Omar Ben Yedder: "Die AfDB braucht frischen Wind"
28. Mai 2015DW: Wie bewerten Sie die Leistung von Donald Kaberuka, dem bisherigen Präsidenten der Afrikanischen Entwicklungsbank?
Omar Ben Yedder: Kaberuka hat eine solide Leistung hingelegt. Er hat eine Bank mit großem Potenzial geerbt und es geschafft, dieses Potenzial in konkrete Ergebnisse umzuwandeln. Natürlich ist die AfDB nicht perfekt. Es gibt noch viele Baustellen. Beispielsweise müsste die Bank schneller werden, wenn es um die Kreditvergabe oder Projektfinanzierung geht. Reformen stehen also sicherlich an, aber alles in allem hat die Bank unter Kaberuka sehr gut abgeschnitten.
Wird Kaberukas Nachfolger eine starke Finanzinstitution erben?
Ja, sicherlich. Die Bank ist gut aufgestellt. Heute ist die AfDB die Institution der Wahl für jedes große afrikanische Infrastrukturprojekt und Hauptanlaufstelle für alle, die sich für Investitionen in Afrika interessieren. Auch während der Finanzkrise hat sie sich bewährt und konnte auf den Ebola-Ausbruch schnell reagieren. Sie war die erste Bank, die finanzielle Hilfe zur Bekämpfung der Epidemie geleistet hat. Zudem hat es Kaberuka trotz der Finanzkrise geschafft, die Bank zu stärken, nach außen zu orientieren und zu dezentralisieren. Sie hat mittlerweile mehr als 25 regionale Büros.
Welche Führungsqualitäten braucht der nächste AfDB-Präsident?
Die AfDB braucht jetzt jemanden, der einerseits nach innen schaut und die internen Strukturen weiter reformiert, andererseits aber auch nach außen blickt, um die Bank international besser aufzustellen.
Welche Herausforderungen kommen auf die Bank zu?
Auch wenn viele Mitarbeiter der AfDB sagen, dass sich die Bank gut entwickelt hat, braucht sie meines Erachtens wieder frischen Wind. Die teils langjährigen Mitarbeiter gilt es wieder zu inspirieren. Nach außen sollte die Bank aber auch effektiver werden. Damit meine ich beispielsweise die bürokratischen und langatmigen Prozesse, bis Kredite tatsächlich vergeben werden. Zwar muss die AfDB strenge Standards gegenüber ihren Schuldnern sicherstellen und geht deshalb nur ungern Risiken ein. Dennoch muss sie sich den Herausforderungen des Kontinents in einer sich schnell wandelnden Welt stellen. Beispielsweise hat Afrika millionenfache Lücken in der Infrastruktur, die es zu füllen gilt.
Omar Ben Yedder ist Leiter von IC Publications, einem Verlag in London, der die Zeitschriften New African und African Business herausgibt.
Das Interview führte Isaac Mugabi.