1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Präsidentenwahl in Mauretanien: Amtsinhaber Ghazouani führt

30. Juni 2024

Bei der Präsidentschaftswahl in Mauretanien sind sieben Kandidaten ins Rennen gegangen. Bei Teilauszählungen liegt der Amtsinhaber Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani deutlich vorne.

https://p.dw.com/p/4hgtQ
Präsident Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani steht vor vielen Mikrophonen
Präsident Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani spricht nach der Stimmabgabe in Nouakchott zu den Medien Bild: Stringer/REUTERS

Der mauretanische Präsident Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani kann anscheinend eine Stichwahl vermeiden: Bei der Präsidentschaftswahl erhielt er 55 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das teilte die Wahlkommission Mauretaniens auf ihrer Website nach der Auszählung von mehr als 70 Prozent der Wahllokale mit. Der  ehemalige Stabschef der Armee und Verteidigungsminister ist seit 2019 an der Macht in dem Sahelstaat. Der 67-Jährige war am Samstag als Favorit ins Rennen gegangen.

Sein stärkster Konkurrent, der Anti-Sklaverei-Aktivist Biram Dah Abeid, erzielte demnach 23 Prozent. An dritter Stelle folgt Hamadi Sidi El Mokhtar von der islamistischen Tewassoul-Partei mit 13 Prozent.

Eine Bürgerin wirft ihren Stimmzettel in eine Wahlbox
Eine Bürgerin wirft ihren Stimmzettel in eine WahlboxBild: Ely/dpa/XinHua/picture alliance

Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani nannte als eine seiner Prioritäten die Förderung junger Menschen. In Mauretanien sind mehr als 70 Prozent der rund 4,9 Millionen Einwohner unter 35 Jahre alt. Immer mehr junge Mauretanier machen sich auf den Weg nach Europa und in die USA, um sich dort ein besseres Leben aufzubauen.

Im Wahlkampf verwies er darauf, dass es im Unterschied zu anderen Sahel-Staaten seit 2013 keine Angriffe von Dschihadistengruppen gab. Sein Wahlkampfslogan lautete entsprechend: "Die sichere Wahl". Das Land hat eine rund 2.200 Kilometer lange Grenze mit Mali. Dort verüben islamistische Gruppen mit Kontakten zur Terrormiliz "Islamischer Staat" und zu Al-Kaida Anschläge und bringen ganze Dörfer unter ihre Kontrolle. Die verschiedenen Gruppen haben sich nach Süden und Osten ausgebreitet.

Achtungserfolg für Oppositionspolitiker

Der bekannteste der sechs Oppositionskandidaten in Mauretanien ist Biram Dah Abeid, Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011 sowie des Menschenrechtspreises der Vereinten Nationen 2013. Der Sohn einstiger Sklaven setzt sich seit Jahrzehnten für die Abschaffung der modernen Sklaverei ein. Bei der Präsidentenwahl 2019 holte er knapp 19 Prozent der Stimmen.

Wartende Wählerinnen sitzen vor einem Wahllokal in Mauretanien
Diese Frauen warten geduldig vor einem Wahllokal in der Hauptstadt Nouakchott Bild: MICHELE CATTANI/AFP via Getty Images

Mauretanien hat die Sklaverei 1981 als letztes Land weltweit offiziell zwar verboten. Auf dem internationalen Sklaverei-Index der australischen Stiftung Walk Free belegt es dennoch Platz drei. Bis heute sind statistisch gesehen 32 von 1.000 Personen versklavt. Biram Dah Abeid wurde wegen seines Engagements mehrfach verhaftet.

Inflationsrate gesunken

Die wirtschaftliche Entwicklung des nordafrikanischen Landes ist positiv. Für die Jahre 2024 bis 2026 rechnet die Weltbank mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 4,9 Prozent pro Jahr. Die Inflation sank von 9,5 Prozent im Jahr 2022 auf fünf Prozent 2023. In diesem Jahr wird mit einer Inflationsrate von nur 2,5 Prozent gerechnet.

Mauretanien hat eine Bevölkerung von 4,3 Millionen Menschen. Offiziell bekennt sich das Land zum Islam. Christen bilden eine kleine Minderheit - nach Informationen der französischen Zeitung "La Croix" leben rund 4.000 Katholiken im Land.

Wichtige Durchreisestation

Aus internationaler Sicht gewinnt Mauretanien in der Debatte um Migration von Afrika nach Europa an Bedeutung. Im März schloss die Islamische Republik Mauretanien, so der offizielle Name, ein Abkommen mit der Europäischen Union, die dem Land 210 Millionen Euro zur Eindämmung irregulärer Migration zusagte. Migranten brechen verstärkt von der mauretanischen Küste in Richtung Kanarische Inseln auf; das Land gilt als Durchreiseland.

Migration: Mauretanien als Transitland nach Europa

Gleichzeitig nimmt Mauretanien Schutzsuchende aus den Nachbarländern auf: Nach Informationen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind es mehr als 128.000 geflüchtete Personen.

Mit dem Geld aus dem Abkommen mit der EU sollen Migrationsflüsse besser gesteuert, aber auch Perspektiven für junge Menschen geschaffen werden. Nach einer Mitteilung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) waren im Jahr 2023 knapp 24 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 22 Jahren.

kle/haz (rtre, afp, https://res-myceni.org)