Diesel und VW fallen in der Käufergunst
17. August 2017Autokäufer in Deutschland sind nach Einschätzung des Mineralölkonzerns Aral deutlich skeptischer beim Kauf eines Diesels als noch vor zwei Jahren. In einer am Donnerstag in Frankfurt vorgestellten Studie gab nur knapp jeder fünfte potenzielle Autokäufer (18 Prozent) an, einen Diesel kaufen zu wollen. Bei der Vorgängerumfrage vor zwei Jahren hatten noch 31 Prozent der potenziellen Käufer einen Selbstzünder bevorzugt, dessen Umweltprobleme damals noch nicht so stark öffentlich diskutiert worden sind. Zuletzt war auch der Anteil neu zugelassener Dieselfahrzeuge in Deutschland weiter deutlich zurückgegangen.
Für die Studie hat der Konzern in einer Online-Umfrage über 1000 repräsentativ ausgewählte Autobesitzer befragt. Anspruchsvoll zeigten sich die Autofahrer bei Elektroautos, die immerhin fünf Prozent als nächsten Wagen eingeplant haben. Im Schnitt erwarten sie eine Reichweite von 463 Kilometern. 57 Prozent der Teilnehmer hielten dafür eine Ladezeit von höchstens 30 Minuten für akzeptabel. Von beiden Werten sind die meisten aktuell angebotenen Modelle noch weit entfernt. Nur jeder fünfte konnte sich vorstellen, künftig sein Auto autonom fahren zu lassen.
Stromer bleiben Nischenprodukt
"Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge bleiben vorerst ein Nischenprodukt", erklärte Aral-Forschungsleiter Peter Sauermann. Sein Unternehmen beobachte die Entwicklung und teste Lademöglichkeiten. "Wir können jetzt aber nicht losgehen und flächendeckend große Grundstücke kaufen", ergänzte Unternehmenssprecher Detlef Brandenburg.
In diesem Jahr sind in Deutschland von gut zwei Millionen Fahrzeugen 12.000 reine Stromer und knapp 15.000 Plug-In-Hybride zugelassen worden. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle waren Ende Juni und damit ein Jahr nach Beginn der Förderung 23.024 Anträge auf die staatliche Förderung eingegangen.
Weil die Kunden den Elektroantrieb noch nicht für ausreichend alltagstauglich halten, ist der Otto-Benziner in der abgefragten Käufergunst stark gestiegen. Sein Anteil legte um zehn Punkte auf 52 Prozent zu. Auch Hybrid-Motoren erfreuen sich wachsender Beliebtheit: 15 Prozent (2015: elf Prozent) der Interessenten wollten sich ein Auto mit der Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor zulegen.
Glänzende Aussichten
Grundsätzlich herrsche große Lust auf einen Autokauf, berichtet Aral. Von ihnen wollten 41 Prozent in den kommenden 18 Monaten ein Auto kaufen - so viele wie noch nie zuvor in der zum achten Mal erhobenen Studie. "Die Voraussetzungen für ein Absatzplus im Autohandel sind so gut wie nie zuvor", erklärte Sauermann.
Jeder vierte Befragte interessiert sich dabei für einen Neuwagen, auch dies ein Rekordwert. Zum Vergleich: Bei der Aral-Studie 2003 waren nur sieben Prozent an einem Neuwagen interessiert. Die Auswirkungen der in der Dieselkrise ausgelobten Abwrackprämien ist in der im März erhobenen Studie noch nicht abgebildet. Die möglichen Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in einzelnen Kommunen wurden damals aber bereits diskutiert.
Audi neuer Spitzenreiter
Der neue Primus unter den Herstellern heißt Audi. 17 Prozent der Studienteilnehmer wollen dieser Marke beim nächsten Autokauf den Zuschlag geben und damit mehr als doppelt so viele wie bei der Vorgängerbefragung aus dem Jahr 2015. Ein Zuwachs von sechs Prozentpunkten auf 14 Prozent beschert BMW den Sprung auf Platz zwei. Nur noch 13 Prozent (minus vier Prozentpunkte) der Befragten geben an, dass sie sich für ein Modell von Volkswagen entscheiden wollen. Dieser Anteil reicht nur noch für Platz drei. Damit muss der Dauersieger der Jahre 2003 bis 2015 erstmals den Platz an der Spitze räumen.
In der Vergangenheit gehörte die Wahl der beliebtesten Karosserieform zu den Bereichen, die sich eher langfristig veränderten. Damit ist jetzt Schluss. Zwar steht mit der Limousine ein Dauerbrenner mit einem Anteil von 34 Prozent an der Spitze, doch dahinter erlebt der Kleinwagen einen deutlichen Verlust in der Käufergunst. Vor zwei Jahren wollte noch jeder vierte Autokäufer dem Stadtflitzer den Vorzug geben, jetzt sind es noch sechs Prozent. Zu den Gewinnern gehört der Geländewagen. Das Interesse an einem SUV hat sich binnen zwei Jahren auf 15 Prozent verdreifacht.
wen/hb (dpa, Aral)