1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Modernes Ruanda

Jesko Johannsen10. März 2013

Ruanda, arm an Rohstoffen und Industrie, will bis 2020 eine Wissensgesellschaft werden. Dazu investiert die Regierung in den Ausbau von Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) und unterstützt junge Entwickler.

https://p.dw.com/p/17ttO
Ein Softwareentwickler präsentiert seine Softwareidee (Foto: Jesko Johannsen)
Bild: Jesko Johannsen

Ruandas Zukunft liegt an einem Berghang mitten in Kigali. Ein schmaler Trampelpfad führt zu einem einfachen Haus. Hier haben Sylvie Umutesi und Stanley Mwizerwa ihr Büro. Ein Tisch mit zwei Laptops in einem kahlen Raum - mehr brauchen die beiden nicht. Sie sind Softwareentwickler und Teil einer neuen ruandischen Informationselite. Informationstechnologien sollen Ruanda aus der Armut führen, so steht es im Entwicklungsplan "Vision 2020" von Präsident Paul Kagame.

Umutesi und Mwizerwa haben ihre gemeinsame Softwarefirma vor knapp drei Jahren gegründet. Ihre ersten Projekte waren ein Terminplaner für Arztbesuche und eine Beratungssoftware für Farmer. Damit können Landwirte per SMS oder Internet Rat bei Experten holen, um so eine größere Ernte auf ihren Feldern einzufahren.

Die größte Herausforderung sei jedoch nicht das Entwickeln der Programme, sondern die Skepsis der Menschen in Ruanda, sagt Umutesi. Sie müsse neue Software längere Zeit kostenlos anbieten, um überhaupt das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Die potenziellen Käufer sähen jedoch noch nicht, wie sie von solchen Programmen profitieren könnten, fasst Umutesi ihre Situation zusammen.

Softwareentwickler an ihrem Schreibtisch (Foto: Jesko Johannsen)
Umutesi (links) und Mwizerwa sind Teil der neuen ruandischen InformationseliteBild: Jesko Johannsen


Kostenlose Arbeitsräume und Mentoren

Um die junge ICT-Generation zu unterstützen, wurde 2012 das kLab ("knowledge lab", Wissenslabor) in Ruandas Hauptstadt Kigali gegründet. Das kLab passt zur modernen Kulisse der ICT-Welt. Junge Menschen arbeiten hier konzentriert an ihren Laptops; hoch oben im sechsten Stock blicken sie auf die hell erleuchteten neuen Hochhäuser des nächtlichen Kigali. Das kLab wird von Ruandas Regierung, Unternehmen und Entwicklungsorganisationen finanziert. Programmierer können hier kostenlos Arbeitsräume nutzen, sich mit Kollegen und Mentoren austauschen und ihre Ergebnisse präsentieren.

Diese Gelegenheit nutzt auch Charles Mutabazi, der etwas unsicher vor einer riesigen Leinwand steht. Er stellt seine SMS-Anwendung vor, die Studenten ermöglicht, ihre Prüfungsergebnisse abzufragen. Für Charles läuft es allerdings nicht ganz so gut. Einer der Zuschauer äußert sich besonders kritisch. "Es ist gut, dass du das System digitalisierst. Aber wo ist deine Innovation? Wo sind deine Ideen?", fragt jemand im Publikum.

Im Gegensatz zu Charles freut sich Claude Migisha über solche Art von Kritik. Er leitet das kLab, seitdem es im Juni letzten Jahres gegründet wurde. Er will die jungen Programmierer immer wieder fordern - und auch fördern. "Eine der Ideen von kLab war, einen Raum zu schaffen, in dem man scheitern und neu starten kann. Man kann hier sein, etwas ausprobieren, scheitern, neu starten, neu gestalten und so Erfolg haben."

Am Schluss gibt es höflichen Zuschauer-Applaus für Charles - und er kann die Kritik gleich nach der Veranstaltung umsetzen. "Wenn ich ein bestimmtes Problem habe oder einen bestimmten Vorschlag bekommen habe, kann ich zu einem Mentor gehen. Ich kann die Fragen stellen, die für mein Projekt gerade wichtig sind." Und falls das mal nicht weiterhelfen sollte, können Charles und seine Kollegen die kreative Lücke zumindest am Kickertisch überbrücken.

Im K-Lab in Kigali: Softwareentwickler programmieren an ihren Computern im Eingangsbereich (Foto: Jesko Johannsen)
Das kLab bietet jungen Entwicklern kostenlose Arbeitsräume und BetreuungBild: Jesko Johannsen

Trotz Investitionen kämpft Ruanda mit Schwierigkeiten

Die ruandische Regierung tut einiges, um die Entwicklung des ICT-Sektors im Land voranzubringen:  Mehrere tausend Kilometer Glasfaserkabel wurden verlegt. In der Hauptstadt Kigali gibt es kostenlose, drahtlose Internet-Zugänge. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat ein Handy, rund ein Viertel aller Ruander surft im Internet. Doch noch ist das Netz nicht besonders stabil und der Zugang teuer. Der Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern läuft erst langsam an. Große Datenpakete überfordern die Leitungen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass dieses Land schon bald ein ICT-Zentrum auf dem Kontinent sein soll.

kLab-Leiter Migisha hingegen betont die Fortschritte, die Ruanda in den letzten Jahren gemacht hat. "Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass das Internet in Ruanda wirklich schnell ist. Und mit der Zeit wird es immer besser. Die Regierung investiert viel in schnelles Internet, weil wir eine Dienstleistungsgesellschaft werden wollen."