmen, dass Trumps Wahlkampf ein Plädoyer für diese Themen sein soll. Die zweite Zeile des Refrains verrät vielleicht etwas mehr über Trumps Ambitionen. Da heißt es: "But You Can Get What You Need" auf Deutsch: "Aber Sie bekommen, was Sie brauchen". Das suggeriert, dass dieser Präsident weiß, was sein Volk braucht, auch wenn es vielleicht nicht immer das ist, was die Bürger wollen.

Im Titel vergriffen hat sich auch seinerzeit George Bush Senior. 1988 erklang bei seinem Wahlkampf Woody Guthries bekannter Folksong "This Land Is Your Land", eigentlich ein linker Protest-Song. Für den Präsidenten der Republikaner war das ein peinlicher Fehltritt.

Wie Musiker sich wehren

Portrait der Sängerin Adele
Die Sängerin Adele möchte ihre Musik in keinem Wahlkampf hören, besonders nicht bei Donald TrumpBild: Getty Images/C.Polk

Die Stones sind nicht die einzigen, die sich gegen den Missbrauch ihrer Musik durch Donald Trump wehren. Auch Adele, Aerosmith, Elton John, Queen und Tom Pettys Familie wollen nicht, dass Trump ihre Songs für seinen Wahlkampf spielt. Vor seinem Amtsantritt 2016 hatten Musiker sogar "Anti-Trump-Songs" veröffentlicht unter dem Slogan „Artists for a Trump-Free America".

Bei seiner Amtseinführung hagelte es geradezu Absagen von Musikern, die eingeladen wurden, für Trump zu singen. Die britische Sängerin Rebecca Ferguson wollte nur unter der Bedingung auftreten, das Lied "Strange Fruit" von Billie Holiday zu singen. Ein Protestsong von 1939, der die Gewalt gegenüber Schwarzen in den USA anprangert. Natürlich wurde sie daraufhin nicht engagiert.

Die Hymne der US-Präsidenten

Eigentlich hat der Präsident sogar seine eigene Hymne, die er jederzeit spielen lassen kann. Allerdings ist diese für alle Präsidenten gleich und wirkt in der heutigen Zeit schon etwas vorgestrig. Zur Amtseinführung wird sie dennoch verwendet.

Das Lied „Hail To The Chief" aus den schottischen Highlands wurde erstmals bei der Amtseinführung von James K. Polk am 4. März 1845 als Ankündigungsmusik gespielt. 1945 erklärte das US-Verteidigungsministerium das Stück zur offiziellen Hymne des Präsidenten. Trump nutzt das Lied nicht ganz so oft, sondern greift lieber auf die patriotische Country Ballade "God Bless The USA" von Lee Greenwood zurück. Ein Publikumsmagnet bei seinen Anhängern, den man leicht mitsingen kann.

Donald Trump vor der amerikanischen Flagge
Bei diesem Auftritt in Tulsa am 20. Juni 2020 benutzte Trump den Song "I Won't Back Down" von Tom Petty zum Ärger dessen FamilieBild: picture-alliance/dpa/E. Vucci

Vielleicht nimmt er auch etwas mehr Abstand von der Präsidentenhymne, weil sie immer wieder verhöhnt wird. Zur Zeit der Watergate-Affäre unter der Präsidentschaft von Richard Nixons sangen Demonstranten das Lied oft mit dem Text "Jail to the Thief", was so viel heißt, wie: "Ins Gefängnis mit dem Dieb". Als George W. Bush im Jahr 2001 in sein Amt eingeführt wurde, skandierten Demonstranten "Hail To The Thief" in Anspielung auf die angeblich geklauten Stimmen bei seiner Wahl. Bush hatte mit dem knappsten Ergebnis in der Geschichte der Präsidentschaftswahl gewonnen. Die Rockband Radiohead veröffentlichte im Jahr 2003 sogar ein Album mit dem Titel "Hail To The Thief".

Die Songzeile "Hail To The Thief" trifft auch auf Donald Trump zu, zumindest in Bezug auf die von ihm "geklaute" Musik. Neben den Rolling Stones hatte vor einigen Tagen auch die Familie von Tom Petty dem Wahlkampfteam von Trump eine Unterlassungserklärung geschickt. Auf Facebook postete sie, dass die ganze Familie gegen Rassismus und Diskriminierung sei, und Tom Petty niemals gewollt hätte, dass sein Lied einer Hasskampagne dient. "Wir glauben an Amerika und an die Demokratie" heißt es weiter. "Aber Donald Trump repräsentiert keines dieser noblen Ideale".