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Tag der Gewalt in Istanbul

1. Mai 2014

Im Zentrum von Istanbul ist es zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Regierung hatte die traditionelle Kundgebung zum Maifeiertag auf dem symbolträchtigen Taksim-Platz verboten.

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Demonstranten im Stahl eines Wasserwerfers (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Am Tag der Arbeit ließen sich Hunderte Protestteilnehmer in Istanbul nicht von einem Demonstrationsverbot auf dem Taksim-Platz abhalten. Laut Medienberichten hat die Polizei nach einer letzten Warnung Wasserwerfer und Tränengas gegen Gruppen von Demonstranten eingesetzt, die die Absperrungen zu dem Platz zu durchbrechen versuchten. Im Gegenzug griffen die Protestteilnehmer die Beamten mit Molotow-Cocktails und Schleudern an. Nach Angaben regierungskritischer Anwälte wurden mindestens 50 Personen verletzt. In Istanbul seien rund 170 und in Ankara, wo es ebenfalls zu Unruhen kam, 76 Demonstranten festgenommen worden, so die Anwaltsvereinigung CHD. Laut Korrespondenten wurden auch mehrere Journalisten verletzt, die über das Geschehen berichteten.

Ziviler Ungehorsam im Zentrum

Die Behörden haben dieses Jahr die Abhaltung der traditionellen 1.Mai-Proteste auf dem Platz im Zentrum der türkischen Metropole untersagt. Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu sagte am Mittwoch zur Begründung, Geheimdiensterkenntnissen zufolge planten "illegale Terrorgruppen" Angriffe auf dem Platz. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte vergangene Woche, die Demonstranten sollten "die Hoffnung aufgeben", auf dem Platz zu demonstrieren. Etwa 40.000 Polizisten mit dutzenden Wasserwerfern und gepanzerten Fahrzeugen waren im Einsatz - die Hälfte davon im Zentrum, um die Straßen und Gassen rund um den Taksim-Platz abzusperren.

Der Gewerkschaft TURK-IS war es lediglich erlaubt, Kränze in Erinnerung an die dort am 1. Mai 1977 getöteten 34 Demonstranten auf dem Platz niederzulegen. Unbekannte hatten damals in die Luft gefeuert und damit Panik ausgelöst. Die Gewerkschaft organisierte am Donnerstag zudem eine Kundgebung im Bezirk Kadiköy auf der asiatischen Seite des Bosporus.

Vergangenes Jahr war es auf dem Platz nach einem ähnlichen Verbot zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Im Sommer war der Platz zudem Schauplatz von Protesten gegen die geplante Bebauung des angrenzenden Gezi-Parks mit einem Einkaufszentrum. Angesichts des brutalen Vorgehens der Polizei und der unnachgiebigen Haltung der islamisch-konservativen Regierung Erdogans weiteten sich die Proteste rasch zu einer landesweiten Bewegung aus, die sich allgemein gegen die autoritäre Politik der Regierung und ihre Versuche zur Einschränkung der Freiheit richteten.

Neue Massenproteste in der Türkei

sti/nis/SC (dpa, afp, epd)