Eric Frenzel und Kombinierer gewinnen Silber
17. Februar 2022Er musste am längsten auf seinen Einsatz bei diesen Olympischen Winterspielen warten: Eric Frenzel, dreifacher Olympiasieger und bis Montag noch in der Corona-Quarantäne durfte im letzten Wettbewerb der Nordischen Kombination in Peking endlich auch ins Geschehen eingreifen. Und der 33-Jährige ließ sich die lange Wartezeit im Hotelzimmer nicht anmerken. Mit einem guten Sprung auf 132 Meter war mit dafür verantwortlich, dass das deutsche Quartett mit Frenzel, Manuel Faißt, Vinzenz Geiger und Julian Schmid als Vierte mit nur elf Sekunden Rückstand auf die führenden Österreicher in die Loipe gingen.
"Es war eine große Erleichterung. Ich bin sehr glücklich, dass der Sprung jetzt so funktioniert hat. Und dass ich das Vertrauen, dass die Trainer in mich gesetzt haben, mit Leistung zurückgeben konnte", sagte Frenzel. Auf der fünf Kilometer langen Laufstrecke musste er den Folgen der Quarantäne dann aber doch Tribut zollen. Frenzel, der nach Faißt und Schmid als dritter deutscher Läufer ins Rennen ging, hatte bei den Anstiegen einige Mühe zu folgen, lief aber zunächst eine Lücke auf die Spitze wieder zu. Einen weiteren Angriff konnte der Routinier dann nicht mehr kontern und übergab mit 38 Sekunden Rückstand als Vierter an Geiger. Danach fiel er völlig erschöpft in den Schnee, blieb ausgepumpt liegen und musste schließlich von Helfern aus dem Zielraum gebracht werden.
Schlussläufer Vinzenz Geiger gelang es anschließend, den Rückstand auf Japan und Österreich aufzuholen. Olympiasieger Norwegen mit Jörgen Graabak, der nun als erster Kombinierer viermal Gold gewinnen konnte, war bereits enteilt. Im Endspurt um Silber machte es Geiger dann wie bei seinem Olympiasieg vor einigen Tagen im Einzel: Am letzten Anstieg zog er das Tempo an und gewann den Sprint vor Japan und Österreich.
Bei der Flower Ceremony, der schnellen Siegerehrung direkt nach dem Rennen, war Frenzel aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei. "Es hat sich völlig verausgabt", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch der ARD. "Aber es geht ihm schon wieder besser." Er sei wieder auf den Beinen, brauche aber noch ein paar Minuten Ruhe. Den Gewinn seiner insgesamt siebten Medaille bei Olympischen Spielen hatte Frenzel tatsächlich glatt verpasst. "Ich habe eben erst erfahren, dass wir Silber geholt haben", sagte er ein paar Minuten nach der Zeremonie. "Ich bin überglücklich."
Emotionale Bronzemedaille nach Videobeweis
Auch die Flower Ceremony im Skicross der Frauen war eine besondere: Daniela Maier schien gar nicht recht zu wissen, wie ihr geschah. Erst als sie das Podest bestieg, lächelte sie aber doch und verdrückte einige Tränen. "Ich habe gewusst, dass eine Chance da ist, aber dass ich kämpfen muss, weil die Mädels echt stark sind", sagte Maier anschließend im ARD-Interview und weinte noch immer. "Ich dachte eigentlich, ich bin Vierte, aber so ist es natürlich schon besser. Ich hatte eigentlich schon damit abgeschlossen."
Die deutsche Skicrosserin war in einem engen Finalrennen Letzte über die Ziellinie gefahren, dann aber begann das Nachspiel eines Rennens, das möglicherweise noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Nach langem Hin und Her und intensivem Betrachten des Videobeweises disqualifizierte die Jury die drittplatzierte Schweizerin Fanny Smith, weil sie Maier kurz vor dem Ziel behindert hatte. Smith hatte vor dem letzten Sprung einen Ski ausgestellt und Maier dabei fast zu Fall gebracht.
Doch Maier schien die Medaille auf diese Art und Weise nicht gewinnen zu wollen. Im Gespräch mit den Konkurrentinnen, die neben ihr im Zielraum warteten, betonte sie, dass die Aktion in Ordnung gewesen sei. "Nein, nein, nein! Das war korrekt", war zu hören. Als die Entscheidung gegen Smith fiel, schüttelte Maier den Kopf und diskutierte an der Seite der Schweizerin mit den Offiziellen und schien nicht einverstanden zu sein. Für den Deutschen Skiverband ist es die erste Olympia-Medaille in dieser Disziplin, die seit 2010 im Programm ist. Gold und Silber gewannen die Schwedin Sandra Näslund und Marielle Thompson aus Kanada.
