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Oliver Kahn: "100 Prozent für FC Bayern"

7. Januar 2020

Seit Jahresbeginn wird der frühere Weltklassetorwart Oliver Kahn als designierter Nachfolger von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eingearbeitet. Bei seiner Vorstellung beschwört Kahn die "Bayern-DNA".

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Deutschland München | Offizielle Vorstellung Oliver Kahn - FC Bayern Muenchen.
Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoermann

"Ab heute gilt für mich 100 Prozent FC Bayern München", sagt Oliver Kahn bei seiner Vorstellung als "Trainee" des Bayern-Vorstands. Der frühere Torwart der Münchener und der deutschen Nationalmannschaft wird seit Jahresbeginn als Nachfolger von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eingearbeitet. Ende 2021 soll Kahn den Posten übernehmen. Ob er mit dem hohen Erwartungsdruck klarkomme, wird der 50-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz in neuer Funktion gefragt. "Ich kenne das", antwortet Kahn und verweist auf seine lange Zeit im Verein, "ich weiß, wie hoch hier die Erwartungen sind." 

Ziel: Nummer eins

Der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer, der im vergangenen November Uli Hoeneß als Bayern-Präsident abgelöst hat, nennt drei Gründe, warum auf der Suche nach einem Rummenigge-Nachfolger die Wahl auf Oliver Kahn gefallen sei. Der frühere Weltklassetorwart, der in den vergangenen Jahren vor allem als TV-Experte in Erscheinung getreten war, erfülle die drei Grundvoraussetzungen: hohe Fußballkompetenz, wirtschaftliches Know-How und das "Bayern-Gen", wie es Hainer nennt.

"Er lebt und verkörpert den FC Bayern wie kaum ein anderer", sagt der Präsident. Und Kahn nimmt den Ball gerne auf: "Die DNA des Vereins steckt in mir, sie ist immer noch die gleiche geblieben." Deshalb sei der neue Job für ihn auch eine "Herzensangelegenheit", sagt Kahn und formuliert seine Ziele so: "Beim FC Bayern kann es immer nur darum gehen, die Nummer eins zu werden. Wir wollen den Fans hochklassigen, absoluten Weltklassefußball bieten."

Titel in Serie

Bayern-"Stallgeruch" bringt Oliver Kahn in der Tat jede Menge mit. 1994 wechselte der Torwart vom damaligen Bundesligisten Karlsruher SC zum Rekordmeister aus München. 14 Jahre lang stand er für den FC Bayern zwischen den Pfosten und gewann mit dem Verein bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2008 fast alles, was es auf Klubebene zu gewinnen gibt: Acht deutsche Meister-Titel, sechs DFB-Pokalsiege, Triumphe im UEFA-Cup (1996), der Champions League und im Weltpokal (beides 2001). Zweimal (2000, 2001) wurde er zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gekürt, dreimal zum Welttorhüter (1999, 2001, 2002).

Bittere Momente

Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde Kahn 2002 Vizeweltmeister. Nach überragenden Leistungen beim Turnier in Japan und Südkorea - Kahn wurde zum besten Spieler der WM gewählt - unterlief ihm ausgerechnet im Finale gegen Brasilien (0:2) ein Fehler, der zum 0:1 durch Ronaldo führte. Das Bild Kahns, der nach dem Abpfiff tief enttäuscht am Pfosten seines Tors saß, ging um die Welt.

Fußball-Weltmeisterschaft 2002 Finale Deutschland Brasilien Flash-Galerie
Tiefe Enttäuschung nach der WM-Finalniederlage 2002 gegen BrasilienBild: AP

Einen seiner bittersten Momente als Bayern-Torwart erlebte Kahn im Champions-League-Endspiel 1999 gegen Manchester United: In den Schlussminuten musste er noch zweimal hinter sich greifen. Aus dem 1:0 wurde ein 1:2, der fast schon erfüllte Titeltraum platzte. Zwei Jahre später bewältigte Kahn sein "Trauma von Barcelona" auf seine Weise: Im Champions-League-Finale gegen den FC Valencia war er der Matchwinner der Bayern, als er im Elfmeterschießen gleich drei Schüsse parierte.

Zu jener Zeit galt Kahn als bester Torwart der Welt, mit starken Reflexen auf der Linie und einer hervorragenden Strafraumbeherrschung. Die Medien feierten ihn als "King Kahn" oder "Titan"". Der muskelbepackte Keeper war Chef im Strafraum, er dirigierte seine Abwehr und flößte vielen gegnerischen Angreifern allein schon durch seine körperliche Präsenz Furcht ein. 

Kahn: "Vulkahn" ist Geschichte

Gelegentlich schoss Kahn auch über das Ziel hinaus - etwa 1999 im Topspiel bei Borussia Dortmund, als er seine Emotionen im Duell mit den beiden BVB-Stürmern kaum unter Kontrolle halten konnte: Kahn sprang Stephane Chapuisat in Kung-Fu-Manier an und kam dem Hals von Heiko Herrlich mit seinen Zähnen bedenklich nahe. "Gebissen hat er nicht, nur geknabbert," sagte Herrlich hinterher mit einem Augenzwinkern.

Bildergalerie Borussia Dortmund FC Bayern München
An den Hals gegangen - Kahn 1999 im Duell mit Ex-BVB-Stürmer Heiko HerrlichBild: Getty Images

Und auch Oliver Kahn lächelt, als er nun bei seiner Vorstellung als angehender Bayern-Vorstandschef kundtut, dass die Zeiten des "Vulkahns" vorbei seien: "Emotionalität ist wichtig, auf dem Platz und auch auf der Tribüne. Aber ich werde jetzt nicht mehr durch den Meetingraum grätschen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter