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Polen: Deutsche Wirtschaft hofft auf weiter gute Geschäfte

Rene Wagner Reuters
17. Oktober 2023

Der mögliche Regierungswechsel in Polen weckt bei der deutschen Wirtschaft Hoffnung: Mehr Europa, mehr Kooperation und mehr Handel könnten die Folge sein. Die Geschäfte laufen schon heute gut.

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Lkw-Stau an der deutsch-polnischen Grenze
Alltag an der deutsch-polnischen Grenze: Kilometerlange Lkw-StausBild: Patrick Pleul/dpa ZB/picture alliance

Einen Tag nach der Wahl in Polen haben die Börsen bereits freundlich reagiert. Das mögliche Ende der regierenden national-konservativen Partei PiS stimmt viele deutsche Unternehmen zuversichtlich auf eine künftig europafreundlichere Politik in Warschau.

Sogar die polnische Währung kletterte nach den Wahlen leicht nach oben. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der östliche Nachbar bereits zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickelt. Hunderttausende Jobs hängen auf beiden Seiten der Oder von guten wirtschaftlichen Beziehungen ab. Doch wie wichtig ist Polen für die deutsche Wirtschaft?

Kaufland Krakau Polen
Die Supermarktkette Kaufland hat in Polen mehr als 200 FilialenBild: Jakub Porzycki/NurPhoto/picture alliance

Handel

Polen ist der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands, noch vor traditionellen westlichen Industrienationen wie Italien oder Großbritannien. 2022 wurden Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro zwischen beiden Ländern gehandelt.

Deutschland exportiert vor allem chemische Erzeugnisse, Maschinen, Fahrzeuge und Elektrotechnik - insgesamt summierten sich die Lieferungen im vergangenen Jahr auf fast 91 Milliarden Euro. Importiert werden insbesondere Elektrotechnik, Kfz und -Teile, Maschinen und Nahrungsmittel. Der Gesamtwert der Einfuhren aus Polen lag im vergangenen Jahr bei mehr als 77 Milliarden Euro.

Investitionen

Der Wert der deutschen Direktinvestitionen in Polen liegt der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge aktuell bei mehr als 41 Milliarden Euro. Im Gegenzug werden die polnischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik auf über 2,3 Milliarden Euro beziffert.

Unternehmen

Nach Angaben der Auslandshandelskammer sind rund 5500 deutsche Unternehmen in Polen aktiv. Zuletzt erzielten sie zusammen einen Jahresumsatz von annähernd 100 Milliarden Euro (2021). Parallel dazu sind etwa 1500 polnische Unternehmen in Deutschland tätig. Sie erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von knapp sieben Milliarden Euro.

Arbeitsplätze

Die deutschen Unternehmen beschäftigen in Polen etwa 450.000 Mitarbeiter. Deutschland ist mit gut 21 Prozent für Polen sowohl das größte Lieferland noch vor China als auch das wichtigste Abnehmerland (28,6 Prozent).

"Rund 1,2 Millionen Jobs in Polen hängen vom deutschen Endverbrauch ab", sagt die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser. Die in Deutschland aktiven polnischen Unternehmen beschäftigten etwa 10.000 Mitarbeiter.

Volkswagen AG - Werkseröffnung Crafter-Fabrik in Wrzesnia Polen
VW produziert in Polen an mehreren StandortenBild: Rainer Jensen/dpa/picture alliance

Perspektive

"Die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Dafür spricht, dass Unternehmen in beiden Ländern vor dem Hintergrund neuer Lieferketten und gesamteuropäischer Entwicklungen wie der Energiewende, der Elektromobilität und Digitalisierung ähnliche Interessen verfolgen."

Dies könne in den kommenden Jahren zu wertvollen Synergien führen. "Und nicht zuletzt spricht der weltweite Trend des Near-Shoring, also der Auslagerung von Arbeiten an ein Unternehmen in der Nähe des eigenen Standorts, für noch mehr deutsches Engagement in Polen", sagt Treier. Damit ist gemeint, dass Firmen wegen der wachsenden geopolitischen Risiken weniger in Übersee investieren, dafür aber lieber in benachbarten und befreundeten Ländern.