Saubere Renditen mit ethischen Anlagen
1. November 2004Ein Alptraum für jeden politisch korrekten Zeitgenossen: Zuhause trennt er brav den Müll und engagiert sich gegen Kinderarbeit in der dritten Welt. Dann erfährt er zufällig aus der Zeitung, dass ein großer multinationaler Konzern in einem Entwicklungsland die Umwelt verschmutzt und seine Arbeiter ausbeutet. Zu dumm, dass er Aktien von eben jenem Unternehmen besitzt und dessen Unternehmenspolitik damit indirekt unterstützt.
Besser als andere
Dabei gibt es für politisch korrekte Anleger seit einigen Jahren ethische Geldanlagen, beispielsweise Nachhaltigkeitsfonds. Die meisten dieser Fonds richten sich bei der Titelauswahl nach der "Best-in-Class-Methode". Das heißt, dass aus jeder Branche die Unternehmen herausgefiltert werden, die besonders umweltfreundlich, ethisch oder sozial handeln. Es werden Unternehmen gewählt, die sich in den Entwicklungsländern besser verhalten als andere, erklärt Eckhard Plinke, Nachhaltigkeitsanalyst bei der Schweizer Bank Sarasin.
Mehr Druck durch Anleger
Doch dieses Ratingsystem stellt nicht alle zufrieden. Entwicklungspolitische Organisationen fordern, dass entwicklungspolitische Belange noch stärker berücksichtigt werden. Große Unternehmen müssten dazu gebracht werden, Praktiken, die extrem entwicklungsschädlich sind, zu verhindern, sagt Anje Schneeweiß vom kirchlichen Entwicklungsdienst Südwind. So könnte verhindert werden, dass Unternehmen schlechte Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern zulassen oder sogar verantworten, Steuern an die dortigen Staaten hinterziehen und die Gemeinschaften dort zerstören. Hier könnten Investoren Druck ausüben, erklärt Antje Schneeweiß. "Zum anderen sollen aber auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Unternehmen zu der Entwicklung eines Landes konkret etwas beitragen können. Zum Beispiel, indem sie ihre Unternehmungen stärker in das lokale Unternehmertum integrieren."
Steigendes Interesse
Antje Schneeweiß will die verschiedenen Akteure, die mit ethischen Geldanlagen zu tun haben, zusammenbringen: Analysten auf der einen Seite und Nichtregierungsorganisationen auf der anderen. Künftig sollen sie besser miteinander kommunizieren und neue Kriterien für Nachhaltigkeitsfonds entwickeln. Keine einfache Aufgabe, denn naturgemäß haben beide Seiten unterschiedliche Vorstellungen und Ziele.
Letztendlich liegt es ohnehin am Anleger. Denn der muss entscheiden, in welche Art von Fonds er investieren will. Und da spielt bei allen moralischen Ansprüchen natürlich die Rentabilität eine große Rolle. Da Ethikfonds prinzipiell keine niedrigeren Renditen bringen als konventionelle Investitionen, sind sie zu einer beliebten Nische geworden. In den vergangenen vier Jahren hat sich ihr Volumen in Deutschland verdreifacht. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts verwalten sie bei einem Marktanteil von etwa 1,5 Prozent inzwischen rund 4,5 Milliarden Euro.