Rogue One im Kino
13. Dezember 2016Die Vorfreude war riesig, obwohl der Ausgang der Geschichte Star Wars-Freunden hinlänglich bekannt ist. Aber vielleicht birgt "Rogue One - A Star Wars Story" ja ein Geheimnis oder eine neue Erkenntnis, die den weiteren Verlauf des Geschehens in kommenden Episoden beeinflussen wird?
Im Grunde wollen doch alle wissen, wie es nach "Episode VII - Das Erwachen der Macht" (2015) weiter geht. Stattdessen springt die Geschichte etwa 30 Jahre zurück: Wir befinden uns zwischen "Episode III - Die Rache der Sith" und "Episode IV - Eine neue Hoffnung". Letzterer war der allererste Star Wars-Film von 1977; damals hieß er "Krieg der Sterne" und revolutionierte die Kinowelt.
Zurück in eine dunkle Zeit
Wir sind also in einer Zeit, in der der Orden der Jedi-Ritter so gut wie ausgelöscht ist. Die "Dunkle Seite der Macht" hat die Oberhand. Darth Vader ist zur rechten Hand des mächtigen Imperators geworden, die Galaxie wird vom Terror des Imperiums beherrscht, und eine der grausamsten und effektivsten Waffen entsteht: der Todesstern. Doch eine Gruppe Rebellen hat herausgefunden, wie sie an die Pläne der Superwaffe gelangen kann. Sie holen die Tochter des Konstrukteurs ins Boot. Jyn Erso (Felicity Jones) wurde als Kind von ihren Eltern getrennt, hat eine kriminelle Laufbahn hinter sich und nichts zu verlieren. Als sie von den Rebellen angeheuert wird, hilft ihr die Aussicht, ihren Vater (Mats Mikkelsen) wiederzusehen, bei der Entscheidung mitzumachen. Der ist nämlich eigentlich ein Guter und wurde von Bösewicht Director Krennic (Ben Mendelsohn) dazu gezwungen, den Todesstern fertigzustellen. Während die Rebellen aufbrechen, um die Konstruktionspläne zu klauen, wird der Todesstern getestet. Mit verheerender Wirkung.
Ein waschechter Kriegsfilm
Die Settings sind zumeist düster, die Planeten wirken dunkel und unheimlich, die Raumschiffe sehen noch gigantischer aus. Die Schlachten, Verfolgungsjagden und Schießereien sind aufwendig, laut und rasant. In Rogue One wird fast ununterbrochen geballert; die Tricktechniker hatten hier - so scheint’s - noch mehr zu tun als in anderen Star Wars-Filmen, wo es ja auch ordentlich kracht. Im Vorfeld wurde immer wieder betont, dass es sich bei "Rogue One" um einen waschechten Kriegsfilm handelt. Star Wars eben.
All das so in Szene zu setzen, dass der Zuschauer nicht überfordert, sondern mitgerissen wird - dafür ist Regisseur Gareth Edwards (Godzilla) verantwortlich. Seine Bilder zeigen nicht nur pures Geballer; Edwards schafft es, dem Zuschauer selbst unter dem schönsten Himmel ein Gefühl der Bedrohlichkeit zu vermitteln. Etwa wenn ein riesiger Sternenzerstörer über einem bewohnten Plateau schwebt oder wenn sich der Todesstern vor die Sonne schiebt. Oder wenn Darth Vader auftaucht, diese zur Ikone gewordene Figur, der einstige Jedi-Ritter und nun die zweitböseste Kreatur der Galaxie.
Wiedersehen mit …
Star Wars-Fans fühlen sich allerdings nicht erst mit dem Auftritt Darth Vaders "zu Hause". Auch wenn es von neuen Charakteren nur so wimmelt, sind die Settings vertraut. Die weiß uniformierten Sturmtruppen sind allgegenwärtig, die Schiffe des Imperiums und der Rebellen sind wohlbekannt. Hin und wieder zischt ein Droide durchs Bild, der an das Modell R2-D2 erinnert. Prinzessin Leias Adoptivvater Bail Organa taucht auf, Rebellenführerin Mon Mothma ist bekannt aus "Die Rache der Sith", und Rebellengeneral Gial Ackbar, der in späteren Star Wars-Filmen als Admiral agiert, leitet in "Rogue One" den Großangriff der Rebellen auf einen imperialen Hauptstützpunkt. Natürlich gibt es noch mehr vertraute Figuren - aber wer das ist, das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Auch die Musik nimmt den Zuschauer mit in das Star Wars-Universum. Filmkomponist Michael Giacchino hat sich behutsam dem Original-Soundtrack von John Williams genähert und viele Zitate benutzt.
Neues Star Wars-Personal
Die neuen Figuren fügen sich in das gesamte Star Wars-Ensemble gut ein. Alle spielen ihre Rollen mit Herz und Seele, kein Charakter ist schablonenhaft oder flach. Die rebellische Jyn wird begleitet von ihrem Aufpasser Captain Cassian Andor (Diego Luna), dem Krieger Baze Malbus (Jiang Wen) sowie dem umprogrammierten Ex-Sicherheitsdroiden K-2SO. Mit dabei auch ein blinder Mönch: Chirrut Imwe (Donny Yen) glaubt an die "Macht" und denkt fortwährend, dass er die Kraft besitzt, sie gegen die Feinde einzusetzen. Ist er einer der wenigen Jedi-Ritter, die noch am Leben geblieben sind?
Science Fiction mit Zukunft
Alle Charaktere würden wir gerne wiedersehen. In Star Wars IV taucht jedoch keiner von ihnen mehr auf. Da das Ende von "Rogue One" nahtlos an den Beginn von Star Wars IV anknüpft, dürfte mit diesem Spin Off ein Strang der Star Wars-Story zu Ende erzählt worden sein. Welche Pläne für weitere Nebenschauplätze noch in den Schubladen der Macher stecken - das ist ein Geheimnis.
Klar aber ist: Der Star Wars-Hype ist ein zukunftssicheres Geschäft. Die Macher sind exzellent darin, die Fans bei der Stange zu halten. Mehr noch: "Rogue One" ist so platziert worden, dass sich Star Wars-Neueinsteiger dazu hinreißen lassen könnten, sich in das Universum hineinzustürzen. Der von vielen befürchtete Ausverkauf der Saga durch den Disney-Konzern ist noch nicht eingetreten. Disney hatte sich bereits 2012 die Rechte an der Marke "Star Wars" gesichert und "Episode VII" produziert. Schon da waren die Fans besorgt, dass Star Wars jetzt mit Schmalz und süßen Kulleraugen einhergehen würde. Erleichtert konnte die Fangemeinde dann feststellen, dass es genau so weitergeht, wie Star Wars-Erfinder George Lucas es sich einst ausgedacht hat. Auch mit "Rogue One" ist das mehr als gelungen. Der Film belohnt die Fans für das lange Warten auf Star Wars - Episode VIII, das voraussichtlich Ende 2017 in die Kinos kommt.