EU verhandelt über Glyphosat
18. Mai 2016In Brüssel sind Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten und der Europäischen Kommission zusammengekommen, um die Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat vorzubereiten. Vor dem Konferenz-Gebäude protestierten Demonstranten gegen eine mögliche Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters. "Stopp Glyphosat" war auf Plakaten zu lesen. Weitere Proteste sind für den Nachmittag im Brüsseler Europaviertel geplant.
Entscheidung am Donnerstag
Eine Entscheidung zu Glyphosat wird nach Angaben von EU-Diplomaten erst für Donnerstag erwartet. Zunächst würden die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten ihre Positionen darlegen, hieß es. Der Ausgang der Abstimmung gilt als völlig offen. Für eine weitere Zulassung der Substanz ist die qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten nötig. Die Zulassung für Glyphosat in der EU läuft Ende Juni aus.
In Berlin erhöhten derweil Umweltschützer den Druck auf die Bundesregierung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) übergab mehr als 142.000 Unterschriften an das Landwirtschaftsministerium, mit der Forderung, die Wiederzulassung von Glyphosat zu stoppen (Artikelbild).
Die BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer erklärte, ein deutsches Nein in Brüssel oder eine Enthaltung wären "ein klares Signal, dass mit diesem Gift etwas nicht stimmt". Moldenhauer betonte, der Krebsverdacht sei nicht ausgeräumt.
Streit in der Regierung
Die Regierung streitet noch darüber, wie sich Deutschland bei der Abstimmung in Brüssel verhalten soll. Die CDU und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU sind für die weitere Zulassung von Glyphosat, die SPD-Minister sind wegen möglicher Gesundheitsrisiken dagegen. Als größter EU-Mitgliedsstaat könnte Deutschland bei der Entscheidung eine Schlüsselrolle spielen.
Der Wirkstoff Glyphosat wird rund um die Welt zur Unkrautvernichtung eingesetzt. Eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung stuft das Mittel als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Vor wenigen Tagen hatte die Weltgesundheitsorganisation eine Untersuchung mit gegenteiligem Ergebnis veröffentlicht.
wl/sti (dpa, afp, epd)