Seit Januar mehr als 2300 Schleuser festgenommen
13. September 2015In diesem Jahr hat es nach Informationen der "Bild am Sonntag" deutlich mehr Festnahmen mutmaßlicher Schleuser gegeben als 2014. Bis zum 8. September seien 2336 Schleuser festgenommen worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf das Bundesinnenministerium. Das entspreche einer Steigerung zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent. Die meisten der Festgenommenen kommen demnach aus Ungarn (256), Rumänien (207), Syrien (184), Bulgarien (116) und Serbien (113).
Angesichts der gestiegenen Zahl der Festnahmen forderte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), alles zu tun, um gegen die organisierte Schleuserkriminalität vorzugehen. Er sagte der Zeitung: "Spätestens nach dem schrecklichen Erstickungstod der Menschen in dem Kühllaster in Österreich muss jedem klar sein, dass die Schleuser auf menschenverachtende Weise Profit über menschliches Leben stellen." In dem Kühllastwagen waren 71 erstickte Flüchtlinge entdeckt worden. Es müsse alles getan werden, "um vor allem auch die Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen und deren übelste Machenschaften unterbinden."
Auch CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hob hervor: "Wer Menschen in Transporter einschweißt, muss die ganze Härte des Gesetzes spüren." Er betonte: "Das sind mehrfache Mörder!" Der Bundespolizei in Freyung in Bayern zufolge werden derzeit immer noch täglich zwischen fünf und zehn Schleuser von Flüchtlingen festgenommen.
"Millionenprofite mit der Verzweiflung"
Auch die internationalen Polizeiorganisationen Interpol und Europol riefen zu einem verstärkten Kampf gegen Schleuser auf. Sie bereiten ein Gipfeltreffen hochrangiger Polizeibeamter aus Herkunfts-, Durchreise- und Zielländern von Flüchtlingen vor, wie Interpol im französischen Lyon mitteilte. "Kriminelle machen Millionenprofite mit der Verzweiflung derer, die vor Konflikten oder Armut fliehen", sagte Interpol-Chef Jürgen Stock. Dieses Geld könne anschließend in Korruption und schwere grenzüberschreitende Kriminalität fließen.
Die Behörden stünden zunehmend skrupellosen Gruppen gegenüber, die schwerer zu bekämpfen seien und neue Werkzeuge wie Soziale Medien für ihre Zwecke nutzten, erläuterte Europol-Direktor Rob Wainwright. Der Direktor der europäischen Polizeibehörde betonte, es sei wichtig, dass die Mitgliedstaaten ihre Informationen stärker austauschen.
stu/wl (afp, dpa)