Prinz Andrews Anwälte gehen in Offensive
8. Juni 2020Die Rechtsanwälte des britischen Prinzen Andrew haben sich über Vorwürfe aus den USA beschwert, der Royal sei nicht kooperativ bei der Aufklärung des Missbrauchsskandals um Jeffrey Epstein. Zuvor hatte es Berichte über ein Rechtshilfeersuchen des US-Justizministeriums gegeben, um den zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. in der Angelegenheit befragen zu lassen. Regierungssprecher beider Länder wollte die Berichte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur jedoch weder bestätigen noch dementieren.
Der zweitälteste Sohn der Queen steht seit Monaten wegen seiner Freundschaft zu dem inzwischen gestorbenen Multimillionär Jeffrey Epstein in der Kritik. Der US-Geschäftsmann war angeklagt, über Jahre hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Er nahm sich im Sommer 2019 in einer New Yorker Gefängniszelle das Leben. Andrew hatte mehrfach in Epsteins Anwesen in den USA und der Karibik übernachtet. Von den Machenschaften seines Freundes will er nichts mitbekommen haben. Die Ermittlungen zu dem Missbrauchsskandal laufen auch nach Epsteins Tod weiter. Dabei geht es um die Frage nach möglichen Gehilfen des Multimillionärs.
Kooperiert der Prinz oder nicht?
Eines der Opfer, Virginia Giuffre, beschuldigt den Prinzen aber, er habe sie mehrfach missbraucht. Der 60-Jährige bestreitet das. Er sagte aber zu, allen zuständigen Ermittlungsbehörden helfen zu wollen. Der zuständige US-Staatsanwalt Geoffrey Berman hatte dem Prinzen Ende Januar bei einer Pressekonferenz vorgeworfen, "null Kooperation" zu zeigen und eine "Mauer des Schweigens" aufzubauen. Anfang März wiederholte er die Kritik. Andrew habe "die Tür zu einer freiwilligen Kooperation vollständig geschlossen", so Berman.
Diese Darstellung wiesen Andrews Anwälte nun als falsch zurück. In dem ungewöhnlich scharf formulierten Schreiben warfen sie den Ermittlern in den USA stattdessen vor, Absprachen über Vertraulichkeit gebrochen zu haben. "Der Herzog von York hat in diesem Jahr mindestens drei Mal seine Unterstützung als Zeuge für das Justizministerium angeboten", betonten die Verteidiger. Zudem sei ihnen von den US-Behörden versichert worden, dass der Royal nie das Ziel der Ermittlungen gewesen sei, sondern auf freiwilliger Basis mithelfen solle. "Jeglicher Versuch, ein Rechtshilfeersuchen zu stellen, wäre enttäuschend", so die Mitteilung.
Der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman antwortete umgehend: Prinz Andrew versuche lediglich, sich gegenüber der Öffentlichkeit "fälschlich als eifrig und willig zur Kooperation" bei den laufenden Ermittlungen darzustellen. Tatsächlich habe Andrew es mehrfach abgelehnt, ein Gespräch mit den US-Ermittlern zu vereinbaren und "uns klar darüber informiert, dass er nicht zu einem solchen Gespräch anreisen wird", twitterte Berman.
Nach heftiger Kritik an einem BBC-Interview, in dem der Prinz im November seine Freundschaft mit Epstein verteidigte und keinerlei Mitgefühl mit den Opfern zeigte, legte Andrew alle öffentlichen Ämter als Mitglied der britischen Königsfamilie nieder. Seitdem zeigte er sich nur selten in der Öffentlichkeit.
kle/uh (dpa, afp, rtre)