Rushdie schickt "Quichotte" durch Trumps USA
3. September 2019Salman Rushdie ist bekannt dafür, seine Werke mit unzähligen Referenzen an die klassische und zeitgenössische Kultur zu versehen. Mit seinen drei zuletzt veröffentlichten Romanen würdigte er jeweils einen Klassiker der Weltliteratur: 2015 erschien "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte", eine Hommage an die morgenländische Erzählreihe "Tausendundeine Nacht". 2017 folgte der Roman "Golden House", eine Referenz an den antiken Schriftsteller Apuleius und sein Hauptwerk "Der goldene Esel", auch bekannt als "Metamorphosen", - der einzige antike lateinische Roman, der vollständig erhalten blieb.
Mit seinem jüngsten Werk "Quichotte", das nun in den USA erscheint, präsentiert der britisch-indische Autor eine modernisierte Version von Miguel de Cervantes' "Don Quijote", der als erster Roman der Neuzeit gilt. Rushdies Geschichte spielt jedoch nicht im spanischen La Mancha, sondern im von Donald Trump regierten Amerika zu einer Zeit, in der alles möglich scheint. Der in Indien geborene Protagonist reist quer durchs Land, auf der Suche nach einer ehemaligen Bollywood-Schauspielerin, in die er sich verliebt hat, und die inzwischen erfolgreich als TV-Moderatorin in den USA arbeitet.
Der Verkäufer und sein imaginärer Sohn Sancho wiederum sind fiktive Gestalten, erdacht von einem Thriller-Autor namens Sam DuChamp, der sich auch mit seinen eigenen herausfordernden Midlife-Krisenproblemen beschäftigt.
"Quichotte"- schlau oder selbstverliebt?
Rushdies "Quichotte" steht auf der Shortlist für den Booker Prize 2019, hat in den englischsprachigen Medien allerdings nicht nur positive Kritiken erhalten. Ein Rezensent der "New York Times" urteilte, dass Rushdies "Formel" alt werde. Die britische Tageszeitung "The Guardian" schrieb, dass es zwar interessant sei, das Verschwimmen von Fakten und Fiktion zu erforschen. Rushdies "Quichotte" sei aber zu unruhig und selbstverliebt, um mehr zu sein als ein Symptom der Missstände, die er beklage.
Für die ebenfalls britische "Sunday Times" hingegen ist der Roman eine der "klügsten metafiktionalen Kapriolen der Postmoderne". Das amerikanische Rezensionsmagazin "Kirkus Reviews" attestierte Rushdie gar Bestform und bezeichnete "Quichotte" als ein "schönes Stück literarische Satire".
Das amerikanische "Library Journal" empfiehlt "Quichotte" als eine prägnante, lyrische Meditation über Intoleranz, Fernsehsucht und die Opioidkrise, die mit messerscharfer Aktualität und Humor auf mehreren Ebenen operiere. Der Roman sei "außergewöhnlich".