Rotes Kreuz und UN für Kampfpausen in Aleppo
8. August 2016Das Deutsche Rote Kreuz hat eine Kampfpause für humanitäre Hilfe für die belagerte nordsyrische Stadt Aleppo angemahnt. Ein sicherer Zugang sei die Grundvoraussetzung, um den Menschen die dringend notwendigen Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente bringen zu können, sagte der DRK-Syrien-Experte Christian Hörl im Südwestrundfunk. Für das Rote Kreuz sei nur der Westen Aleppos, nicht aber der Osten für die Hilfe - auch des syrischen Roten Halbmonds - zugänglich. Während das Regime von Machthaber Baschar al-Assad den Westteil der Stadt beherrscht, kontrollieren Rebellen die östlichen Viertel.
Rotes Kreuz: Keine Klarheit über militärische Lage
Am Wochenende gab es widersprüchliche Berichte dazu, ob die Belagerung des Ostteils von Aleppo durch das Regime von den Rebellen durchbrochen worden ist. Dem Roten Kreuz lägen keine gesicherten Informationen vor, sagte Hörl. Die Lage für die eingeschlossenen Menschen habe sich in den vergangenen Stunden aber "dramatisch verschlimmert". In den belagerten Gebieten waren zuletzt bis zu 300.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. "Die jetzige Offensive trägt natürlich nicht dazu bei, dass es den Menschen besser geht", sagte der DRK-Vertreter.
Auch Vertreter der Vereinten Nationen warnten noch einmal eindringlich vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo beziehungsweise in ganz Syrien. "Die Lage ist sehr ernst, sehr schlimm", sagte Kevin Kennedy, der Koordinator der UN für die Syrien-Krise, im Bonner "General-Anzeiger": "Jeden Tag werden Dutzende Menschen durch die Gewalt getötet, besonders Frauen und Kinder trifft es."
UN-Koordinator: 48 Stunden Ruhe pro Woche
Noch gebe es Lebensmittel-Vorräte im Osten Aleppos für rund 150.000 Menschen für drei Wochen, betonte Kennedy. Doch hier harrten mehr als 250.000 Menschen aus, die auf Hilfe warteten. Daher forderten die Vereinten Nationen ungehinderten Zugang zu diesen Menschen. Kevin plädierte für eine mindestens 48-stündige Kampfpause pro Woche für die Großstadt: "Dann könnten wir Güter hineinbringen und Menschen könnten heraus kommen."
Kennedy beklagte außerdem, dass die UN erst 27 Prozent der 2016 benötigten 3,2 Milliarden US-Dollar für Hilfsleistungen innerhalb Syriens erhalten hätten. Auch für die Hilfe in der Region, also um syrische Flüchtlinge etwa in Jordanien und im Libanon zu unterstützen, habe man erst 43 Prozent der notwendigen rund 4,5 Milliarden US-Dollar erhalten.
sti/kle (dpa, kna)