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Politik

Russischer Journalist Ilja Asar wieder frei

7. Juni 2020

Der Aktivist war Ende Mai festgenommen worden, weil er bei einer Protestaktion in Moskau gegen Corona-Auflagen verstoßen haben soll. Wahrscheinlich aber zog Asar mit dem Inhalt seines Protests den Behördenzorn auf sich.

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Ilja Asar kurz nach seiner Freilassung in Moskau  (Foto: picture-alliance/AP/A. Zemlianichenko)
Ilja Asar kurz nach seiner Freilassung in Moskau Bild: picture-alliance/AP/A. Zemlianichenko

Der russische regierungskritische Journalist und Aktivist Ilja Asar ist zehn Tage nach seiner Festnahme wieder freigelassen worden. Das bestätigte er der Zeitung "Nowaja Gaseta", für die er auch arbeitet. Asar war Ende Mai festgenommen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er mit einer Mahnwache die strengen Auflagen in der Corona-Krise verletzt haben soll.

Einmann-Protest galt Strafverfolgung von Aktivist Woronzow 

"Ich danke euch allen für eure Unterstützung - in der Hauptsache ging es aber nicht darum, für mich einzutreten, sondern für unser Recht auf friedlichen Protest", schrieb der 35-Jährige nach seiner Freilassung auf Twitter. "Leider haben sich die Dinge mit Blick auf dieses Recht noch zum Schlechteren entwickelt."

Der russische Aktivist Wladimir Woronzow am 27. Mai bei der Anhörung vor einem Moskauer Gericht (Foto: Imago/Moscow City Court Press)
Der russische Aktivist Wladimir Woronzow am 27. Mai bei der Anhörung vor einem Moskauer Gericht Bild: Imago/Moscow City Court Press

Wegen der Pandemie sind Straßenaktionen und Menschenansammlungen verboten. Proteste von Einzelpersonen sind in Russland jedoch weiterhin verbreitet, da sie keiner behördlichen Genehmigung bedürfen und in der Regel nicht unterdrückt werden. In Asars Fall befand ein Gericht in Moskau jedoch, der Journalist habe gegen die Corona-Auflagen verstoßen. Tatsächlich hatte Asar gegen die Strafverfolgung des Aktivisten und Ex-Polizisten Wladimir Woronzow protestiert. Dieser setzt sich gegen Rechtsverstöße bei der Polizei ein.

Amnesty: Behörden nutzen Corona-Krise aus 

Menschenrechtsanwälte bezeichneten die Inhaftierung Asars als illegal. Mehrere Berufskollegen, die Ende Mai aus Protest gegen das Urteil eine Mahnwache vor dem Moskauer Polizeipräsidium abhielten, wurden ebenfalls festgenommen. Amnesty International beklagte, die Pandemie werde von den Behörden genutzt, um Aktivisten mundtot zu machen. Asar gehörte im vergangenen Jahr zu den Organisatoren von Massenprotesten für freie Wahlen in Moskau.

In wenigen Wochen wird in Russland über die umstrittene Verfassungsänderung abgestimmt, mit der Kreml-Chef Wladimir Putin seine Macht dauerhaft sichern will. Oppositionelle verlagerten wegen der Ausgangsbeschränkungen ihren Protest ins Internet.

sti/qu (afp, dpa)