Eiskunstläuferin Walijewa ist dem Druck nicht gewachsen
Nach dem tagelangen Wirbel um ihr Dopingvergehen hat die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa im olympischen Damen-Einzel Platz vier belegt. Die 15-Jährige konnte ihre Führung aus dem Kurzprogramm nicht verteidigen. Gold ging mit 255,95 Punkten an die russische Weltmeisterin Anna Schtscherbakowa. Silber sicherte sich deren Teamkollegin Alexandra Trusowa, Bronze ging an die Japanerin Kaori Sakamoto.
Walijewa zeigte Nerven und patzte in der Kür gleich mehrfach. Sie stürzte beim Vierfach-Salchow und auch der Vierfach-Toeloop gelang nicht ganz. Als um kurz vor 22 Uhr Ortszeit der letzte Ton des "Bolero" von Maurice Ravel verklungen war, schlug Walijewa die Hände vors Gesicht. Hintergrund ist der positive Dopingtest Walijewas, die zuvor das russische Team zu Gold in Peking geführt hatte. Das Dopingvergehen aus dem Dezember war erst nach dem Team-Finale bekanntgeworden. Der Internationale Sportgerichtshof Cas hatte der Europameisterin in einem Eilverfahren danach erlaubt, auch am Damen-Einzel teilzunehmen.
Shiffrin scheitert auch in der Kombination
Die Olympischen Winterspiele in Peking sind einfach nicht die Veranstaltung der Mikaela Shiffrin. Nach ihrem frühen Aus im Riesenslalom und Slalom, kam die US-Amerikanerin auch in der Kombination nicht ins Ziel. Dabei hatte sie nach der Abfahrt als Fünfte mit gerade einmal 56 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Führende in aussichtsreicher Position gelegen. Doch im abschließenden Slalom unterlief dem Ski-Superstar gleich im ersten Lauf erneut ein Fahrfehler und sie musste die Jagd auf die Medaillen ein weiteres Mal vorzeitig beenden. Gold ging an Michelle Gisin aus der Schweiz vor ihrer Teamkollegin Wendy Holdener und Federica Brignone aus Italien.
Dabei hätte Shiffrin für die Kombination noch Hilfe von ihrer italienischen Konkurrentin und Freundin Sofia Goggia bekommen. Die Silbermedaillengewinnerin in der Abfahrt stellte Shiffrin für die Kombinationsabfahrt ihre schnellen Skier zur Verfügung und versah das Ganze mit einer rührenden Botschaft.
"Fly Mika, you can" stand auf einem kleinen Zettel, der auf die Ski geklebt war. "Ich habe es am Start gesehen und hätte beinahe angefangen zu weinen", sagte Shiffrin dem TV-Sender NBC. Im Slalom hatte sie dann wieder ihre eigenen Bretter an den Füßen - und schied aus.
Kanadierinnen gelingt Eishockey-Revanche gegen USA
Mit ihrem sechsten und siebten Tor in einem olympischen Finale hat Marie-Philip Poulin Kanadas Eishockey-Frauen in Peking wieder zu Gold geführt. Die Kapitänin traf beim 3:2 (2:0, 1:1, 0:1) im Duell mit dem Erzrivalen USA doppelt und setzte damit ihre Rekordserie fort: Im vierten Endspiel nacheinander versenkte "Captain Clutch" den Puck im Tor - eine Marke, die bei Frauen und Männern unerreicht ist.
Der Lohn war Poulins dritte Goldmedaille und die erfolgreiche Revanche für die 2:3-Niederlage 2018 in Pyeongchang gegen die Amerikanerinnen nach Penaltyschießen. Das erste Tor zum insgesamt fünften Triumph für die Rekord-Olympiasiegerinnen aus dem Eishockey-Mutterland erzielte Sarah Nurse (8.) vor Poulins Doppelpack (16./30.). Die achtmalige Weltmeisterin Hilary Knight (37.) und Amanda Kessel verkürzten 13 Sekunden vor Schluss für das US-Team.
Takagi über 1000 Meter am schnellsten
Nach dreimal Silber endlich Gold: Sprinterin Miho Takagi hat Japan das erste Eisschnelllauf-Gold bei den Olympischen Winterspielen in Peking beschert. Die 27-Jährige siegte über 1000 Meter in 1:13,19 Minuten vor der Niederländerin Jutta Leerdam (+ 0,64 Sekunden) und Brittany Bowe aus den USA (+ 1,42). Als ihr Sieg feststand, fiel Takagi ihrem Trainer in den Arm und weinte. Sie hatte zuvor jeweils Silber über 500 Meter, 1500 Meter und in der Teamverfolgung gewonnen. Die sechsmalige Olympiasiegerin Ireen Wüst aus den Niederlanden belegte im letzten olympischen Rennen ihrer Karriere in 1:15,11 Minuten den sechsten Rang.
"Lügen"-PK der Olympia-Organisatoren
Aufsehen erregte die tägliche Pressekonferenz des IOC, an der diesmal Yan Jiarong, die Sprecherin des Organisationskomitees BOCOG teilnahm. Angesprochen auf die Menschenrechtslage in China nannte sie unter anderem Berichte über die Situation der Uiguren "Lügen" und betonte zudem, dass Taiwan ein Teil Chinas sei.