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Schärfere Schutzmaßnahmen gegen Vogelgrippe

2. März 2006

Die Zahl der bestätigten Vogelgrippefälle in Deutschland ist auf 140 angestiegen. Die Schutzmaßnahmen werden nach der Infektion einer Katze noch einmal verschärft.

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Die Schutzzonen werden erweitertBild: AP

Schutzzonen werden von drei auf zehn Kilometer rund um Vogelgrippe-Fundorte erweitert. Katzen und Hunde dürfen dort nicht mehr frei herumlaufen. Der Zugang zu Betrieben werde eingeschränkt und die Erforschung der Tierseuche verstärkt. Nur wer zum Geflügelbetrieb gehört sowie Tierärzte sollen den Stall betreten dürfen, erläuterte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin.

Die mit Vogelgrippe infizierte Katze, die mitten im größten Seuchengebiet auf der Ostseeinsel Rügen verendete, trug den hochpathogenen Asia-Virusstamm in sich. Das teilte das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems mit. "Der Fund erfüllt mich auch deshalb mit Sorge, weil das Virus durch den Nachweis des Haustiers eindeutig räumlich näher an den Menschen herangerückt ist", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer am Donnerstag (2.3.2006).

Bauernverband fordert finanzielle Hilfen

Die Zahl der bestätigten Vogelgrippefälle stieg in Deutschland laut Seehofer auf 140. Allein auf der Ostseeinsel Rügen sei das gefährliche H5N1-Virus 115 Mal nachgewiesen worden, sagte der Minister. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns seien elf Fälle registriert worden, in den vier anderen betroffenen Bundesländern - Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Brandenburg und Bayern - insgesamt 14. Seehofer sprach sich für eine baldige Sondersitzung mit Agrar- und Gesundheitsministern der Länder aus. So könnten sich Bund und Länder besser auf Gefahren vorbereiten.

Der Bauernverband verlangte finanzielle Hilfen wegen der Verluste durch die Stallpflicht. Die Betriebe, die ihr Haupteinkommen aus Geflügelhaltung mit Auslauf erzielten, gerieten finanziell in Bedrängnis, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner nach einem Treffen mit Seehofer. Sonnleitner forderte Strategien, um langfristig Freilandhaltung zu ermöglichen.

Diskussion um Impfung von Geflügel

Der deutsche Widerstand gegen eine vorsorgliche Impfung von Geflügel nimmt ab. Der Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier, setzt auf einen Impfstoff, der in Frankreich erstmals im April bei Gänsen gespritzt werden soll. Geimpfte Tiere könnten damit von infizierten unterschieden werden. Priesmeier schlug vor, 3,6 Millionen Stück Geflügel von Hobbyhaltern und rund vier Millionen Stück Freilandnutzgeflügel zu impfen. Wissenschaftler haben Bedenken gegen das Impfen. Tiere könnten das Virus H5N1 trotz Schutzimpfung weiterverbreiten.

Der Europapolitiker Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf (Grüne) sprach sich für eine Ringimpfung um die Gefahrenherde aus, um nicht töten zu müssen. Wenn Millionen von Tieren möglicherweise getötet werden müssten, sei der volkswirtschaftliche Schaden enorm, sagte er. Der Präsident der bayerischen Tierärztekammer, Theodor Mantel, hält Impfen zwar für sinnvoll. Derzeit gebe es aber noch keinen geeigneten Impfstoff, sagte er im Rundfunk. Die EU hatte unter Auflagen den Weg freigemacht für ein Impfen von Geflügel in Frankreich und den Niederlanden.

Übertragung durch Betreten von Ställen

Auch in anderen Ländern Europas meldeten die Behörden weitere Vogelgrippefälle. Im ostfranzösischen Département Ain wurden elf weitere Wildvögel mit dem Virus H5N1 aufgefunden. Bei einer Reihe von Wildenten, Wildschwänen und in einem Geflügelstall der Region war das Virus bereits nachgewiesen worden. In Frankreich habe sich die Infektion in einer Geflügelfarm vermutlich durch das Betreten von Ställen übertragen, nicht über Stroh wie erst angenommen. In Österreich entdeckten Forscher seit dem ersten Auftreten der Tierseuche Mitte Februar 22 Infektionen. In der Schweiz bestätigte sich der erste Vogelgrippeverdacht. In Griechenland stieg die Zahl der nachgewiesenen Fälle bei Wildvögeln auf 19. (wga)