Schleppende Rückführung von Migranten
30. Januar 2018Eigentlich sollten bis Mitte Januar 20.000 Migranten in ihre Heimat zurück gebracht werden. "Wir sind ein wenig im Verzug", sagte der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Es träfen aber täglich weitere Flüchtlinge in ihren Heimatländern ein.
Nach Berichten, wonach Migranten in Libyen auf Märkten wie Sklaven verkauft werden, und Meldungen, dass die Menschen dort nicht in Flüchtlingslagern, sondern in "Haftzentren" untergebracht sind, hatte die AU mit Hilfe der Europäischen Union und den Vereinten Nationen (UN) Anfang Dezember ein Rückholprogramm gestartet. Der nordafrikanische Staat, der zu weiten Teilen von Milizen beherrscht wird, ist das Haupttransitland für Flüchtlinge auf dem Weg von Afrika nach Europa. Hunderttausende Afrikaner sind dort gestrandet und hausen unter erbärmlichsten Bedingungen.
Neuer UN-Flug nach Italien geplant
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hatte wegen der prekären Lage der Menschen in Libyen im Dezember erstmals direkt von dort aus Flüchtlinge nach Italien geflogen. Es handelte sich um 162 besonders gefährdete Migranten. Am kommenden Sonntag soll eine weitere Maschine Richtung Italien abheben, wie der Leiter der UNHCR-Mission in Libyen, Roberto Mignone, in Berlin mitteilte. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es derzeit für Flüchtlinge in Libyen nicht sicher ist", erklärte er. "Deswegen wollen wir so viele wie möglich aus dem Land herausholen." Nach seinen Worten plant das UN-Flüchtlingshilfswerk, in diesem Jahr 5000 bis 10.000 besonders gefährdete Menschen aus Libyen auszufliegen.
Seit November vergangenen Jahres hat das UNHCR auf diesem Weg mehr als 520 Flüchtlinge aus Libyen herausgeholt. Sie stammten vor allem aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, dem Jemen und dem Südsudan. Menschen, die aus afrikanischen Ländern unterhalb der Sahara kommen, sind nach den Worten von Mignone in Libyen besonders gefährdet. Es gebe zahlreiche Misshandlungen und Vergewaltigungen - Gewalt, die insbesondere von Schleppern und Schmugglern ausgehe.
Transitzentrum im Niger
Die meisten der Ausgeflogenen wurden zu einem Transitzentrum in den Niger gebracht, von wo aus sie in andere Staaten umgesiedelt werden. Anders als im unsicheren Libyen können dort Vertreter möglicher Aufnahmeländer Gespräche mit den Asylsuchenden führen.
Wie viele Menschen tatsächlich in den kommenden Monaten aus Libyen herausgeholt werden können, hängt insbesondere davon ab, wieviele Migranten einzelne Länder tatsächlich aufnehmen wollen. Laut Mignone wird derzeit mit den deutschen Behörden darüber verhandelt, mindestens 300 afrikanischen Flüchtlingen ein neues Zuhause zu geben.
se/wa (afp, epd)