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Schwere Vorwürfe an Polizei in Kenia

6. April 2015

Etwa 16 Stunden dauerte das Massaker an der Universität von Garissa in Kenia, bei dem fast 150 Menschen starben. Jetzt ist scharfe Kritik an der langsamen Reaktion der Einsatzkräfte laut geworden.

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Polizisten aus Kenia beim Einsatz in Garissa (Foto: picture-alliance/epa/D. Kurokawa)
Bild: picture-alliance/epa/D. Kurokawa

Zeitungen berichteten, die Spezialkräfte der Polizei hätten sieben Stunden gebraucht, um aus der Hauptstadt Nairobi an den Tatort im Norden des Landes zu gelangen. "Dies ist Fahrlässigkeit von einem Ausmaß, das ans Kriminelle grenzt", schrieb die Zeitung "The Nation". Sie erinnerte an Zeugenaussagen, wonach die Täter der somalischen Al-Shabaab-Miliz langsam, mit "offensichtlichem Genuss" mordeten.

Gleicher Fehler wie bei Angriff auf Shopping-Mall in Nairobi

Einige Journalisten aus Nairobi gelangten per Straße schneller ins 365 Kilometer entfernte Garissa als die Spezialkräfte, die auf dem Luftweg anreisten. Dem Bericht der "Nation" zufolge waren zwar die Spezialkräfte in Nairobi um 5.30 Uhr alarmiert worden, nachdem die ersten Berichte des frühmorgendlichen Angriffs der radikalislamischen Rebellengruppe auf die Universität öffentlich wurden. Allerdings traf das Hauptteam der Spezialkräfte erst kurz vor 14 Uhr am Tatort ein. Ein erstes Flugzeug brachte demnach zunächst den Innenminister und den Polizeichef nach Garissa.

Die "Nation" warf den Sicherheitskräften vor, mit ihrer verspäteten Entsendung der Spezialkräfte dieselben Fehler begangen zu haben wie beim Angriff der Shabaab-Miliz auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September 2013 insgesamt 76 Menschen getötet worden waren.

Trauernde in Kenia (Foto: Reuters/Thomas Mukoya)
Trauer in KeniaBild: Reuters/Thomas Mukoya

Dreitägige Staatstrauer

Bei dem Angriff in Garissa wurden am Donnerstag 142 Studenten und sechs Sicherheitskräfte getötet. Vier Shabaab-Attentäter hatten den Campus im Morgengrauen gestürmt, dutzende Studenten erschossen und weitere als Geiseln genommen. Während Muslime freigelassen wurden, wurden Christen systematisch ermordet. Erst am Abend beendete die Polizei das Blutbad. Mit dem Angriff wollte die Miliz Kenia zum Abzug seiner Truppen aus Somalia zwingen, wo sie am internationalen Einsatz gegen die Shabaab beteiligt sind.

An dem Attentat war auch der Sohn eines kenianischen Regierungsbeamten beteiligt. Dies bestätigte Regierungssprecher Mwenda Njoka. Der Anwalt Abdiram Abdullahi war demzufolge von seinem Vater als vermisst gemeldet worden. "Zum Zeitpunkt des Angriffs wurde nach ihm gesucht. Sein Vater hat die Sicherheitsbehörden unterstützt", sagte Njoka. Der Sprecher bestätigte aber nicht, dass Abdullahi einer der vier getöteten Attentäter sei.

Für die Opfer des Angriffs hat eine dreitägige Staatstrauer begonnen. Menschen überall im Land seien in tiefer Trauer vereint und müssten in den kommenden Tagen zusammenstehen, sagte Präsident Uhuru Kenyatta. Kenyatta hatte den Attentätern und Hintermännern mit schweren Konsequenzen gedroht.

pg/sti (dpa, afp, epd)