Helmut Berger wird 65
29. Mai 2009In der Autobiografie Helmut Bergers steht, dass er bis zu seinem Tod Viscontis Witwe bleiben wird. In einem launigen Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom 5. April 2009 sagt der exzentrische Schauspieler dazu, dass in diesem Buch nur Blödsinn stünde. Und weiter: "Da komme ich raus als ein homosexueller Trottel. Das habe ich nicht geschrieben." Und seine Co-Autorin Holde Heuer, die früher eine enge Vertraute gewesen sein soll, beschimpft er als "dumme Zicke".
Eine legendäre Diva ist Helmut Berger also auch im siebten Jahrzehnt seines Lebens. Das Licht der Welt erblickte der Mime am 29. Mai 1944 im österreichischen Bad Ischl. Seine Eltern waren Hoteliers. Und nichts deutete auf eine Karriere beim Film hin. Erst später, mit 18 Jahren, nahm er Schauspielunterricht. Das war in London, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Hier bekam er auch die ersten Angebote vor der Kamera für Werbespots oder als Fotomodell zu arbeiten.
Helmut ante portas
Berger zieht nach Rom. Dort lernt er 1964 den berühmten Regisseur Luchino Visconti in der Filmstadt Cinecittà kennen. Der Maestro ist 38 Jahre älter als der Österreicher und verliebt sich stürmisch in den jungen Schauspieler. Wenig später sind die beiden ein Liebespaar. Und Berger spielt in einer Reihe von Filmen, die unter der Regie von Visconti entstehen. Der Meister hatte das Talent Bergers sehr schnell erkannt. Mit Viscontis Film "Die Verdammten" schafft er schließlich 1968 den Durchbruch als Schauspieler. Unvergessen ist seine Leistung in der Rolle als bayerischer König Ludwig II. im Jahr 1972.
Helmut und die Macht der Drogen
"Ich weiß nicht, was Moral ist. Ich weiß auch nicht, was Unmoral ist. Ich habe nur mein Gewissen." Das sagt Helmut Berger irgendwann in den 1970er Jahren, als er auf sein ausschweifendes Party-Leben mit den Drogen-Exzessen angesprochen wird. Legendär ist, wie er beim Rosenball in Monaco eine etwas peinliche Situation meistert. Völlig unter Drogen stehend, entkommt ihm ein Verdauungsprodukt. Weil er einen weißen Anzug trägt, bleibt Berger einfach bis zum Ende des Balls am Tisch sitzen. 1976 stirbt Visconti, den er als die Liebe seines Lebens bezeichnete. Und der Schauspieler stürzt sich noch tiefer in die Welt der Drogen. Filme dreht er kaum noch.
Helmut in Amerika
"Ich hasse Hollywood!", sagt Berger einmal, weil er dort alles für Plastik hält und das Kino zu schlecht sei. In den 1980ern gibt er in sechs Folgen der TV-Serie "Denver-Clan" einen Partylöwen. Nach einer Entziehungskur spielt er 1990 eine Nebenrolle in Francis Ford Coppolas Film "Der Pate, Teil III". Der Europäer Helmut Berger bleibt nicht lange in den USA.
Helmut im Alter
Der alte Kontinent hat ihn wieder. Nur die tollen Angebote bleiben aus. Mit dem Film "Ludwig II. Eine Reise in die Schweiz im Jahr 1881" unter der Regie der Dubbini-Brüder möchte Berger 1992 den Erfolg des Visconti-Films "Ludwig II." wiederholen. Der Film floppt und der Schauspieler ist immer häufiger zu Gast in TV-Talkshows. Ende März 1996 tritt er im Ersten Deutschen Fernsehen in der Harald Schmidt Show auf. Nach einer durchgemachten Nacht wirkt er ziemlich lustlos auf das Gespräch mit dem Entertainer. Dafür gestikuliert er wild und deutet immer wieder den "Stinkefinger" an.
2003 ist er im deutschen Fernsehen wieder in einer Hauptrolle zu sehen. Nina Hoger spielt an seiner Seite im Familiendrama "Für immer dich" die weibliche Hauptrolle. Es folgen Rollen in einer deutsch-finnisch-lettisch-russischen Co-Produktion und im Fernsehen. Vor einem Jahr spielt Helmut Berger neben Roy Scheider einen vermeintlich ehemaligen Nazioffizier in "Iron Cross". In diesem Jahr tritt er in einer Low-Budget-Produktion auf. In "Blutsfreundschaft" spielt Berger unter der Regie von Peter Kern einen achtzigjährigen schwulen Wäschereibesitzer.
Die "ewige Witwe" Viscontis ist am 29. Mai 2009 65 Jahre alt geworden - und wundert sich vielleicht selbst darüber, bei seinem Lebensstil überhaupt so alt geworden zu sein. Seit einigen Jahren lebt er bei seiner Mutter in Salzburg.
Autor: Conny Paul
Redaktion: Oliver Samson