Offshore-Windkraft bald konkurrenzfähig
30. September 2015Das Geschäft mit der Windkraft verlagert sich mehr und mehr vor die Küsten Deutschlands. Statt an Land werden immer mehr Offshore-Anlagen gebaut. Der Aufwand ist zwar höher, doch unter dem Strich scheinen sich die Investitionen zu rechnen. Noch muss der Staat einspringen und die Windpark-Betreiber mit Subventionen unterstützen, das könnte sich aber bald ändern.
"Die Technologie wird sich schnell entwickeln und in Zukunft kaum noch von Subventionen abhängen", so Andreas Schröter, Geschäftsführer der technischen Beratungs- und Zertifizierungesellschaft DNV GL. Sein Unternehmen testet und zertifiziert Windparks fast aller Betreiber in ganz Europa. In dieser Woche richtet die DNV GL zum 13. Mal die Hamburger "Offshore Wind Konferenz" aus, einen wichtigen Fachkongress für die Branche. Mehrere hundert Teilnehmer aus Unternehmen und Wissenschaft loten dabei auch das weitere technische und wirtschaftliche Potenzial der Offshore-Windenergie aus.
Offshore-Windparks eröffnen am laufenden Band
In diesem Jahr sind bereits mehrere Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee offiziell in Betrieb gegangen. An diesem Mittwoch wurde der Windpark "Global Tech I" offiziell eröffnet; er liefert mit seinen 80 Windkraftanlagen eine Gesamtleistung von 400 Megawatt und kann damit etwa 445.000 Haushalte mit Strom versorgen. Das Feld ist mit einem Abstand von etwa 140 Kilometern zur niedersächsischen Küste zudem der am weitesten von Land entfernte deutsche Windpark.
Offshore-Windenergie sei noch keine erwachsene Industrie, aber auf dem Weg dorthin, so Andreas Schröter. Rückmeldungen von bereits arbeitenden Windparks in Deutschland deuteten darauf hin, dass sie ihre technischen und wirtschaftlichen Erwartungen übertreffen. Die Erzeugungskosten für Strom aus Offshore-Windkraft seien bei den fortschrittlichsten Anlagen mittlerweile auf 10 Cent je Kilowattstunde gefallen. Vor einem Jahr hätten sie noch bei 15 bis 17 Cent gelegen.
Windenergie wird immer lukrativer
Fällt der Preis weiter, so wäre Strom aus Offshore-Windkraft immer noch doppelt so teuer wie aus Braun- oder Steinkohle. Allerdings nicht mehr wesentlich teurer als Strom aus Windkraftanlagen an Land oder aus Gaskraftwerken. Der Grund für die fallenden Kosten sind Fortschritte bei der Industrialisierung und Massenfertigung der Windparks sowie bei Rationalisierung und Einsparungen. Bei der Wartung und effizienten Steuerung der Anlagen gibt es ebenfalls noch Reserven.
Ein Windpark kann an einem guten Windstandort rechnerisch 4000 bis 4500 Stunden im Jahr unter Volllast erreichen. Das ist ungefähr doppelt so viel wie ein Windpark an Land. Schafft es der Betreiber, die jährliche Laufzeit um zwei oder drei Prozent nach oben zu drücken, so erhöht sich sein Gewinn im Vergleich zur Planung erheblich stärker, nämlich um 20 bis 30 Prozent. Den zusätzlichen Erträgen aus dem Stromverkauf stehen nämlich keine zusätzlichen Kosten gegenüber.
Bru/wen (dpa/AFP)