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Peter Bosz ist der neue BVB-Trainer

Stefan Nestler mit sid, dpa
6. Juni 2017

DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund verpflichtet den Niederländer Peter Bosz als neuen Cheftrainer für die nächsten beiden Jahre. Der 53-Jährige gilt als Verfechter des Offensivfußballs.

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Niederlande Peter Bosz | FOTOMONTAGE BVB
Bild: imago/Sven Simon

Sein Vorbild ist kein Geringerer als Johan Cruyff. "Kurz vor seinem Tod besuchte er mich bei Maccabi Tel Aviv", erzählte Peter Bosz der britischen Zeitung "The Guardian": "Früher habe ich in einem Buch jeden Schnipsel über ihn gesammelt - und plötzlich steht er da und redet mit dir! Ich habe in einer Woche genug für zehn Jahre gelernt." Der Niederländer Bosz wird wohl auch dem DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund einen Cruyff´schen Anstrich verleihen, so wie er es auch bei seinen letzten Trainerstationen getan hat: bei Heracles Almelo, Vitesse Arnheim, Maccabi Tel Aviv und zuletzt Ajax Amsterdam, wo er eigentlich noch einen Vertrag bis 2019 hatte. Die Ablösesumme, die der BVB an Amsterdam zahlt, wird auf drei bis fünf Millionen Euro geschätzt.

"Einen schönen Nachmittag machen"

Wie einst Cruyff beim FC Barcelona steht der 53-jährige Bosz für attraktiven Offensivfußball: mit jungen Spielern, technisch gut ausgebildet, schnell und torgefährlich. "Wenn ich mein Team nur verteidigen und zerstören sehe, wie ich es früher als Spieler getan habe, würde ich es nicht genießen", sagte Bosz dem "Guardian". "Wenn ich auf der Bank sitze, will ich mir selbst einen schönen Nachmittag machen. Wenn ich den selbst habe, haben ihn auch die Fans."

Peter Bosz mit seiner jungen Amsterdamer Mannschaft. Foto: Imago
Peter Bosz mit seiner jungen Amsterdamer MannschaftBild: imago/M. Müller

Balleroberung nach maximal fünf Sekunden

Bosz hat Cruyffs Pressing-Philosophie weiterentwickelt. Maximal zwei Sekunden soll ein ballführender gegnerischer Spieler seine Ruhe haben. Spätestens dann soll ein Bosz-Kicker ihm zusetzen und den Ball abjagen - Letzteres nach weiteren drei Sekunden. "Der Gegner braucht ungefähr fünf Sekunden, um in die richtigen Positionen zu kommen", sagt der neue BVB-Trainer. "Wir müssen den Ball in dieser Zeit zurückerobern." Für seine Spieler bedeutet das Konzept viel Einsatz und Laufbereitschaft. Und Bosz verlangt technische Fertigkeiten. "Jeder Pass muss auf den richtigen Fuß kommen, die Übungen werden sofort wiederholt, wenn etwas nicht klappt. Das ist wie Unterricht in der Schule", sagte Amin Younes, deutscher Offensivspieler in Reihen von Ajax Amsterdam in einem Interview des Internetportals "Sportbuzzer" über das Training von Peter Bosz. "Harte Bälle in den Fuß, sauberes Passspiel, Zutrauen, Spaß haben", das sei der Stil des niederländischen Coachs.

Junge Spieler werden gefördert

Wer nicht mitzieht, wird ausgebootet. So widerfuhr es etwa dem Niederländer Riechedly Bazoer, der jetzt beim Bundesligisten VfL Wolfsburg unter Vertrag steht. Auf der anderen Seite fördert er junge Spieler, die seine Spielphilosophie umsetzen, bei Ajax etwa die Angreifer Bertrand Traore und Kasper Dolberg oder Verteidiger Matthijs de Ligt. Seine junge Mannschaft schaffte es immerhin bis ins Finale der Europa League, wo sie sich jedoch Manchester United geschlagen geben musste. Den niederländischen Meistertitel verpasste Ajax äußerst knapp: Am Ende hatte Amsterdam einen Punkt Rückstand auf Feyenoord Rotterdam.

Bosz spricht fließend Deutsch

Der Einstieg bei Borussia Dortmund sollte Bosz nicht allzu schwer fallen. Schließlich hat auch sein Vorgänger Thomas Tuchel auf junge Talente gesetzt - und sie stürmen lassen. Der neue BVB-Trainer spricht fließend Deutsch, als Spieler schnürte er 1998 für den damaligen Bundesligisten Hansa Rostock die Fußballschuhe. Bosz gilt als umgänglicher Typ. Nur wenn es um seine Spielphilosophie geht, versteht der Niederländer keinen Spaß. Ein Grund für seinen Abschied aus Amsterdam soll ein Streit mit den ständigen Ajax-Trainern Dennis Bergkamp, Hennie Spijkerman, Carlo l'Ami und Björn Rekelhof über die Ausrichtung des Spiels gewesen sein. Von der Vereinsspitze fühlte sich Bosz dabei nicht ausreichend unterstützt. Diese Botschaft sollte bei den BVB-Oberen angekommen sein.

Auf seine neue Aufgabe freut sich der Niederländer nach eigenen Worten. "Ich bin stolz, dass ich für so einen großen Verein arbeiten darf", sagte Bosz bei Pressekonferenz der Dortmunder, bei der er als neuer Trainer des Bundesligisten vorgestellt wurde. "Der BVB gehört zu den zehn größten Klubs in Europa - eine junge Mannschaft, die gelbe Wand, das ist legendär."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter