Die Afrikanische Entwicklungsbank gilt wieder als respektable Adresse
21. Juli 2005Die Afrikanische Entwicklungsbank ist ein Kind des Aufbruchs nach der Unabhängigkeit. Vor 41 Jahren erblickte sie das Licht der Welt, weil die Chefs der jungen Staaten Afrikas eine von ihnen selbst kontrollierte und finanzierte Institution für den Aufbau des Kontinents schaffen wollten. Doch wie so viele andere hehre Projekte geriet auch die inter-afrikanische Bank bald ins Trudeln.
Nach heftigem Streit öffneten die Afrikaner ihre Bank 1982 Mitgliedern aus anderen Kontinenten. Heute stellen europäische, amerikanische und asiatische Regierungen 40 Prozent des Kapitals und der Stimmanteile. Auch Deutschland engagiert sich in der für Afrika nach der Weltbank zweitwichtigsten Finanzinstitution. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Uschi Eid, ist eine der Gouverneurinnen der Bank.
Neuwahl des Präsidenten gescheitert
Am Donnerstag und Freitag (21./22.7.2005) kommen in Tunis erneut die Gouverneure der Afrikanischen Entwicklungsbank zusammen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Der erste Versuch war vor zwei Monaten bei der Hauptversammlung in Nigeria gescheitert, weil am Schluss keiner der übrig gebliebenen beiden Kandidaten die nötige Mehrheit erhielt. Anders als vor zehn Jahren bei der ersten Wahl des jetzigen Präsidenten, des Marokkaners Omar Kabbaj, geht es diesmal allerdings nicht darum, einen Sanierer für ein quasi bankrottes Unternehmen zu finden.
Große Kundennähe
Die afrikanische Bank sei für Deutschland ein wichtiges Instrument der Entwicklungszusammenarbeit, sagt Helmut Asche, der für Afrika zuständige Volkswirt bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Sie sei für die GZT in bestimmten Bereichen die "afrikanischere" Finanzierungseinrichtung: "Sie ist an bestimmten Vorgängen und Prozessen näher dran und hat einen Mitarbeiterstab, der zu 80 Prozent aus Afrikanern besteht. Sie hat daher eine sehr, sehr große 'Kundennähe', würde man im Bankengeschäft sagen."
Bestes Rating von Agenturen
Es ist allerdings noch gar nicht lange her, da rief die Bank ganz andere Assoziationen hervor. Viele sprachen vom Augiasstall, und die Kreditwirtschaft stufte die Bewertung der Bank herab, erinnert sich Asche: "Vor zehn Jahren hatte die Bank ein miserables Image: Nepotismus, Korruption, Ineffizienz und so weiter." Es sei ganz wesentlich das Verdienst des jetzt scheidenden marokkanischen Präsidenten Omar Kabbaj, dass die Bank diese Position verlassen konnte. Dass die Bank heute sehr viel besser dastehe, zeige auch das AAA-Rating, das ihr alle Rating-Agenturen gegeben hätten.
Einfluss der Politik zurückgedrängt
Kabbaj straffte und reformierte die Struktur der Bank. Und es gelang ihm, den Einfluss der Politik auf das Tagesgeschäft zurückzudrängen. Seitdem kann sich die Afrikanische Entwicklungsbank wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen: Den Staaten Afrikas Kapital für den Ausbau der Infrastruktur zu beschaffen. "Die Bank ist gerade auch im Vergleich zur Weltbank besonders stark in der Landwirtschaft, zum Teil auch in der Infrastruktur", erklärt Helmut Asche von der GTZ. Gerade der Agrarbereich ist ein Sektor, der bei anderen Institutionen in den letzten Jahren eher vernachlässigt worden sei. Zudem wachse die Afrikanische Entwicklungsbank auch immer mehr in eine strategische Position im Wasserbereich hinein.
Europäer und Amerikaner wollen Reformer
Doch wer kann das Werk des Marokkaners Kabbaj nun erfolgreich weiterführen und ausbauen? Seit dem letzten Wahlgang in Nigerias Hauptstadt Abuja steht Ruandas Finanzminister Donald Kaberuka dem Nigerianer Olabisi Ogunjobi gegenüber. Beide gelten als fähig. Kaberuka konnte bisher die große Mehrheit der nicht-afrikanischen Stimmen auf sich vereinen, darunter die der Europäer und der USA. Diese halten ihn als Externen für besser geeignet, die Reformen weiter voranzutreiben. Ogunjobi, der schon seit mehr als 25 Jahren für die Afrikanische Entwicklungsbank arbeitet, steht dagegen eher für Kontinuität. Ihn unterstützen bisher vor allem die Afrikaner. Der neue Präsident braucht nicht nur die Mehrheit aller Stimmanteile, sondern auch die der afrikanischen Stimmen.