DW Akademie gibt Rohingya eine Stimme
23. August 2018Am 25. August 2018 jährt sich erstmals der Beginn der Massenflucht der Rohingya aus Myanmar. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und des BMZ bildet die DW Akademie im Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch junge Rohingya zu Bürgerjournalisten aus und gibt ihnen so eine Stimme.
Mehr als 720.000 Angehörige der Volksgruppe der Rohingya sind seit August 2017 ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die meisten von ihnen leben im weltweit größten Flüchtlingslager Kutupalong im Südosten des Landes an der Grenze zu Myanmar.
Die DW Akademie bildet in dem Camp, wo nach jüngsten Zahlen mehr als 900.000 Menschen leben, junge Rohingya zusammen mit Einheimischen zu Bürgerjournalistinnen und -journalisten aus. Sie berichten als Radioreporter über das Leben im Lager und in der Umgebung.
Unzählige Geschichten
„Wir bieten ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. So erhalten die Geflüchteten ein Stück ihrer Identität zurück“, erläutert Andrea Marshall, Projektmanagerin der DW Akademie für Bangladesch. In der Medienberichterstattung über das Schicksal der Rohingya seien die Perspektive der Betroffenen und der Alltag in den Lagern nur selten Thema. „Dabei gibt es dort unzählige Geschichten, viele sind traurig, einige aber auch lebensfroh und leicht.“
Radio ist das am besten geeignete Medium, um die Menschen vor Ort zu erreichen. Schätzungsweise 70 Prozent der Rohingya sind Analphabeten.
Gemeinsame Workshops schaffen Akzeptanz
Im März 2018 lief der erste Workshop in Zusammenarbeit mit dem Bürgerradio der Region rund um die Stadt Cox’s Bazar. Die Kurse sind mit Flüchtlingen und Einheimischen besetzt, die Radiobeiträge werden von gemischten Reporter-Tandems recherchiert und erzählt. Das schafft Dynamik und sorgt für große Akzeptanz auch außerhalb des Camps. Denn die Menschen in der Region sprechen einen ähnlichen Dialekt wie die Rohingya.
Eine wichtige Aufgabe für die Teilnehmenden am Workshop ist es, ein Gespür auch für die Themen abseits der großen Konflikte zu entwickeln. „Die neu ausgebildeten Radioreporter haben zum Beispiel Porträts von im Camp lebenden Musikern produziert oder über Monsun-Fluten, Mäuseplagen und die Fußball-Weltmeisterschaft berichtet, die auch im Camp viele Fans hatte“, so Andrea Marshall. Mehr als 100 Beiträge sind seit März entstanden. „Bei diesen Übungen schimmert die Lebensfreude durch, die die Menschen sich erhalten haben – allen dramatischen Umständen zum Trotz.“
Die DW Akademie stärkt mit Projekten der Medienentwicklung als strategischer Partner des BMZ das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung und ungehinderten Zugang zu Informationen. Zusätzlich ist die DW Akademie unter anderem mit Mitteln des Auswärtigen Amts sowie der EU aktiv – insgesamt in rund 50 Entwicklungs- und Schwellenländern. Gemeinsam mit ihren Partnern ist sie führend in der Entwicklung freier Mediensysteme, schafft Zugang zu Information und setzt Standards für Bildung und unabhängigen Journalismus.