Solarenergie wird zum Jobmotor
12. Juli 2021"Der Job macht mir sehr viel Spaß, ich bin begeistert und lerne sehr viel", sagt Fabian Rojas. Seit letztem Oktober arbeitet der 26-jährige Argentinier in einer Firma bei Köln, die Photovoltaik auf Dächern montiert und vier Angestellte hat. Firmenchef René Hegel stellte den argentinischen Ingenieur ein, der damals zu Besuch in Deutschland war. So kann ein Teil der stark steigenden Nachfrage bedient werden.
"Wir haben viele Anfragen, ich schreibe mindestens sechs Angebote pro Woche und wir haben schon Aufträge für die nächsten vier bis fünf Monate", erzählt Rojas der DW. "Die Kunden wollen Strom selbst erzeugen, E-Autos damit laden und den Verbrauch aus dem Netz reduzieren. Das hilft dem Klimaschutz."
Fabian Rojas führt Kundengespräche, plant Anlagen und hilft manchmal auch bei der Montage auf dem Dach. Sein Chef verkauft seit 2008 Solaranlagen. "Fabian lernt sehr schnell", freut sich Hegel "In den nächsten Monaten wird er weitere Praxiserfahrungen sammeln, dann geht es noch viel besser."
Deutsche Solarbranche: Mitarbeiter gesucht
Hegel will weitere Mitarbeiter einstellen, denn die Nachfrage steigt. Nach einem Boom im Zuge des Erneuerbaren Energien Gesetzes Anfang der 2000er Jahre war die Solarkraft nach 2012 eingebrochen, jetzt zieht der Ausbau wieder an. 2020 wurden in Deutschland Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt fünf Gigawatt (GW) neu installiert, Tendez steigend. Zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels müsste der Zubau auf 30 GW pro Jahr versechsfacht werden, sagen Studien.
Dazu werden in der Solarbranche immer mehr Arbeitskräfte gebraucht, betont auch Günter Haug, führender Manager bei BayWa r.e. Das Unternehmen mit Hauptsitz in München baut große Solar- und Windparks weltweit und wächst. 2017 hatte BayWa r.e. 1100 Mitarbeiter, heute sind es schon 2700. "Wir suchen Fachpersonal für die Projektentwicklung, Ingenieure, Finanzexperten und technisch ausgebildete Leute für den Service", sagt Haug.
Um Personal zu finden und zu binden, "nehmen wir einen nicht unerheblichen Geldbetrag in die Hand und bilden auch selbst aus, weil es zu wenig Fachkräfte gibt."
"Ungefähr 50.000 Jobs gibt es derzeit in der Photovoltaik in Deutschland", sagt Volker Quaschning, Professor für erneuerbare Energien an der HTW in Berlin. Viele Menschen suchten jetzt wegen der Corona-Krise neue Jobs. "Wir müssen jetzt clever herangehen, Ausbildungsprogramme dafür starten, um ausreichend Fachkräfte zu haben. Sonst wird die Energiewende an Personalmangel scheitern", so Quaschning gegenüber der DW.
Millionen mehr Solarjobs weltweit
Weltweit arbeiteten 2019 rund 11,5 Millionen Menschen im Bereich der erneuerbaren Energien, mehr als ein Drittel davon in der Photovoltaik (PV). Das zeigt ein Bericht der internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA).
Die Investitionen zur Belebung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach der Covid-Krise sollten laut IRENA mit Priorität für die Energiewende genutzt werden. "Wir schätzen, dass jeder Dollar hier dreimal mehr Jobs schafft als im Bereich der fossilen Energien", so Generaldirektor Francesco La Camera. "Immer mehr politische Entscheidungsträger erkennen das Jobpotential."
Derzeit sind weltweit PV-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von rund 850 GW installiert. Sie produzieren so viel Strom wie rund 190 Atomkraftwerke. Solarstrom ist inzwischen am günstigsten, darum erwarten Forscher den weltweiten Durchbruch als wichtigste Energiequelle. Studien gehen davon aus, dass zur globalen klimaneutralen Energieversorgung gut 60.000 GW Solarkraft gebraucht werden. Dafür wird die Industrie im kommenden Jahrzehnt über 60 Millionen Arbeitskräfte benötigen, für die Modulherstellung, Montage und die Wartung der Anlagen.
Mit Neugier zum neuen Job in der Energiebranche
Der Ingenieur Fabian Rojas in Köln ist fasziniert von Solar- und Windkraft und neuen Techniken zur Energieeinsparung. Regelmäßig tauscht er sich über diese Themen per Videocall mit einem argentinischen Freund aus, der in den USA Solaranlagen aufbaut. "Die Solarkraft wird weltweit gebraucht und deshalb werden auch weltweit Arbeitskräfte in diesem Bereich gesucht", sagt Rojas. Das gelte für Europa ebenso wiev etwa in Asien und seiner Heimat Südamerika.
Eigeninitiative empfiehlt Rojas allen, die in der Branche arbeiten wollen. "Informiert euch, macht ein Praktikum und zum Glück gibt es auch viele Infos im Internet." Im Solarsektor sieht er viele Möglichkeiten, an anderen Orten der Welt zu arbeiten und sein Wissen weiterzutragen: "Ich bin gespannt. Mal sehen wer als nächstes an der Tür klopfen wird."