Peking 2022: Krönung für Schwedens Curling-König
19. Februar 2022Sein Rücken ist lädiert, ebenso wie sein Ellbogen, an dem er schon zwei Operationen über sich hat ergehen lassen müssen. Auch die Knie und sein rechtes Sprunggelenk zwicken - dabei betreibt Niklas Edin eine Sportart, die, von außen betrachtet, kaum ruhiger sein könnte: Curling. In diesem Sport ist der Schwede eine Legende und hat so gut wie alles schon gewonnen, inklusive Bronze und Silber bei Olympia. Doch die Jahrzehnte des Steineschiebens fordern ihren Tribut, angesichts der körperlichen Wehwehchen war Peking die wohl letzte Chance des 36-Jährigen auf Gold. In der Vorrunde hatte er mit seinen Schweden gegen Großbritannien verloren. Das Finale in er gleichen Paarung entwickelte sich zu einem Krimi. Lange hatten die Briten geführt. Auch sie waren mit großer Hoffnung und Sehnsucht in dieses Endspiel gegangen, eine langandauernde Durststrecke zu überwinden: 1924 bei der Premiere der Winterspiele in Chamonix gewann das britische Team den Curling-Wettbewerb. Seither nie wieder. In Peking drehte sich die Partie kurz vor dem Ende: Edin konnte den Vorsprung der Briten zum Ende der Partie wettmachen. Ein extra End musste entscheiden. "Denkt nicht so viel nach," rief Edin seinem Team in dieser entscheidenden Phase zu. Die Schweden behielten die Nerven, der letzte Stein des britischen Skip Bruce Mouat verfehlte das Ziel. Während Großbritannien weiter eine Wiederholung des Triumphs vor knapp hundert Jahren warten muss, darf sich Schweden freuen. Es ist das erste Curling-Gold für die Skandinavier überhaupt und die Krönung für Niklas Edin.
Im Olympischen Eiskanal waren die deutschen Bobfahrerinnen nicht zu schlagen und holten Gold und Silber.
Porteus trotz den widrigen Bedingungen
Stimmt die Geschwindigkeit, passt der Absprungwinkel? Dafür ein Gefühl zu haben, ist enorm wichtig für die Skifahrer in der Halfpipe. Brausender Wind, aufgewirbelter Schnee und schwer einzuschätzende Böen sind da wenig willkommen. Auch Nico Porteus musste das erfahren. In seinem letzten Durchgang stürzte er, wie auch viele seiner Konkurrenten. Doch insgesamt kam der Weltmeister aus Neuseeland mit den Bedingungen am besten zurecht. In einem starken ersten Lauf schraubte er sich trotz des Windes bis zu vier Meter hoch aus der Halfpipe und reihte Trick an Trick - das reichte für Gold. Vor vier Jahren hatte Porteus schon eine olympische Bronzemedaille gewonnen. David Wise aus den USA, Olympiasieger der vergangenen beiden Spiele, musste sich diesmal mit Silber begnügen. Bronze ging an seinen Landsmann Alex Ferreira (86,75), der 2018 Silber geholt hatte.
Team-Wettbewerb verschoben
Während die Ski-Freestyler trotz des widrigen Wetters ihre letzte Olympia-Entscheidung durchzogen, wurde der Team-Wettbewerb der alpinen Skiläufer auf Sonntag verschoben. Zu stark war der Wind am Olympia-Berg Xiaohaituo. Die Begeisterung der Teams für ein Rennen am Sonntag gehe aber "Richtung Null, weil alle jetzt genug haben und schauen, dass sie hier rauskommen", sagte der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier.
Vom Wetter beeinträchtigt war auch der Ski-Marathon. Erstmals in der Geschichte von Winterspielen musste die Distanz verkürzt werden, Wind und vor allem eisige Temperaturen wären sonst zu kräftezehrend gewesen. Also ging das Feld statt über 50 nur über knapp 30 Kilometer ins Rennen. Alexander Bolschunow gewann und holte seine dritte Goldmedaille. Der 25-Jährige aus dem Team des Russischen Olympischen Komitees setzte sich vor seinem Landsmann Iwan Jakimuschkin sowie dem Norweger Simen Hegstad Krüger durch.
Gold für Belgien und die Niederlande
Belgien darf sich über die zweite Goldmedaille bei Winterspielen freuen - nach 74 Jahren Wartezeit. Im Eissschnellauf Massenstart gewann Top-Favorit Bart Swings vor den Südkoreanern Chung Jae Won und Lee Seung Hoon. Bei den Frauen war erneut Irene Schouten aus den Niederlanden nicht zu schlagen. Nach den Siegen über 3000 m und 5000 m verwies Schouten die Kanadierin Ivanie Blondin und Francesca Lollobrigida auf die Plätze.
Im Finale dabei war auch Claudia Pechstein. Drei Tage vor ihrem 50. Geburtstag erreichte die fünfmalige Olympiasiegerin als einzige deutsche Starterin den Endlauf und belegte dort einen achtbaren neunten Rang. Es ist ein erfolgreicher Abschluss ihrer achten (!) Olympischen Winterspiele.