Frauen ergreifen das Steuer
25. Oktober 2013Trotz Warnungen der Behörden wollen Aktivistinnen in Saudi-Arabien am Samstag gegen das Frauenfahrverbot im Golf-Königreich protestieren. Die Bloggerin Eman al-Nafdschan, die die Aktion mitorganisiert, zeigte sich auf Twitter zuversichtlich, dass sich zahlreiche Frauen demonstrativ hinter das Steuer eines Wagens setzen werden. Die Protestaktion stelle keine verbotene Versammlung dar und sei auch kein Affront gegen die Regierung.
Das saudische Innenministerium hatte zuvor erklärt, jede Aktion, die den sozialen Frieden im Königreich störe, sei den Gesetzen zufolge verboten. Die Behörden würden daher gegen alle Gesetzesbrecher mit Härte und Strenge vorgehen. Der Experte für Kriminalität im Internet, Marwan al-Rauki, hatte kürzlich erklärt, in Saudi-Arabien würden "Informationstechnologie-Verbrechen" mit bis zu fünf Jahren Haft und Geldstrafen von bis zu drei Millionen Rial (rund 578.000 Euro) bestraft. Die Internetseite der Protestkampagne www.october26driving.org wurde inzwischen von Hackern angegriffen.
Zwar verbietet in Saudi-Arabien kein Gesetz explizit Frauen das Autofahren, sie bekommen jedoch keine Fahrerlaubnis. Seit einigen Jahren veranstalten Aktivistinnen daher am 26. Oktober eine Protestaktion. Frauen mit einem im Ausland erworbenen Führerschein werden aufgefordert, an diesem Tag einen Wagen zu lenken. Dagegen hatte eine Reihe muslimischer Geistlicher zuvor in Dschidda demonstriert und den Behörden vorgeworfen, nichts gegen die Protestaktion zu unternehmen.
Wegen des faktischen Fahrverbotes brauchen Frauen in Saudi-Arabien einen Fahrer, wenn sie mit dem Auto etwas erledigen müssen. Erst in diesem Jahr wurde Frauen das Fahrradfahren in öffentlichen Parks erlaubt. Allerdings gelten dafür strenge Regeln wie die Komplett-Verschleierung und die Begleitung durch einen männlichen Verwandten. Das ölreiche Königreich am Golf setzt im Alltag eine strenge Geschlechtertrennung durch.
Jahrelanger Kampf
Es gab bereits zahlreiche Versuche, das Autofahrverbot zu unterlaufen. Im Jahr 1990 kam eine Gruppe von 47 Frauen zusammen, um Auto zu fahren. Die Regierung reagierte mit Berufsverboten und Reisesperren.
Im Juni 2011 wurde eine saudische Aktivistin über eine Woche lang im Gefängnis festgehalten, weil sie auf youtube Frauen zum Autofahren aufforderte. Im gleichen Jahr wurde in Dschidda eine Frau zu zehn Peitschenhieben verurteilt, weil sie sich dem Fahrverbot widersetzt hatte. König Abdullah erließ später die Strafe.
sti/kle/sc (dpa, epd, kna)