Peking 2022: Bob-Gold und Schlussfeier
20. Februar 2022Eine einzige große und begehbare LED-Fläche bedeckte den Boden des "Vogelnests" in Peking und zauberte erstaunliche Licht- und Bildeffekte ins Stadion - die Schlussfeier der Olympischen Winterspiele bot visuell nie dagewesenes. Unter den Augen von Chinas Staatspräsident Xi Jinping und IOC-Chef Thomas Bach zogen die Sportlerinnen und Sportler ein. Das deutsche Aufgebot wurde von Fahnenträger Thorsten Margis angeführt. Der Bob-Anschieber hatte wenige Stunden zuvor noch Gold gewonnen. Dementsprechend breit fiel sein Lächeln aus. Die Zeremonie in Peking dürfte auch für in persönlich der Schlusspunkt seiner Karriere gewesen sein. Kurz vor dem Erlöschen des Olympischen Feuers wurde die Olympische Flagge traditionell an den nächsten Gastgeber weitergereicht. 2026 werden die Winterspiele in Mailand und Cortina d'Ampezzo ausgetragen.
Früh an diesem letzten Wettkampftag schlug erneut die Stunde von Thorsten Margis und seinem Bob-Piloten Francesco Friedrich. Zusammen rasten sie im Eiskanal von Yanqing, schon in der Zweierkonkurrenz zum Sieg, jetzt auch wieder mit dem Vierer. Friedrich ist damit der erste Bob-Pilot, der das olympische Double wiederholt. "Wir sind einfach froh, dass wir es hier geschafft haben. Das war sehr schwierig, hier herrschte ein Top-Niveau", sagte Friedrich anschließend im TV-Interview. Die härteste Konkurrenz kam dabei ebenfalls aus Deutschland: Johannes Lochner gewann Silber, Bronze ging an den Kanadier Justin Kripps und seine Crew.
Einen Tag nach dem Zweierbob-Triumph von Laura Nolte ordnete Bundestrainer Rene Spies Friedrichs Leistung ein. "Ich habe schon viele Bob-Piloten kennengelernt, Andre Lange war auch wahnsinnig im Rennen, aber Franz ist nochmal eine Nummer oben drauf", sagte Spies: "Diese mentale Stärke kann man nicht erklären, die hat man in sich. Er ist der Killer im richtigen Moment." Friedrich ist nun seit sechs Großereignissen ungeschlagen.
Wimpernschlagfinale im Team-Wettbewerb
Viel Pech und nur Blech - das war bis zuletzt die Bilanz der deutschen Ski-Asse, doch im letzten Wettbewerb klappte es doch noch mit einer Medaille. Im abschließenden Team Event fuhr die Mannschaft um Lena Dürr und Linus Straßer zu Silber und verhinderte die zweite Olympia-"Nullrunde" in Folge. Die WM-Dritten verloren ein packendes Finale gegen den Pyeongchang-Zweiten und Topfavoriten Österreich. Nach vier Läufen stand es 2:2, doch nach Addition der jeweils besten Männer- und Frauen-Zeit fehlten nur 0,19 Sekunden auf den Überraschungssieg.
Finnland feiert das erste Olympia-Gold in seiner langen Eishockey-Geschichte. Der Vizeweltmeister gewann im Endspiel in Peking 2:1 (0:1, 1:0, 1:0) gegen die Auswahl aus Russland. Das russische Team schaffte es damit nicht, den Olympiasieg von 2018 zu wiederholen. Vor vier Jahren hatte es in Pyeongchang im Finale einen 4:3-Erfolg über die deutsche Mannschaft gegeben. Bronze ging bei den Winterspielen in Peking an die Slowakei, die am Samstag 4:0 gegen Schweden gewann und damit erstmals als eigenständige Nation eine Olympia-Medaille holte. In der Viertelfinal-Qualifikation hatten die Slowaken das deutsche Team mit 4:0 aus dem Turnier geworfen. Im ansehnlichen, aber weniger spektakulären Endspiel als 2018 brachte Michail Grigorenko (8. Minute) die Russen in Führung. Ville Pokka (24.) und Hannes Björninen (41.) schossen die Finnen danach verdientermaßen noch zum lange ersehnten Triumph.
Einen klaren Erfolg auf Eis feierten die Curling-Frauen aus Großbritannien. 20 Jahre nach Gold in Salt Lake City setzte sich das Team um Skip Eve Muirhead im Finale gegen Japan mit 10:3 durch. Bronze hatten sich einen Tag zuvor die Schwedinnen durch ein 9:7 gegen die Schweiz gesichert.
Johaug gewinnt ihr letztes Olympiarennen
Norwegens Skilanglauf-Königin Therese Johaug hat ihre dritte Goldmedaille der Winterspiele in Peking geholt. Die 33-Jährige gewann den "Marathon" über 30 Kilometer klar vor Jessica Diggins (USA) und Kerttu Niskanen (Finnland). Als beste Deutsche landete Teamsprint-Olympiasiegerin Victoria Carl (Zella-Mehlis) auf dem zwölften Rang. Johaug setzte schon nach neun Kilometern den entscheidenden Angriff und lief fortan ein einsames Rennen. Im Ziel lag sie fast zwei Minuten vor Diggins, es war der zweitgrößte Vorsprung der olympischen Dreißiger-Geschichte. Johaug hatte vor dem Rennen angekündigt, in vier Jahren nicht mehr an Olympia teilnehmen zu wollen. Die 14-malige Weltmeisterin hatte in Peking zuvor Gold im Skiathlon sowie über 10 km klassisch gewonnen, es waren ihre ersten Olympiasiege seit dem Staffel-Gold 2010 in Vancouver. 2018 in Pyeongchang hatte sie wegen einer Dopingsperre nur zugeschaut.
Für einen schönen Abschluss ohne Medaillenkonkurrenz sorgten die Kufencracks beim Schaulaufen.