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Rein in die Krise, raus aus der Krise

Peter Hille1. Juli 2015

Der Blick nach Portugal, Spanien und Irland könnte den Griechen Hoffnung machen. Dort hat man Wege zum Wachstum gefunden. Und dabei vieles anders gemacht als die Regierung in Athen.

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Arbeiterinnen beim Paprikasortieren - Foto: Sergio Camacho (Getty Images)
Bild: S. Camacho/Getty Images

Sie haben sich gemeinsam mit den EU-Partnern zu einer Verhandlungslösung durchgerungen: So haben Irland, Spanien und Portugal mit Hilfe von Kreditprogrammen ihre Schuldenkrise überwunden und die Wirtschaft mit Reformen wieder in Gang gesetzt. Allerdings war das kein leichter Weg, wie der Blick auf die drei Ex-Krisenländer zeigt.

Wie sind sie in die Krise geraten?

Irland

Nach Griechenland gerät Irland als zweites Land der Euro-Zone 2008 in Schieflage. Auf der Insel hat jedoch nicht ein maroder Staatshaushalt an den Rand der Pleite geführt. Private Schulden sind es, die Irland in die Krise stürzen. In den Jahren des Booms hatten die Banken zu leichtfertig Kredite vergeben, vor allem für den Hausbau. Eine Immobilienblase entstand.

Anglo Irish Bank Hauptsitz Dublin - Foto: Peter Muhly (AFP)
Zentrale der Anglo Irish Bank in Dublin (2009): Hauptverursacherin der Krise in IrlandBild: Getty Images/AFP/P. Muhly

Als diese 2008 platzt, muss die Regierung für die Bankeinlagen garantieren, um den Untergang der Kreditinstitute zu verhindern. Allein für die Anglo Irish Bank gibt der Staat rund 30 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig nimmt der Fiskus immer weniger ein. Denn die irische Wirtschaft geht auf Talfahrt, allen voran der Bausektor.

Spanien

Spanien gerät ebenfalls durch die Immobilienblase ins Straucheln. Bis zu 800.000 neue Wohnungen bauen die Spanier zu Zeiten des Booms jährlich, die Immobilienpreise verdreifachen sich innerhalb von zehn Jahren. Doch auch hier ist zu viel auf Pump finanziert: Die Privatverschuldung liegt 2008 schließlich doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt. Als die Preise plötzlich fallen, sind viele Schuldner pleite, die Wirtschaft erlahmt. Plötzlich muss der Staat 32 Milliarden Euro im Jahr für Arbeitslosenhilfe ausgeben.

Portugal

Obwohl nach der Euro-Einführung 2002 viel Kapital ins Land fließt, wächst die Produktivität Portugals kaum. Die Industrie des Landes gilt als rückständig. Trotzdem steigen die Staatsausgaben. Nach Meinung von Kritikern verteilt das Land soziale Wohltaten auf Pump. Die Staatsverschuldung steigt, internationale Geldgeber trauen dem Land nicht mehr. 2010 stufen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes immer weiter herab. Der Staat muss zeitweise 15 Prozent Zinsen versprechen, um sich überhaupt Geld leihen zu können.

Wie haben sie die Krise bekämpft?

Irland

Im November 2010 bittet Irland um Finanzhilfe aus dem Euro-Rettungsschirm sowie vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Das Land erhält einen Notkredit von 68 Milliarden Euro. Zahlreiche Banken werden verstaatlicht, die Anglo Irish Bank etwa im Januar 2009. Zudem setzt die Regierung ein hartes Sparprogramm durch, kürzt die Gehälter der Beamten, schränkt Sozialleistungen ein und hebt die Mehrwertsteuer an.

Spanien

Spanien erhält ab 2012 Milliardenhilfen von der EU für seine Banken. Damit kann das Land seinen Bankensektor stabilisieren. Madrid schlüpft jedoch nicht offiziell unter den Rettungsschirm und muss deshalb seine Reformpolitik nicht von Brüssel kontrollieren lassen. Die Regierung setzt dennoch harte Sparmaßnahmen um, die auf lauten Protest in weiten Teilen der Bevölkerung stoßen.

Portugal

Im Mai 2011 schnüren die EU-Finanzminister ein Kreditpaket für den portugiesischen Staat. Damit ist Portugal nach Griechenland und Irland das dritte Land, das unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft.

Demonstration in Lissabon- Foto: Patricia de melo (AFP)
Demo in Lissabon (2014): Protest gegen sinkende LöhneBild: AFP/Getty Images

Bis 2014 leihen Europäische Zentralbank (EZB) und IWF Portugal insgesamt 78 Milliarden Euro. Im Gegenzug muss die portugiesische Regierung die Gehälter im öffentlichen Dienst kürzen, sozialen Leistungen streichen und die Mehrwertsteuer erhöhen. Gleichzeitig werden die Steuern erhöht.

Wo stehen sie heute?

Portugal

Im Mai 2014 verlässt Portugal nach drei Jahren den Euro-Rettungsschirm. Erstmals wächst die Wirtschaft des Landes wieder, wenn auch nur um 0,9 Prozent. Die Regierung verspricht, ihre Reformpolitik fortzusetzen. Ein Problem: eine überalterte Bevölkerungsstruktur. Und noch immer stehen die Portugiesen beim Wohlstand in Westeuropa auf dem letzten Platz.

Irland

Verfechtern der Austeritätspolitik, also eines harten Sparkurses in Krisenzeiten, gilt Irland als Musterbeispiel für den Erfolg der Maßnahme. Als erster Hilfeempfänger konnte das Land 2013 auf den Euro-Rettungsschirm verzichten, die Wirtschaft wuchs 2014 mit fast fünf Prozent so stark wie in keinem anderen Land der EU. Heute hat das irische Bruttoinlandsprodukt wieder fast das Niveau, wie vor der Krise. Und die Manager der Anglo Irish Bank, die das Land fast in den Ruin getrieben haben? Sie stehen heute vor Gericht - im größten Prozess der irischen Geschichte.

Spanien

Im Januar 2014 wurde das EU-Hilfsprogramm für Spanien in Höhe von 40 Milliarden Euro beendet. Im Ex-Krisenland rechnet die Regierung mit fast drei Prozent Wachstum in diesem Jahr. Das Land scheint den Weg aus der Krise gefunden zu haben. Allerdings: Fast jeder Vierte ist in Spanien immer noch arbeitslos. Parteien, die die harte Sparpolitik kritisieren, konnten zuletzt Wahlerfolge verbuchen.