Neue Regeln für die Oscars
9. August 20182020 soll bei den Oscars nicht alles anders werden, aber einiges. Drei wichtige Änderungen wurden jetzt von der Oscar-Akademie bestätigt. Man habe auf Forderungen nach notwendigen Veränderungen reagiert, um die Oscars und die Akademie in einer sich verändernden Welt relevant zu halten, so John Baily, seit dem vergangenen Jahr amtierende Präsident der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" in einer Mitteilung an die rund 7000 Mitglieder.
So soll eine neue Preiskategorie "Popular Film" eingerichtet werden, die beim Publikum besonders erfolgreiche Filme miteinbezieht. In jüngster Vergangenheit war mehrfach Kritik an den Preisträgern der wichtigsten Kategorie "Bester Film" laut geworden, weil eher künstlerisch ausgerichtete Werke wie "Shape of Water", "Moonlight" oder "Birdman" ausgewählt worden waren. Blockbuster wie "Star Wars" hingegen wurden häufig mit weniger wichtigen Oscars in technischen Kategorien bedacht.
Jahrzehntelang wurden Oscars vor allem an Publikumsfilme verliehen
Blickt man allerdings auf einen größeren Zeitraum, war der Oscar immer eine eher kommerziell ausgerichtete Preisverleihung der englischsprachigen Filmwelt. Mit dem neuen Oscar "Popular Film" dürfte die Akademie also nur auf die Kritik der letzten Jahre reagieren. In Deutschland gibt es beim "Deutschen Filmpreis" seit einigen Jahren ebenfalls eine Auszeichnung, die Filme ehrt, die beim Publikum besonders gut ankommen. Dadurch schafften es auch Komödien wie "Fack Ju Göhte" zu Filmpreisehren.
Außerdem soll die Übertragung der Oscar-Show ab 2020 verkürzt werden - von rund vier Stunden auf drei. In diesem Jahr hatten ca. 26 Millionen Zuschauer die US-Show eingeschaltet. Im Vergleich zum Vorjahr, vor allem aber zu einem Jahrgang wie 1998, ein deutlichen Rückgang. Vor genau 20 Jahren waren über 55 Millionen US-Zuschauer dabei, als der Welthit "Titanic" bei den Oscars groß abräumte.
Nach dem neuen Konzept sollen einige Oscars in weniger wichtigen Kategorien in den Werbepausen vergeben werden und dann nur noch in einer Zusammenfassung zu sehen sein. Die Akademie reagiert damit offenbar auch auf sinkende Zuschauerzahlen in einer Zeit, in der lineares Fernsehen sich gegen neue Konkurrenten aus dem Pay-TV-Bereich und den Streaming-Portalen behaupten muss.
Für die Berlinale könnte der neue Oscar-Termin schwierig werden
Eine dritte Änderung bei den Oscars dürfte besonders aus deutscher Sicht für Aufsehen sorgen. Die Oscar-Show soll demnächst vorgezogen werden. Bisher fand die Preisverleihung Ende Februar/Anfang März statt, jetzt wurde für 2020 der 9. Februar als Termin genannt. Das dürfte sich dann mit dem Termin der Berliner Filmfestspiele überschneiden.
Was das für Folgen hat, ist für die Berlinale noch nicht abzusehen. In der Vergangenheit war in Berlin immer wieder darüber diskutiert worden, ob das größte deutsche Filmfestival genug Hollywood-Star-Power zu bieten hat. Mit dem neuen Termin dürfte die Berlinale noch größere Schwierigkeiten haben, populäre US-Filme zu zeigen und ihre Macher in die deutsche Hauptstadt auf den Roten Teppich zu locken.
An der neuen Oscarausrichtung gibt es bereits Kritik, obwohl die Akademie bisher noch keine präzisen Angaben darüber gemacht hat, wie genau der Oscar in der neuen Kategorie "Popular Film" ausgewählt werden soll. Das wird erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Der US-Schauspieler Rob Lowe sagte, "die 'Best Pop-Movie-Kategorie' ist die schlechteste Idee der Akademie, seit sie mich gebeten hat, mit Schneewittchen zu singen." Das "Time Magazin" schrieb, die neue Kategorie sei ein schwacher Versuch, mit dem neuen Oscar die großen Geldverdiener zu ehren. Die Kinobesucher sollten offenbar gebauchpinselt werden. Die Änderungen der Oscar-Akademie sollen erst im übernächsten Jahr greifen. Für 2019 steht der Termin schon fest - es ist der 24. Februar.
jk/so (mit dpa, SZ.de, Spiegel Online, FAZ.de)