Samsungs Glanz verblasst
8. Juli 2014Der zunehmend gesättigte Smartphone-Markt in den Industrieländern und preisgünstige Konkurrenz aus China setzen den südkoreanischen Elektronikkonzern Samsung unter Druck. Ersten Schätzungen zufolge brach der Konzerngewinn im zweiten Quartal um 24,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein und lag bei 7,2 Billionen Won (rund 5,23 Milliarden Euro). Das teilte Samsung am Dienstag in Seoul mit. Es handelte sich bereits um den dritten Gewinnrückgang in Folge. Der aktuelle Rückgang ist stärker, als Analysten erwartet hatten.
Der Won macht Samsung zu schaffen
Samsung erklärte, von April bis Juni sei ein langsameres Wachstum des weltweiten Smartphone-Marktes beobachtet worden. Es gebe zudem eine "wachsende Konkurrenz auf dem chinesischen Markt und einigen europäischen Märkten". Derzeit lägen viele Geräte mit günstigen und mittleren Preisen in den Lagern. Für weitere Schwierigkeiten sorge die Stärke der südkoreanischen Währung. Der Won liegt derzeit im Vergleich zum Dollar auf einem Sechs-Jahres-Hoch.
Die Aufwertung der Landeswährung schwächt die Wettbewerbsposition der einheimischen Exporteure. Samsung habe im zweiten Quartal schätzungsweise 79 Millionen Smartphones verkauft, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Analysten. Im ersten Vierteljahr seien es noch 89 Millionen Stück gewesen. Auch beim Galaxy S5 musste Samsung demnach im Vergleich zum Vorgängermodell schwächere Absatzzahlen hinnehmen. Daran könne man ablesen, dass "die Kundenloyalität zur Marke deutlich nachgelassen hat", wurde der Experte Lee Min Hee von I'M Investment & Securities zitiert. Im laufenden dritten Quartal will das Unternehmen mit neuen Modellen die Nachfrage stärker ankurbeln.
Starke Konkurrenz durch Billig-Modelle
Der Konzern stellt zwar alle möglichen elektronischen Bauteile und Geräte von Speicherchips über Fernseher bis hin zu Spülmaschinen her. Doch Smartphones, Tablet-Computer und andere mobile Geräte sorgen für mehr als die Hälfte des Konzerngewinns. Diese Sparte ermöglichte Samsung in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum, inzwischen sind jedoch die Märkte der Industrieländer merklich gesättigt und in den Schwellenländern ist die Konkurrenz sehr stark. Besonders bei teuren Smartphone-Modellen spüren Samsung und der US-Konkurrent Apple zunehmenden Gegenwind von Anbietern günstigerer Geräte. Zwei Drittel der Smartphones werden inzwischen in Schwellenländern wie China oder Brasilien gekauft. Davon profitieren die Billig-Anbieter.
Neue Geschäftsfelder entwickeln
Samsung bemüht sich unterdessen, einen Standard für vernetzte Geräte, vom Kühlschrank bis zum Auto, durchzusetzen. Zusammen mit dem Chip-Hersteller Intel, PC-Hersteller Dell und zwei Halbleiter-Spezialisten bilden sie das Open Interconnect Consortium. Es soll eine einheitliche Basis für das sogenannte Internet der Dinge schaffen. Ziel sei ein Austausch von Informationen unabhängig von der Art des Gerätes oder des Anbieters, kündigte die neue Organisation am Dienstag an. Rivalen versuchen ebenfalls, ihre Technologien als Standard zu etablieren. In den kommenden Jahren wird mit einer explosionsartigen Entwicklung bei der Vernetzung von Alltagstechnik gerechnet.
iw/bea (dpa, afp)