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Putin kritisiert westliches Bündnis

9. Mai 2015

Mit viel Pomp und Pathos feiern die Russen den 70. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland. Doch die Parade in Moskau zeigt auch, dass die Gräben zwischen Ost und West wieder tiefer geworden sind.

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Russland Militärparade in Moskau
Bild: Reuters/G. Dukor

Millionen Menschen sind in Moskau auf den Beinen. Es herrscht Volksfeststimmung. Schließlich ist der 9. Mai als "Tag des Sieges" für viele Russen der wichtigste Feiertag des Jahres. Und zum 70. Jubiläum wird dieser Sieg besonders groß zelebriert, unter anderem mit einer gigantischen Militärparade.

Rund 16.000 Soldaten marschierten am Vormittag über den Roten Platz. Rund 200 Einheiten Kriegstechnik wurden dabei vorgeführt, darunter Panzer, mit Atomsprengköpfen bestückbare Langstreckenraketen sowie mehr als 140 Hubschrauber und Flugzeuge. Die Atommacht Russland zeigte, was sie hat - mit der größten Waffenschau ihrer Geschichte.

Russland Militärparade in Moskau
Bild: Reuters/Host Photo Agency/RIA Novosti

Siegeskult mit Stalin-Plakaten

Dabei durfte auch das Gedenken nicht zu kurz kommen: Sowjetische Wappen und sogar Plakate mit dem Konferfei von Diktator Josef Stalin sollten an den glorreichen Sieg vor 70 Jahren erinnern - und daran, dass die Sowjetunion mit rund 27 Millionen die meisten Todesopfer des Zweiten Weltkriegs zu verzeichnen hatte.

Abgenommen wurde die Militärparade von Präsident Putin, der bei seiner Rede zunächst die angereisten Kriegsveteranen in den Vordergrund stellte. Sie seien die Haupthelden, denen die Welt ein Leben in Frieden und Freiheit zu verdanken habe. Doch seine Ansprache richtete sich auch an jene, die nicht angereist waren. Zum Beispiel an die westlichen Alliierten der Anti-Hitler-Koalition, die ihre Teilnahme aus Protest gegen Moskaus Rolle im Ukraine-Konflikt abgesagt hatten.

Warnung vor Blockbildung

Stattdessen nahmen unter anderem Spitzenpolitiker aus Ägypten, China, Indien und Südafrika an der Parade teil. Sie wurden Zeuge, wie Wladimir Putin die große Bühne nutzte, um für eine neue globale Sicherheitsarchitektur zu werben. Trotz der Lehren der dunklen Geschichte gebe es weiter Versuche, eine "unipolare Welt" mit neuem Blockdenken zu schaffen, erklärte Putin mit Blick auf die USA und die NATO. In Anspielung auf die Ost-Erweiterung des Verteidigungsbündnisses, sagte der Kremlchef, dass die Sicherheit eines einzelnen Landes nie auf Kosten eines anderen Landes gehen dürfe. Stattdessen bedürfe es eines "Systems gleicher Sicherheit für alle Staaten".

Russland Militärparade in Moskau Putin mit Foto Vater
Russlands Präsident Putin (M.) an der Spitze eines Gedenkmarsches für die Weltkriegsopfer in MoskauBild: picture alliance/AP Images/A. Druzhinin

Vor zehn Jahren, bei den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag, gehörten unter anderem US-Präsident George W. Bush und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder zu den Ehrengästen. Heute standen Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi an der Seite von Wladimir Putin. Die Gräben zwischen West und Ost sind wieder tiefer geworden. Und die auf der Parade präsentierten atomar bestückbaren Raketen sollen aller Welt zeigen, dass Russland gegen alle Gefahren gewappnet ist.

Krim-Wein für die Ehrengäste

Nachdem die große Waffenschau zu Ende gegangen war, übernahm Putin überraschend die Spitze eines Gedenkmarsches für die Kriegsopfer (s. Foto). Mit einem Porträt seines Vaters Wladimir in den Händen schritt er rund 250.000 Menschen voran, die durch Moskau marschierten. Wie Putin in Interviews und seiner Biografie berichtete, diente sein Vater Wladimir in einer Sabotageeinheit und wurde in der Nähe von Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, verwundet. Seine Mutter überlebte nur knapp die jahrelange Belagerung der Großstadt, bei der hunderttausende Menschen an Hunger und Krankheiten starben, darunter auch Putins Bruder Viktor.

Die gigantische Siegesfeier wird mit einem gigantischen Feuerwerk zu Ende gehen. Rund 10.000 Raketen wollen die Organisatoren in den Moskauer Nachthimmel schießen. Der ein oder andere Ehrengast könnte dazu mit einem Glas Rotwein anstoßen. Der Kreml hatte extra 7000 Flaschen abfüllen lassen, die aus der von Russland einverleibten Halbinsel Krim stammen.

djo/uh (afp, dpa)