Angeblich Chemiewaffen auf syrischer Basis
11. April 2017Demnach geht die US-Regierung davon aus, dass auf der von ihren Streitkräften angegriffenen Luftwaffenbasis in der Nähe der syrischen Stadt Homs chemische Waffen lagerten. Die Tomahawk-Marschflugkörper seien bewusst nicht auf die Depots abgefeuert worden, in denen das Giftgas mutmaßlich gelagert gewesen sei, sagte Pentagon-Sprecher John Thomas in Washington. Es habe vermieden werden sollen, dass das Gas freigesetzt werde.
US-Verteidigungsminister Mattis: Ein Fünftel von Assads Luftwaffe vernichtet
Dennoch sei ein erheblicher Teil der Luftwaffe des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zerstört worden, teilte US-Verteidigungsminister James Mattis mit. "20 Prozent der operativen Flugzeuge" der syrischen Armee seien vernichtet worden. Zusätzlich seien Tankanlagen und Luftabwehrsysteme zerstört oder beschädigt worden, so Mattis. Die syrischen Regierungstruppen seien damit nicht mehr in der Lage, auf diesem Stützpunkt Maschinen zu betanken oder neu zu bewaffnen. Die Nutzung der Start- und Landebahn sei von nachgeordneter militärischer Bedeutung. Mattis reagierte damit offenbar auch auf Berichte, wonach die syrische Luftwaffe von dem mit 59 US-Marschflugkörpern des Typs Tomahawk beschossenen Flugplatz bereits kurze Zeit später wieder Einsätze flog.
Merkel und May unterstützen US-Militäraktion
Mattis warnte die syrische Regierung: Sie sei "schlecht beraten, nochmals chemische Waffen einzusetzen". US-Präsident Donald Trump hatte den Raketenbeschuss von Al-Schairat mit einem Giftgasangriff am Dienstag vergangener Woche auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun begründet. Dieser wurde nach Überzeugung der USA von syrischen Regierungstruppen verübt. Bei dem Angriff waren 87 Zivilisten getötet worden, darunter viele Kinder. Laut Trump sollen die Flugzeuge mit dem Nervengas von Al-Schairat aus gestartet sein.
Nach Angaben des Weißen Hauses versicherten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May in Telefonaten mit dem US-Präsidenten, dass sie die Militäraktion in Syrien unterstützen. Sie teilten die Einschätzung mit Trump, dass der syrischen Präsidenten Assad für den vermutlichen Giftgasangriff verantwortlich sei, hieß es in einer Mitteilung.
USA: Bekämpfung von IS und Al-Kaida hat weiter Priorität
Gleichzeitig betonte Pentagon-Sprecher Thomas, dass sich der Fokus des US-Militärs in Syrien durch den Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt nicht geändert habe und bestätigte damit die Darstellung von US-Außenminister Rex Tillerson. Die Mission in Syrien richte sich gegen die Terrormilizen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Kaida, man beteilige sich nicht an dem Bürgerkrieg, sagte Thomas. Ähnlich äußerte sich auch der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer.
Die Bekämpfung des IS habe weiter oberste Priorität für die USA, erklärte Spicer. Gleichzeitig schloss er jedoch weitere militärische Operationen der USA nicht aus. "Wenn man zusieht, wie Babys und Kinder vergast werden oder unter Fassbomben leiden, dann ist man augenblicklich geneigt zu handeln", sagte Spicer.
Er erneuerte die Aufforderung von Präsident Trump an die internationale Gemeinschaft, sich dem Kampf der USA zur Ablösung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad anzuschließen. Es gehe um die Vernichtung von Chemiewaffen, aber auch um die Herstellung einer politischen Situation, die zu einer neuen Führung in Damaskus führe.
Hat Russland vom Giftgasangriff gewusst?
Darüber hinaus strebten die USA weiter die Einrichtung von Sicherheitszonen in Syrien an. Dabei, so Spicer, schließe die US-Regierung auch eine Zusammenarbeit mit Russland nicht aus. Die Menschen in Syrien wollten nicht ihr Land verlassen müssen, sondern verlangten nach Sicherheit. "Den Konflikt zu deeskalieren, den IS in Schach zu halten, das ist die größte humanitäre Entlastung, die wir leisten können", sagte Spicer.
US-Außenminister Tillerson will nach dem G7-Treffen in Italien an diesem Mittwoch zu Gesprächen nach Moskau weiterreisen. Dort soll es auch um Syrien gehen. Die US-Regierung möchte nach eigenen Angaben den russischen Präsident Wladimir Putin davon überzeugen, die Unterstützung von Assad zu beenden. Gleichzeitig unterstellte ein Regierungsbeamter in Washington, Russland habe bereits frühzeitig von dem Giftgas-Angriff der syrischen Armee gewusst und versucht, ihn zu vertuschen.
ww/jj (afp/dpa)