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Räumung von Idomeni vollzogen

26. Mai 2016

Das wilde Camp an der mazedonisch-griechischen Grenze ist aufgelöst worden. Die meisten Bewohner wurden in ein offizielles Aufnahmelager in Thessaloniki gebracht. Andere hatten vor der Räumung Reißaus genommen.

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Holzpaletten, Kartons und zerstörte Zelte (Foto: Getty)
Bild: Getty Images/AFP/Y. Kolesidis

Weit und breit seien keine Migranten mehr zu sehen, berichteten Reporter, die zum ersten Mal seit Dienstag auf das Gelände des Lagers gelassen wurden. Die Räumung sei vollendet, sagte der griechische Minister für Bürgerschutz Nikos Toskas im griechischen Fernsehen (ERT). Auch die wichtige Bahnlinie nach Mazedonien war von Zelten und Müll freigeräumt worden, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.

Bulldozer gegen Müll und Zelte im Einsatz, im Hintergrund Güterwaggons (Foto: Getty)
Mit schwerem Gerät wurde auch die Bahnlinie nach Mazedonien von Zelten und Müll freigeräumtBild: Getty Images/AFP/STR/Pool

Die lange angekündigte Räumung des Flüchtlingscams von Idomeni hatte am Dienstag begonnen und war ohne Zwischenfälle verlaufen. Rund 1400 griechische Polizisten waren beteiligt. Sie hatten das Lager weiträumig abgesperrt. Journalisten waren während der Aktion nicht zugelassen.

Auch andere wilde Lager sollen geschlossen werden

Wie es heißt, wird die Polizei in Idomeni bleiben, damit keine Migranten zurückkehren. Auch ein kleineres wildes Lager im Hafen von Piräus mit rund 2000 Menschen sowie ein provisorisches staatliches Lager im alten Flughafen von Athen mit etwa 4500 Menschen sollen bald geschlossen werden.

Polizisten vor einem Zelt mit Migranten (Foto: getty)
Die Polizei hatte am Dienstag mit der Räumung begonnen - die Aktion verlief friedlichBild: Getty Images/AFP/Y.Kolesidis/Pool

Das Lager in Idomeni war entstanden, nachdem das Nachbarland Mazedonien seine Grenze schloss und die so genannte Balkanroute blockierte. Bis zu 15.000 Menschen harrten zeitweise in der improvisierten Zeltstadt aus in der Hoffnung, die Grenze könne doch noch geöffnet und der Weg nach Mittel- und Nordeuropa wieder frei werden.

Rund 3000 der Bewohner waren nach Behördenangaben am Dienstag und Mittwoch mit Bussen in organisierte Flüchtlingslager gebracht worden, darunter ein Aufnahmezentrum in einem Industriegebiet der Millionenstadt Thessaloniki.

Kritik von Hilfsorganisationen

Die Hilfsorganisation Save the Children kritisierte die Zustände in den neuen Lagern. Flüchtlinge hätten berichtet, dass sie in Zelten auf nacktem Betonfußboden schlafen müssten, sagte die Mitarbeiterin Amy Frost. Zudem mangle es an Wasser und Lebensmitteln sowie an sanitären Einrichtungen.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen bemängelte, die die Flüchtlinge seien nicht über die Zielorte informiert worden. Zudem sei die humanitäre Hilfe während der Räumung eingeschränkt worden. Unter den Flüchtlingen seien Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes und Epilepsie. Sie fürchteten um die Fortsetzung ihrer Behandlung.

Kalohori Flüchtlingscamp in Thessaloniki (Foto: Getty)
Ein großer Teil der Migranten kam in einem Aufnahmezentrum in einem Industriegebiet der Hafenstadt Thessaloniki unterBild: Getty Images/AFP/S. Mitrolidis

Vor Beginn der Räumung schätzten die Behörden die Zahl der Migranten auf 8000. Deshalb wird vermutet, dass ein Teil von ihnen untergetaucht ist, um anschließend wieder zu versuchen, über die Grenze nach Mazedonien zu kommen. Ein anderer Teil soll auf eigene Faust zu Verwandten gegangen sein, die sich in Lagern in Südgriechenland befinden, schätzten Reporter.

Im Wald untergetaucht

Wie einheimische Medien darüber hinaus berichten, wollen Sicherheitskräfte einige Hundert aus Marokko, Algerien und Tunesien stammende junge Männer aus Verstecken im Umland herausholen. Sie hatten sich laut Berichten am Tag vor Beginn der Räumung davongemacht. Es wird vermutet, dass sie sich in umliegenden Wäldern versteckt halten. Zusammen mit einigen Hundert Afghanen und Pakistanern gelten sie als der "harte Kern" der Migranten von Idomeni. Sie sollen verantwortlich dafür sein, dass es am Grenzzaun zu Mazedonien immer wieder zu Randale kam.

uh/qu (dpa, afp, rtr)