Umweltzerstörung "schädigt die Menschheit"
25. September 2015"Jede Schädigung der Umwelt ist eine Schädigung der Menschheit", erklärte der Papst bei seiner ersten Rede vor der UN-Vollversammlung. Dabei gebe es ein "Recht auf Umwelt". Die heute verbreitete Wegwerfkultur treffe die Ärmsten der Welt am härtesten. "Tatsächlich führt ein egoistisches und grenzenloses Streben nach Macht und materiellem Wohlstand dazu, sowohl die verfügbaren materiellen Ressourcen ungebührlich auszunutzen, als auch diejenigen auszugrenzen, die schwach und weniger tüchtig sind."
Mehr als feierliche Verpflichtungen
Wie schon in den Tagen zuvor bekräftigte Papst Franziskus seine Forderung nach mehr Klimaschutz. Mit Blick auf die Agenda 2030, die am gleichen Tag verabschiedet werden soll, betonte der Pontifex, er hoffe auf grundlegende und wirksame Vereinbarungen. "Es reichen nicht die feierlich übernommenen Verpflichtungen", stellte er klar. Es müsse darum gehen, etwa Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung, Sklavenarbeit, Drogen- und Waffenhandel, Terrorismus und internationale organisierte Kriminalität so schnell wie möglich zu überwinden.
Franziskus hatte im Juni seine Enzyklika "Laudato si" vorgelegt. Die darin formulierten umfassenden Forderungen nach gerechter globaler Entwicklung und Klimaschutz bekräftigte er seither bei zahlreichen Gelegenheiten.
Soziale Gerechtigkeit und Atomausstieg
In seiner Rede widmete sich Franziskus auch dem Thema der sozialen Gerechtigkeit. Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation von Entwicklungsländern warnte er vor Zinswucher: "Die internationalen Finanzbehörden müssen über die nachhaltige Entwicklung der Länder wachen und diese vor einer erstickenden Unterwerfung durch Kreditsysteme schützen."
Darüber hinaus würdigte der Pontifex den Atomkompromiss mit dem Iran. Doch das sei nur ein Anfang. Ziel müsse die Abschaffung aller Nuklearwaffen sein. Franziskus ermahnte die Weltgemeinschaft zugleich zur Einhaltung der von den UN beschlossenen Rechtsnormen. Es öffne sich eine Büchse der Pandora voller unkontrollierbarer Kräfte, wenn Maßgaben nur bei Belieben eingehalten würden, mahnte er. Die UN-Charta müsse "ohne Nebenabsichten als obligatorischer rechtlicher Bezugspunkt beachtet und anwendet" werden. Die vor 70 Jahren gegründete Organisation sei "noch verbesserungsfähig und zugleich notwendig".
Der politische Papst
Seit drei Tagen hält sich der Papst bereits in den USA auf. Seine erste Reise durch die Vereinigten Staaten ist eine politische. So hat sich das Oberhaupt der katholischen Kirche wiederholt zu den Themen Klimawandel, Einwanderung und Kapitalismus geäußert - und dabei immer wieder kritische Töne angeschlagen.
So mahnte der Pontifex in seiner historischen Rede vor dem US-Kongress angesichts der globalen Flüchtlingskrise eine "menschliche, gerechte und brüderliche" Reaktion an. Darüber hinaus verurteilte er die Waffenlieferungen der USA und forderte erneut die Abschaffung der Todesstrafe. Belohnt wurde das Kirchenoberhaupt vor allem mit Applaus und Zuspruch. Doch nicht bei jedem stieß die päpstliche Agenda auf Verständnis. So verkündete der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nach der Papst-Rede im Washingtoner Kongress: "Ich glaube nicht an den Klimawandel." Extremes Wetter seien aber schlicht natürliche Phänomene, betonte der Konservative.
Ambitionierte Zukunftsvisionen der UN
Im Anschluss an die Rede des Papstes begann in New York der größte Gipfel in der 70-jährigen Geschichte der UN. Mit einem ehrgeizigen Vorhaben: Rund 160 Staats- und Regierungschefs verabschiedeten die Sustainable Development Goals (SDGs) - die Nachhaltigkeitsziele bis 2030. Die Vereinten Nationen haben sich dabei nicht weniger vorgenommen, als Hunger und extreme Armut auf der Welt zu besiegen.
Zum Auftakt treten die Sängerinnen Angélique Kidjo und Shakira auf, beide langjährige UN-Botschafterinnen. Darüber hinaus soll die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai vor der internationalen Staatengemeinschaft sprechen. Einige prominente Staatsoberhäupter werden ebenfalls in New York erwartet. So sollen in der erste Sitzung der UN-Generalversammlung Ägyptens Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi, der indische Premierminister Narendra Modi und sein türkischer Amtskollege Ahmet Davutoglu sprechen.
nin/sc (dpa, afp, kna)