Schmutzige Diesel-Autos für Polen
24. August 2017Dieselautos hat der Danziger Gebrauchtwagenimporteur "Global Imports" gerade keine im Verkaufsangebot. "Wir kommen immer mehr vom Diesel weg", sagt ein Verkäufer. Solche Autos würden nur noch selten vom Chef bestellt. Dass die Einführung einer Ökoprämie für den Umtausch von älteren Dieselautos in Deutschland dies ändern könnte, wollen Gebrauchtwagenhändler indes nicht ausschließen. "In der Branche wird gerade viel darüber diskutiert", berichtet ein Händler. Das Problem sei allerdings, dass noch niemand wisse, wie sich diese Prämie auf den polnischen Markt auswirke, fügt er an. "Alle warten deshalb erst einmal ab".
Laut Medienberichten sollen in Deutschland die meisten alten Dieselautos verschrottet werden, bevor deren Besitzer in den Genuss einer Ökoprämie beim Neukauf kommen. Bis zu 10.000 Euro, eine hohe Summe für viele Polen, sollen VW und Audi bezahlen.
Die Autohersteller BMW, Mercedes und Toyota sollen demnach rund 2000 Euro für den Umtausch eines mindestens siebenjährigen Dieselautos mit der entsprechenden Schadstoffnorm Euro 4 bezahlen, ohne die alten Schlitten zu vernichten. Diese Autos könnten später auf dem polnischen Markt landen, heißt es. 2016 war BMW die sechst beliebteste Automarke der polnischen Gebrauchtwagenkäufer. Toyota und Mercedes landeten auf dem neunten und zehnten Platz.
Angst vor billigen Gebrauchtwagen aus Deutschland
Seit 2011 wird der Gebrauchtwagenmarkt in Polen stetig größer. Alleine von 2015 bis 2016 war laut des letzten Jahresberichts der "Vereinigung der Automobilfabrikanten Polens" (PZPM) der Markt um 20 Prozent gewachsen. Zwei Drittel der jährlichen Erstzulassungen fallen in Polen heute auf Gebraucht- und nur ein Drittel auf Neuwagen. Insgesamt werden pro Jahr rund 1,5 Millionen Autos neu registriert, mehr als die Hälfte fällt auf über zehn Jahre alte und deshalb besonders umweltschädliche Gebrauchtwagen (54 Prozent). Als Transitland Richtung Osten spielt Polen keine nennenswerte Rolle.
"Die Frage ist, wie die Ökoprämie umgesetzt wird", sagt Jakub Farys, Vorsitzender des PZPM, im Gespräch mit der DW. "Sollten die alten Dieselautos nicht verschrottet werden, könnten wir ein Problem bekommen." Er könne sich allerdings nicht vorstellen, dass Berlin aus wahltaktischen Gründen die Umweltbelastung durch die alten Dieselautos einfach ein paar Kilometer hinter die Oder verschiebt. Laut Farys ist absehbar, dass die Dieselautos mit der Schadstoffnorm Euro 1 (Baujahr 1992) bis Euro 4 (Baujahr 2009) in der östlichen EU landeten, wenn sie in Deutschland nicht verschrottet würden.
Denn hier können diese Autos noch völlig legal gefahren werden. "Diese Autos werden billig und deshalb in Polen stark nachgefragt sein", fürchtet der Verbandsvorsitzende. "Hunderttausend bis zu siebenjährige Dieselautos sind noch kein Drama, aber eine Million ältere Modelle wären eine Katastrophe", erklärt Farys. Sie würden nicht nur die Preise für Gebraucht- , sondern auch für Neuwagen enorm unter Druck setzen - und die Luft in Polen weiter verschlechtern.