Positive Bilanz der Special Olympics in Berlin
25. Juni 2023Am Schlusstag hatte nochmal die große Politik das Wort: "Alle 7000 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt sind Siegerinnen und Sieger", resümierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Special Olympics in Berlin. "Und auch wir haben gewonnen: Wir haben uns als begeisterte Sportnation und als weltoffene Gesellschaft präsentiert." Die SPD-Politikerin, in deren Aufgabenbereich auch der Spitzensport in Deutschland fällt, war mit ihrem Lob nicht allein. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz war voll des Lobes zum Ende der neuntägigen Veranstaltung: "Es ist ganz begeisternd, die Sportlerinnen und Sportler zu sehen, die hier teilnehmen und sich sehr einsetzen und ganz dabei sind."
Dabei waren es nicht nur die sportlichen Leistungen, die wegen des Modus und der Heterogenität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Teil schwer einzuschätzen sind, die zu dieser Begeisterung geführt haben. Es ging vor allem um die Freude am Sport und an der Bewegung, um Teamgeist und Miteinander. Staatssekretärin Juliane Seifert nannte die Veranstaltung in Anspielung auf Kanzler Scholz einen "Doppel-Wumms für Inklusion".
Großes Zuschauerinteresse
Im Gegensatz zu vorherigen Auflagen stieß dieser Wumms auch auf Resonanz beim Publikum - im Stadion und in den Medien. Rund eine Milliarde Menschen sollen die Weltspiele für Menschen mit psychischer und mehrfacher Beeinträchtigung diesmal vor dem Fernseher verfolgt haben, insgesamt 330.000 Zuschauer live in den Stadien und Sportstätten, davon 50.000 allein die Eröffnungsfeier. Teilweise war der Andrang so stark, dass sich vor den Hallen Warteschlangen bildeten. "Man hat sich wie ein Star gefühlt", schwärmte Beachvolleyballerin Kaya Schöbel.
Olaf Scholz scheute da nicht den Vergleich mit den "richtigen" Olympischen Spielen: Er habe eine "sehr friedliche, sehr olympische Stimmung" verspürt, das Mitmachen sei fast wichtiger gewesen als das Gewinnen. Geradezu überschwänglich fiel das Fazit von Mary Davis, CEO der Special Olympics aus: "Es war phänomenal. Es waren Spiele der Glückseligkeit, einfach voll von Freude."
Problem: Die richtige Einordnung der Beeinträchtigung
Allerdings lief nicht alles rund in Berlin. Die deutschen Fußballer etwa beklagten sich, bei der Klassifizierung nicht richtig eingeordnet worden zu sein. Statt in der starken Gruppe kickten sie in der mittleren und fühlten sich dort unterfordert. Ein 25:0-Sieg in Halbfinale gegen die Schweiz und ein 9:0 im Endspiel gegen Uganda sprechen Bände. Abwehrchef Vincent Grüneberg führte das im "Kicker" darauf zurück, dass sein Team "konditionell weit überlegen" gewesen sei: "Wir hatten seit einem halben Jahr zweimal in der Woche Training. Plus eine Fitnesseinheit, die ich nie wahrgenommen habe."
Kritik gab es auch beim Beachvolleyball, wo auch nicht-beeinträchtigte Sportler erlaubt sind. Halten sie sich bei den meisten Teams merklich zurück und versuchen, ihre Mitspieler in Szene zu setzen, so war zum Beispiel das Spiel Saudi-Arabiens auf die topfitten Nicht-Beeinträchtigten zugeschnitten. Der Sieg der Saudis hatte so einen Beigeschmack.
Dennoch - aus organisatorischer Sicht könnten die World Games "vorbildlich für andere Sportgroßereignisse" sein, sagte Christiane Krajewski, Präsidentin von Special Olympics Deutschland. Sie hofft, dass dadurch der "Prozess" richtig Fahrt aufnimmt. "Wir haben auch mit dieser Großveranstaltung gezeigt, dass Olympische Spiele in Berlin möglich sind", ergänzte die Berliner Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini. In diese Richtung, in Richtung einer Bewerbung für Olympischen Sommerspiele im Jahr 2036, dürfte auch der Blick von Bundesinnenministerin Faeser gehen, die anfügte: "Wir sind ein toller Gastgeber für solch große internationale Sportevents."