Musiklegende: Stevie Wonder wird 70
13. Mai 2020Geboren wurde Stevie Wonder am 13. Mai 1950 in Saginaw/Michigan - mit dem Namen Stevland Hardaway Judkins. Er ist ein Frühchen und muss für Wochen im Brutkasten liegen. Gleich nach der Geburt verliert er sein Augenlicht und erblindet.
Trotzdem lernt er als Kind mehrere Instrumente, schon mit neun Jahren beherrscht Stevie Klavier, Schlagzeug und Mundharmonika. "Ich machte sowieso alles, was die Kids in meinen Alter machten", erzählt er später in einem Interview. "Ich spielte, fuhr Rad und kletterte auf Bäume."
Er scheint aber eine außerordentliche Begabung für Musik zu haben und gilt sogar als Wunderkind. Das berühmte Label Motown Records nimmt ihn als Little Stevie Wonder unter Vertrag, da ist er gerade mal zehn Jahre alt. Er fehlt dauernd in der Schule, weil er vom Management für Konzerte auf Tournee quer durch die USA geschickt wird.
Vom Wunderkind zum eigenständigen Musiker
Noch als Teenager nimmt er auch seine erste Platte auf. 1963 hat der junge Profimusiker schon seinen ersten Nummer-eins-Hit: "Fingertips", der im gleichen Jahr zu den zehn meistverkauften Platten in den USA zählt. Er bekommt daraufhin von seinem Label einen Künstlernamen verpasst und heißt von nun an: Stevie Wonder - der Name, mit dem er Karriere auch weltweit machen wird.
Gemeinsame Auftritte mit dem Großmeister des Blues, Ray Charles, machen Stevie Wonder als Musiker und Sänger schnell bekannt. 1971 bricht er vorübergehend den Kontakt mit seinem Plattenverlag Motown ab und geht musikalisch eigene Wege.
Er produziert seine religiös inspirierte LP "Music of my Mind" komplett selbst, spielt Piano, Synthesizer und Drums eigenhändig als Multi-Instrumentalist ein. Wonder beginnt mit den Musikgenres zu spielen, probiert vieles aus und arbeitet mit Eric Clapton, Paul McCartney und Blues-Legende Johnny Winter zusammen.
Künstlerisch extrem produktive Phase
1972 schließt sich Stevie Wonder mit seiner Gruppe "Wonderlove" für eine gemeinsame Tournee den "Rolling Stones" an. Aber die Drogenexzesse der legendären Rockband führen schon bald zu einem Zerwürfnis. Wonder geht auf Distanz - und weiter eigene Wege. In den Jahren 1974-1977 gewinnt er allein 14 Grammy-Awards, darunter drei Auszeichnungen für das "Album des Jahres".
Die internationale Presse verfasst wahre Hymnen auf ihn und auf seine Platten und CDs: "Das sind Alben, die sich sowohl musikalisch als auch politisch revolutionär gebärden und ihren Schöpfer zum Popheiligen befördern", schreibt die Wochenzeitung Die Zeit im Jahr 2008. Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) kürt ihn in einem Artikel am 10. Mai 2010 zur Musik-Legende: "In dieser Zeit gelang ihm alles. Seine Musik, in die Soul, Jazz und Rock wie quecksilbriges Amalgam eingingen, war makellos, die Finesse seiner Kompositions-, Arrangeurs- und Produktionskunst unerhört."
Es wird die erfolgreichste und produktivste Phase seiner Musikerkarriere bleiben. Danach feilt er häufig Monate und Jahre an neuen Songs und Arrangements, verliert sich in bewusst antikommerziell produzierte Musik. Dem US-amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King widmet er sein künstlerisch erfolgreichstes Album "Hotter than July", das 1980 auf den Markt kommt.
Ein Oscar für einen Filmsong
Im Jahr 1984 gelingt dem Allround-Talent Stevie Wonder sein größter Hit: Der Song "I just Called To Say I Love You", Soundtrack zu dem Kinofilm "The Woman in Red", bringt ihm im Folgejahr einen Oscar für die Beste Filmmusik ein. Es verkauft sich rasant. Gewidmet hat er die Trophäe dem Südafrikaner Nelson Mandela, den er als Freund und politisch engagierten Freiheitskämpfer sehr bewundert. Auch danach engagiert sich Wonder weiter für die Anti-Apartheid-Bewegung.
Sein Erfolg lässt Anfang der 1990er Jahre nach. Sieben Jahre braucht er, bis er sein nächstes Album veröffentlicht: "A time 2 Love" erntet gemischte Kritiken. Ab 2007 geht der Musiker wieder auf Tournee, 2008 auch in Europa und in Deutschland, wo er als Musiklegende und Superstar gefeiert wird.
Sein wichtigster Auftritt findet 2009 bei der Amtseinführung des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama statt, dessen Wahlkampf er mit Konzertauftritten unterstützt hatte. Dessen Dank folgt 2014: Zusammen mit Schauspielerin Meryl Streep erhält Stevie Wonder die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung, die in den USA vergeben werden kann.
"Diese Bürger haben eine außergewöhnlichen Beitrag für unser Land und die Welt geleistet", sagt US-Präsident Obama bei der feierlichen Übergabe. Daran wird der Musiker an seinem 70. Geburtstag am 13. Mai 2020 sicher mit Stolz zurückdenken.