Verborgene Schätze
31. Januar 2013Zwei der größten Landwirtschaftsorganisationen wollen in Zukunft zusammenarbeiten, um die Saatgutbanken der Welt auszubauen und zu erhalten.
Die Beratungsgruppe für internationale Agrarforschung CGIAR und der Global Crop Diversity Trust verkündeten ein großes Investitionsprogramm. 109 Millionen US-Dollar werden innerhalb der nächsten fünf Jahre zusätzlich in die Saatgutbanken weltweit fließen.
Dazu gehört auch ein unterirdischer Bunker auf der arktischen Insel Spitzbergen. Knapp 1.500 Kilometer vom Nordpol entfernt, liegen eine halbe Millionen Saatgutproben aus der ganzen Welt, tief unter dem Permafrost. Die norwegische Regierung und der Global Crop Diversity Trust betreiben die Lagerstätte, die das Saatgut auch im Fall der schlimmsten Katastrophe schützen soll.
Getrocknet und sicher verwahrt
Roland von Bothmer, Professor für Pflanzengenetik und Pflanzenzucht an der Schwedischen Universität für Landwirtschaft, ist einer der wenigen, die Zugang zum Tresor haben, der nur ein paar Mal im Jahr geöffnet wird. Die so genannte kalte Halle ist der echte Saatguttresor.
"Wir haben hier Minus 17 Grad, wir arbeiten auf die Minus 18 hin. Das dauert aber Jahre. Das soll die ideale Temperatur sein, um Saatgut längerfristig aufzubewahren", erklärt von Bothmer.
In den Regalen im Tresor stehen nummerierte Behälter. "Hier sind welche vom Reis-Institut, einige aus Syrien, da sind welche aus den USA. Wir haben in dieser Halle um die 520.000 Samenproben - und sie ist noch nicht mal halb voll." Insgesamt gibt es drei Lagerhallen im Bunker. "Wenn alle in Betrieb sein werden, haben wir Platz für alle Arten, die es in der Welt gibt", versichert der Professor.
Für schlechte Zeiten
Welche Samen im Tresor gelagert sind, kann jeder im Internet nachschauen. Das Saatgut selbst bleibt Eigentum derjenigen, die es eingelagert haben - in der Regel eine Saatgutbank oder Landwirtschaftsbehörde.
"Das Wichtigste ist, dass wir Duplikate sicher aufbewahren, um sie, falls es notwendig wird, wieder an die Eigentümer zurückzugeben. Es gibt überall in der Welt Probleme. Nehmen Sie Haiti oder Erdrutsche, andere Katastrophen, Bürgerkriege."
Aber selbst ohne solche Katastrophen verschwinde bereits die Agrobiodiversität, sagt Roland von Bothmer, der eigene Projekte zur Sammlung von Samen in Regionen wie Kirgisistan und Tadschikistan betreibt.
"Seit 10.000 Jahren gibt es eine natürliche und eine von Menschen beeinflusste Selektion. Gerste oder Weizen, zum Beispiel, wurden bereits vor 10.000 Jahren domestiziert. Und überall in der Welt haben sich dann neue Sorten entwickelt, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst waren. Das verlieren wir, zum Beispiel wenn die Bauern es vorziehen, moderne Züchtungen anzupflanzen, die einen sehr begrenzten genetischen Hintergrund haben."
Mit Blick auf die Zukunft
Die Betreiber der so genannten Pflanzenarche sind sicher, dass ihre Arbeit nicht erst bei einer weltweiten Katastrophe im wörtlichen Sinne Früchte tragen wird. "Laut FAO-Zahlen müssen wir die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um über 70 Prozent erhöhen. Gleichzeitig schwinden die Agrarflächen.
Die Landwirtschaft muss also effizienter und nachhaltiger werden. Und ich bin sicher, dass die Pflanzenzucht und Pflanzengenetik hier eine wichtige Rolle spielen können", sagt von Bothmer.
Vor allem der Klimawandel macht es notwendig, eine breite Vielfalt an genetischen Ressourcen für die Zukunft zu sichern. In vielen Gegenden werde es trockener, sagt Bothmer. In anderen werde es mehr regnen. Außerdem würden neue Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge auftreten.
"Wir brauchen die genetische Vielfalt, um mit diesen neuen Bedingungen fertig zu werden. Manche Regionen werden Gewinner, andere Verlierer sein. Wir wissen nicht, wo oder wie schnell das passiert. Sowohl auf der politischen Seite als auch in der Pflanzenzucht hat hier das Interesse in den letzten Jahren zugenommen. Und das ist nicht zuletzt dem globalen Saatguttresor zu verdanken."